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07.04.2010 | 17:45 | Nord-Stream 

Ostsee-Pipeline bringt russisches Gas in die EU

Moskau/Greifswald - Nach fünf Jahren harten Ringens um die Ostsee-Pipeline Nord Stream feiert der Gasriese Russland nun den Start des größten Energieprojekts Europas.

Russisches Gas
(c) Joe Gough - fotolia.com
Schon vor dem russischen Festakt mit Kremlchef Dmitri Medwedew an diesem Freitag (9. April) wurden die ersten Rohre in der Ostsee verlegt. Mit dem Bau der rund 1.220 Kilometer langen Pipeline vom russischen Wyborg nach Lubmin bei Greifswald sehen sich auch Moskaus Regierungschef Wladimir Putin und sein Freund, Altkanzler Gerhard Schröder, am Ziel. Gemeinsam haben sie das 2005 beschlossene Vorhaben durchgeboxt, das lange von den baltischen Staaten und Polen sowie Umweltschützern kritisiert wurde.

Deutschland und die Europäische Union versprechen sich von der 7,4 Milliarden Euro teuren Leitung durch die Ostsee mehr Energie- Sicherheit. Und Russland will besonders am wachsenden Energiehunger der EU kräftig verdienen.

Wenn der erste von zwei Strängen Ende 2011 Gas von Russland, dem weltweit größten Gasproduzenten, in die EU pumpt, sollen auch die Energiekrisen wie zuletzt in der Ukraine Geschichte sein. Das Transitland bleibt zwar ein wichtiger Partner. Doch ist der Ruf des Landes seit den «Gaskriegen» mit Russland angekratzt. Zuletzt saßen im Januar 2009 auch in Osteuropa viele Menschen im Kalten, weil Moskau im Streit um Lieferpreise mit Kiew den Gashahn zugedreht hatte.

Seit der Wahl von Viktor Janukowitsch zum ukrainischen Präsidenten bessern sich zwar die Beziehungen zwischen Moskau und Kiew.

Allerdings muss die finanziell gebeutelte Ukraine ihr völlig marodes Pipeline-Netz rundum erneuern. Ein Plan für die Sanierung mit Kosten in Höhe von mehreren Milliarden Euro ist bislang nicht in Sicht. Die Probleme in der Ex-Sowjetrepublik veranlassten Russland ungeachtet vieler Bedenken die Pipeline durch die Ostsee anzustoßen.

Rückendeckung erhielt «Gas-Putin», wie Moskaus Medien den Ex- Kremlchef oft nennen, von Altkanzler Schröder. Dieser wurde nach seiner Amtszeit Vorsitzender beim Aktionärsausschuss des russisch dominierten Betreiberkonsortiums Nord Stream. Als «Chef-Lobbyist» sollte der Ex-Kanzler Misstrauen gegen das riesige russische Projekt aus anderen Ostseeländern ausräumen. Zudem band der russische Gasmonopolist Gazprom als Mehrheitseigner bei der Nord Stream AG die europäischen Energieriesen Eon, BASF/Wintershall und aus den Niederlanden Gasunie als Teilhaber mit ein.

Im Wettlauf um die Energieversorgung Deutschlands und anderer EU- Länder schafften die Russen gegen die Konkurrenz etwa der Nabucco- Leitung rasch Fakten. Insgesamt 26 Banken, darunter federführend die Commerzbank, sorgen für das Geld. Große Verlegeschiffe versenken in den kommenden Monaten die vor allem in einer Fabrik in Mülheim an der Ruhr hergestellten Stahlrohre in der Ostsee, durch die das Gas von sibirischen Feldern künftig fließt. Etwa 75 Prozent der russischen Gasexporte gehen in die 27 EU-Länder.

Mit der Nord-Stream-Pipeline sollen durch die beiden Leitungen künftig 55 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich gepumpt werden. Das entspricht dem Energiebedarf von rund 26 Millionen Haushalten. Damit soll Nord Stream maximal elf Prozent des gesamten Energiebedarfs in der EU decken. Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage in der EU bis 2030 um knapp 200 auf dann 516 Milliarden Kubikmeter Gas ansteigt.

Um Nord Stream mit dem russischen Gasnetz zu verbinden, verlegt Gazprom zudem auf dem Festland eine 917 Kilometer lange Leitung. Von Greifswald aus werden zwei Leitungen in Richtung Süd und West mit einer Gesamtlänge von 850 Kilometern durch Wingas Transport und Eon Ruhrgas gebaut, um an das europäische Netz anzuknüpfen.

Fraglich ist aber, ob in den deutschen Gewässern die Arbeiten für die Trasse wie geplant im Mai beginnen können. Die Umweltverbände BUND und WWF klagen gegen die Baugenehmigung für einen 50 Kilometer langen Abschnitt vor der Anlandestation. Im flachen Greifswalder Bodden soll die Leitung nicht auf dem Meeresboden verlegt, sondern mit Rücksicht auf die Pflanzen- und Tierwelt eingegraben werden. Nord Stream will die Rohre nach der Heringslaichsaison verlegen. An Land gibt es keine Probleme. «Wir sind davon überzeugt, am 15. Mai auch im Wasser starten zu können», sagte Nord-Stream-Sprecher Steffen Ebert. (dpa)
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