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04.06.2015 | 14:31 | Ölförderung und -preise 

Opec konkurriert mit Schieferöl um Marktanteile

Wien - Die für Autofahrer angenehmen Zeiten eines fallenden Benzinpreises sind spätestens seit Januar vorbei. Seitdem ist Rohöl um rund 50 Prozent teurer geworden und hat sich bei 65 Dollar pro Barrel (159 Liter) für die Nordseesorte Brent eingependelt.

Ölförderung
Nach ihren Tiefpreisen zu Jahresbeginn haben die Ölpreise zuletzt wieder angezogen. Bei der OPEC-Sitzung in Wien werden Weichen für die nächste Zukunft gestellt. Was passiert mit der Förderquote? (c) flytime - fotolia.com
«Beim Preis haben wir aktuell eine Seitwärtsbewegung», sagt der Analyst der Commerzbank, Carsten Fritsch.

Wohin die Reise mit den Preisen geht, hängt zentral von der Sitzung der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) am Freitag (5.6.) in Wien ab. Wird die Förderquote gedrosselt, um die Preise weiter zu heben, so wie es einige der zwölf Opec-Mitglieder dringend wünschen? Die Vorzeichen stehen aber auf ein «Weiter so!» - und das hat seinen Grund.

«Die Strategie geht auf», sagt Fritsch zur Opec-Politik, die Fördermenge nicht einzuschränken und sich so Marktanteile zu sichern. Auch wenn die Opec das offiziell nicht als Begründung nennt, zielt ihr Plan auf das Konkurrenzprodukt Schieferöl aus den USA und Kanada.

Ein vergleichsweise niedriger Preis (im Juni 2014 kostete ein Barrel noch um die 110 Dollar) macht die Förderung des Schieferöls mittels Fracking weniger attraktiv. «Das Vorgehen ist der erwartete Dämpfer. Die Bohr-Aktivitäten sind deutlich zurückgegangen», bilanziert Fritsch. 25 Wochen lang sei die Zahl der neuen Fracking-Bohrungen gefallen. 646 neue Bohrungen seien der niedrigste Stand seit August 2010. Daher gilt es als wahrscheinlich, dass die Opec an der Strategie festhält.

«Ich glaube, dass die Fördermenge stabil bleibt», sagt auch der Analyst beim britischen Energieberatungsunternehmen KBC, Ehsan Ul-Haq. Saudi-Arabien als weitaus wichtigstes Opec-Land signalisiere, dass die Maßnahmen langsam Wirkung zeigten. Da nütze es wenig, dass der Iran, Venezuela und andere Opec-Länder dringend mehr Geld in der Ölkasse sehen wollten.

«Für die meisten wäre ein Ölpreis erst jenseits der 80 Dollar auskömmlich», meint Fritsch. Aber: In der Opec gibt Saudi-Arabien seit Jahrzehnten den Ton an - und pumpt auf Rekordniveau das «Schwarze Gold» an die Oberfläche.

Nach ihren eigenen Vorgaben sollte die Opec aktuell 30 Millionen Barrel am Tag fördern, es sind aber wohl eher 31 Millionen - rund ein Drittel der weltweiten Produktion. Die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris hat für 2015 einen durchschnittlichen Bedarf an Opec-Öl von rund 29 Millionen Barrel pro Tag errechnet. Ein Preisanstieg ist unter dem Vorzeichen eines Überangebots in diesem Jahr nicht zu erwarten.

Das sind zunächst keine guten Nachrichten für die vielen Schieferöl-Investoren in Amerika. Allerdings gibt es hier laut Ul-Haq eine große Bandbreite an Kosten. «Manche Produzenten können mit 35 Dollar leben, andere brauchen 70 bis 80 Dollar.» Auf längere Sicht sei ohnehin wieder mit einer Ausweitung der Schieferöl-Produktion zu rechnen, meint Ul-Haq. Der aktuelle Preis verlangsame nur das Produktions-Plus in Amerika.

Ein wichtiges Thema für die Opec-Sitzung wird laut Analysten auch die mögliche Rückkehr des Irans auf den globalen Ölmarkt sein. Sollten die Wirtschaftssanktionen gegen die Islamische Republik bei einer Einigung im Atomkonflikt fallen, sei zunächst damit zu rechnen, dass der Iran das gelagerte Öl auf den Markt bringe, sagt Fritsch. Eine Produktion auf Vor-Sanktions-Niveau sei nicht so schnell zu erwarten - und damit auch kein sofortiges großes Öl-Plus auf dem Weltmarkt. «Es ist im Iran sehr wenig investiert worden in den letzten Jahren», meint Ul-Haq mit Blick auf veraltete Ölförderanlagen. (dpa)
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