«Aber er ist leider ohne ernsthafte Alternativen», sagte König der Deutschen Presse-Agentur. Er verglich die Suche mit einer Gipfelbesteigung. Zur Frage, was dabei die schwierigsten Herausforderungen seien, sagte König: «Dass die Seilschaft auch bei schwierigen Wetterverhältnissen zusammen bleibt und ganz wesentlich, dass die Kondition ausreicht.»
Auf die Frage, welche früheren Fehler vermieden werden sollten, sagte König: «Zu hoffen, dass Weggucken und Wegducken das Problem schon irgendwie aus der Welt schafft.» Dauerhafte Sicherheit vor den gefährlichen Abfällen werde nur erreichbar sein, wenn sich jetzt darum gekümmert werde.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze warnte am Samstag zum Auftakt einer digitalen Fachkonferenz vor «politischen Erwägungen» bei der Endlagersuche. Die SPD-Politikerin sagte, sie könne gut nachvollziehen, dass sich niemand ein Endlager in seiner näheren Umgebung wünsche. «Aber Deutschland braucht ein Endlager.»
Es müsse das gemeinsame Ziel sein, einen Standort auszuwählen, der für eine Million Jahre die bestmögliche Sicherheit biete, sagte Schulze. Entscheidender Faktor seien wissenschaftliche Befunde und geologische Daten. Politische Erwägungen und Bundesländergrenzen spielten keine Rolle. Die Voraussetzungen in Deutschland seien gegeben, um ein Endlager zu finden, es seien aber noch keine Fakten geschaffen worden.
Auf der Fachkonferenz erläuterte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) interessierten Bürgern ihren Ende September vorgelegten Zwischenbericht. Demnach sind 90 Gebiete in Deutschland nach geologischen Kriterien grundsätzlich geeignet für ein Atomendlager.
In einer nächsten Phase soll die Zahl der möglichen Standorte begrenzt werden. Der lange heftig umkämpfte Salzstock Gorleben in Niedersachsen ist bereits raus. Als Grund wurden geologische Mängel genannt.
Daran und am Verfahren hatte es viel Kritik gegeben, etwa aus Bayern und aus ostdeutschen Ländern. So hatte die Fraktionsvorsitzende der Linken in Thüringen, Susanne Hennig-Wellsow, gesagt, der gefährliche
Abfall sollte dort entsorgt werden, wo mit ihm Milliarden verdient worden seien, nämlich im Westen. «Es kann doch nicht sein, dass Thüringen zum Atom-Klo wird.»
König sagte, das Suchverfahren habe zum Ziel, dass die beste geologische Struktur in Deutschland den Ausschlag für die Standortentscheidung gebe. «Nur so kann die Auswahl als fair und für den Standort als akzeptabel erscheinen. Für diesen Weg haben auch alle Bundesländer in dem Gesetzgebungsverfahren ihre Hand gehoben.
Die Glaubwürdigkeit des Verfahrens steht und fällt mit der Tatsache, dass noch nicht einmal der Eindruck erweckt wird, dass eine sachfremde Einflussnahme auf Entscheidungen ausgeübt wird.»
Bürgerinitiativen und
Umweltverbände äußerten Kritik am reinen Online-Format der Auftaktveranstaltung zur Fachkonferenz, das wegen der Corona-Pandemie gewählt worden war. Die Diskussions- und Interaktionsmöglichkeiten würden dadurch massiv einschränkt. König wies die Kritik zurück: «Es fällt manchen leichter, anderen schwerer, in der neuen Zeit anzukommen.»
Das Endlager für hoch radioaktive Abfälle aus den Kraftwerken soll unterirdisch in Salz, Ton oder Kristallin, also vor allem Granit, entstehen. 2031 soll der Standort gefunden sein, der
Bundestag entscheidet darüber. Ab 2050 sollen Behälter mit strahlendem Abfall unterirdisch eingelagert werden. Bis Ende 2022 soll in Deutschland das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen.