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13.03.2022 | 07:30 | Kraftstoffmarkt 

Unternehmen fordern stärkere Entlastung bei hohen Kraftstoffpreisen

Magdeburg - Unternehmen verschiedenster Branchen in Sachsen-Anhalt fürchten angesichts explodierender Kraftstoffpreise um ihre Existenz.

Spritpreise
Viele Unternehmen ächzen unter der Last steigender Kraftstoffpreise. Dabei ist das Ende der Preisspirale möglicherweise noch nicht erreicht. Nun fordern die Firmen Hilfestellung vom Bund. (c) proplanta
Für die heimische Verkehrsbranche werde es langsam eng, sagte ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Die Probleme könnten rasch existenzbedrohend werden.

Spediteure etwa verhandelten bereits mit ihren Kunden, um die Kostensteigerung zumindest teilweise weiterzugeben, sagte der Sprecher. Im nötigen Umfang sei das aber kaum möglich, da die Kunden so hohe Kosten selbst nicht stemmen könnten, auch wenn sie kompromissbereit seien. Taxiunternehmen, die zu vorgeschriebenen Tarifen arbeiteten, seien häufig nicht mehr rentabel, führte der Sprecher aus.

«Wer jetzt nicht zusätzliche Einnahmen beispielsweise über Krankentransporte generieren kann, ist massiv bedroht.» Auch für Busunternehmen, die im öffentlichen Nahverkehr ebenfalls feste Preisvorgaben hätten, stelle sich die Existenzfrage.

Nicht nur auf Verkehrsunternehmen lasten die aktuell hohen Spritpreise schwer. Auch Handwerksbetriebe sind beispielsweise betroffen - insbesondere die mit einem größeren Fuhrpark, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer in Magdeburg, Burghard Grupe.

«Im Flächenland Sachsen-Anhalt müssen sie zum Teil weite Strecken zurücklegen, um zum Auftraggeber zu fahren. Viele Betriebe haben außerdem bundesweit Baustellen, hier erhöhen sich die Kosten enorm.» Zudem benötigten die Mitarbeiter Autos, um überhaupt zur Arbeit zu kommen. «Die ursprünglichen Kalkulationen der Unternehmen gehen nicht mehr auf», betonte Grupe.

Grupe prognostizierte eine Umlegung der Kosten auf die Kunden, wodurch die Preise kräftig steigen dürften. Zusammen mit den ohnehin schon auf die Handwerkspreise aufgeschlagenen hohen Rohstoffpreisen dürfte sich das auch auf die Auftragslage auswirken.

«Wir erwarten hier vorerst keine Entspannung und befürchten, dass dies die Übernahme oder Gründung von Betrieben weiter ausbremst.» Er vermute, dass die Entwicklung auch negative Auswirkungen auf Geschäftsmodelle wie zum Beispiel mobile Friseure habe, sagte Grupe.

«Der enorme Anstieg der Preise war in dieser Höhe nicht absehbar (...), die Mehrausgaben wirken sich 1:1 aus», schrieb eine Sprecherin des Landesverbandes Hauskrankenpflege. Besonders die ambulante Pflege sei betroffen. Anders als andere Branchen könnten die Kosten nicht sofort auf Kunden umgelegt werden, sondern man müsse diese erst verhandeln, erläuterte die Sprecherin. «Selbst dann wirkt es erst für die Zukunft, nicht aber rückwirkend!» Eine sofortige Verhandlungsaufnahme sei zudem nicht immer möglich, da Laufzeiten von Preisvereinbarungen einzuhalten seien.

Die Betriebe bräuchten dringende Entlastung, sagte der Sprecher der IHK Halle-Dessau. Die Mineralölmärkte spielten noch immer wegen des Ukrainekriegs und der befürchteten Folgen verrückt. Die Möglichkeiten der Politik seien begrenzt, räumte der Sprecher ein. Aber die Belastungen könnten gemildert werden. Dafür müsse der staatliche Anteil an den Spritpreisen reduziert werden.

«Wenn Energiesteuern und die zusätzliche CO2-Bepreisung zumindest zeitweise ausgesetzt würden, könnte das eine Entlastung von vielleicht rund 50 Cent pro Liter bringen.» Polen habe das vorgemacht, dort liegen die Preise derzeit entsprechend niedriger. Auch die LKW-Maut auszusetzen, würde Entlastung schaffen, erklärte der IHK-Sprecher.

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) hatte zuletzt gar die Einführung eines temporären Gewerbediesels - wie in einigen Nachbarländern - gefordert. Die Versorgungssicherheit durch die Logistikwirtschaft und der Reisebusverkehr seien bedroht.

Das Bundeswirtschaftsministerium müsse jetzt «ein klares Signal» senden. Steuervergünstigungen wie eine Rücknahme der CO2-Steuer seien unerlässlich, sagte ein BGL-Sprecher.
dpa/sa
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