Darüber hinaus komme für Firmen mit Lastwagen noch keine andere Antriebsart infrage, «die über Kleinserien oder Prototypen hinausgeht», teilten ADAC Mittelrhein (Koblenz) und TÜV Rheinland (Köln) am Freitag mit. «Bei Brennstoffzelle-, Oberleitungs- und Batterieantrieb sind Technologie und Infrastruktur für den Unternehmensalltag noch nicht genügend ausgereift», erklärte der Leiter des Kompetenzzentrums für alternative Antriebe beim TÜV Rheinland, Stefan Behrning.
Die Ergebnisse der Untersuchung sollten an diesem Freitag bei einem Online-Seminar anstelle des coronabedingt abgesagten traditionellen Nürburgring-Truck-Symposiums vorgestellt werden. Experten hatten zehn seit 2017 vorgestellte Studien zu alternativen Antrieben im Lkw-Fernverkehr ausgewertet sowie mit Unternehmen gesprochen, die bereits LNG-Lastwagen einsetzen. Daraus entstand nach den Angaben ein Online-Gesamtkostenkalkulator, der je nach individueller Situation eines Unternehmens ermitteln könne, welche Antriebsart beim Kauf eines neuen Lkw langfristig am günstigsten sei. Martin Dillinger, Experte für alternative Antriebskonzepte beim TÜV Rheinland, erläuterte: «Nach heutigem Stand gibt es viele Szenarien, in denen ein Gasantrieb wirtschaftliche Vorteile gegenüber einem traditionellen Dieselantrieb bietet.»
Noch nicht technisch ausgereifte andere Lkw-Antriebsarten wie Strom oder Wasserstoff seien bislang zu kostenträchtig für den Unternehmer im Alltag, könnten jedoch mittel- bis langfristig zur Alternative werden. Lkw mit Stromgewinnung von Oberleitungen seien in Deutschland bisher nur auf Teststrecken unterwegs. LNG-Lastwagen sind laut der Untersuchung teurer beim Kauf, aber mit günstigerem
Kraftstoff unterwegs als Diesel-Lkw und zudem bis 2023 mautbefreit. Die Reichweite liege in beiden Fällen bei um die 1.000 Kilometern - im Gegensatz zu rund 400 Kilometern bei Wasserstoff-Lastwagen und nur etwa 150 Kilometern bei Batterie-Lkw. Die Tankzeiten dauerten bei Diesel- und LNG-Lastwagen ähnlich lange.
Bundesweit gibt es der Untersuchung zufolge derzeit 23 LNG-Tankstellen, 17 weitere sollen in diesem Jahr noch folgen. Wasserstoff-Tankstellen für Lkw seien kaum vorhanden, das Schnelllade-Netz für stromgetriebene Lastwagen müsse erst weiter aufgebaut werden. Der
Bundestag hatte im Mai entschieden, den Anreiz der Mautbefreiung für Transportunternehmen bis 2023 zu verlängern, um sie zur Umrüstung ihrer Lkw-Flotte auf klimafreundlichere Antriebe zu bewegen. Der ohnehin angeschlagene Schienen-Güterverkehr sieht sich im Wettbewerb mit der Straße vernachlässigt und protestiert dagegen.