Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
26.08.2010 | 05:15 | Biosprit  

Weltpremiere: EADS lässt auf der ILA Flugzeug mit reinem Biotreibstoff aus Algen fliegen

Berlin - Auf der ILA 2010 in Berlin präsentiert EADS eine Weltpremiere: ein Flugzeug, das mit reinem Biotreibstoff aus Algen fliegt.

Algen
(c) proplanta

Eine mit zwei AE300 Triebwerken von Austro Engines ausgestattete DA42 New Generation von Diamond Aircraft nimmt an den täglichen Flugvorführungen im Rahmen der Luftfahrtausstellung teil. Durch den höheren Energiegehalt des Algentreibstoffs ist der Verbrauch der Diamond DA 42 New Generation um 1,5 Liter pro Stunde geringer im Vergleich zu konventionellem JET-A1 Treibstoff - bei gleicher Leistung. Bei Tests hat sich außerdem gezeigt, dass nur relativ geringfügige Änderungen und Einstellungen an den Triebwerken des Flugzeugs vorzunehmen waren, um Biotreibstoff aus Algen nutzen zu können.

Algen gelten als zukunftsträchtiger Rohstoff für Biotreibstoff, da bestimmte Arten hohe Anteile an Öl enthalten. Dieses Öl kann für den Einsatz auf unterschiedlichen Gebieten extrahiert, verarbeitet und raffiniert werden. Mikroalgen werden bereits seit vielen Jahren kommerziell für Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika gezüchtet, ihr Nutzen als bedeutende Quelle für alternativen Treibstoff ist jedoch erst in jüngster Zeit stärker in den Vordergrund gerückt.

Mikroalgen vermehren sich schnell und erzeugen mindestens dreißig Mal mehr pflanzliche Substanz (Biomasse) als zum Beispiel Raps. Als Anbaufläche genügen Brachflächen, zur Bewässerung kann Schmutz- oder Salzwasser in einem Kreislauf genutzt werden. Eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion besteht also nicht. „Unsere Flugdemonstration mit reinem Biotreibstiff aus Algen ist eine Weltpremiere und ein bedeutender Meilenstein in unserer Forschung“ sagt Dr. Jean Botti, der Chief Technical Officer (CTO) der EADS. „Daraus ergeben sich völlig neue Möglichkeiten für klimaneutrale Flüge und wir werden unsere Forschungen in diesem faszinierenden Bereich weiter vorantreiben. Biotreibstoffe der dritten Generation sind mehr als nur ein Ersatz für herkömmliche Energieträger. Sie bringen ganz neue Möglichkeiten für die Antriebe der Zukunft.“

Abgasmessungen deuten darauf hin, dass der Algen-Biosprit acht Mal weniger Kohlenstoff enthält als Kerosin aus fossilen Rohstoffen. Aufgrund des sehr geringen Stickstoff- und Schwefelgehalts von Biotreibstoffen im Verhältnis zu fossilen Brennstoffen emittieren Biotreibstoffe außerdem bis zu 40 Prozent weniger Stickoxide und sehr geringe Mengen Schwefeloxide (ca. 10 ppm gegenüber 600 ppm bei normalem Jet-A1-Treibstoff/Kerosin). Algen können in ausreichend großen Mengen erzeugt werden, ohne landwirtschaftlich nutzbare Böden zu besetzen oder Trinkwasser zu verbrauchen.

Die Forschungsergebnisse von EADS zeigen, dass die zur Produktion von Biotreibstoff aus Algen notwendige Technologie bereits vorhanden ist, jedoch weitere Entwicklungsarbeit bis zur breiteren industriellen Produktion investiert werden muss. Deshalb arbeitet EADS mit Partnern an einem Pilotprojekt für den Aufbau der notwendigen industriellen Infrastruktur.

Das Projekt wird von den EADS Innovation Works, dem Forschungs- und Technologienetzwerk von EADS geführt und vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie über die Regierung von Oberbayern im Rahmen des bayerischen Luftfahrtforschungs- und Technologieprogramms (Projekt Bay68 „Biotreibstoff aus Algen“) gefördert. Partnerschaften bestehen mit der IGV GmbH Potsdam und dem Flugzeug- und Motorenhersteller Diamond Aircraft/ Austro Engines, Österreich. Für die Flugerprobung und die Demonstrationsflüge wurde das aus Algen extrahierte Öl von Biocombustibles del Chubut S.A. in Argentinien geliefert und von VTS Verfahrenstechnik Schwedt, Deutschland, zu Biotreibstoff weiterverarbeitet.

Gegenwärtig ist die Erzeugung von Algenöl deutlich teurer als die Förderung von Erdöl. Damit Treibstoff aus Algen mit Kerosin konkurrieren kann, muss sich die Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf eine kostengünstige Produktion von Biotreibstoff unter Verwendung industrieller Mengen an Kohlendioxid konzentrieren.

„Als Systemarchitekt von Flugzeugen und Hubschraubern sehen wir es als unsere Aufgabe an, die Forschung auf dem Gebiet von Biotreibstoffen zu unterstützen, obwohl wird selbst nicht direkt im Energiegeschäft tätig sind“,sagt EADS CTO Jean Botti. „In enger Zusammenarbeit mit führenden Forschungsinstituten sowie Regierungen und beteiligten Unternehmen weltweit setzt EADS daher auf die Erforschung geeigneter Alternativen zu fossilen Treibstoffen, um die Zielsetzungen der Luftfahrtindustrie in Sachen Klimaschutz zu verwirklichen.“ Zu den vom Advisory Council for Aeronautics Research in Europe (ACARE) angestrebten Zielen gehört die Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes um 50 Prozent und der Stickoxide (NOx) um 80 Prozent bis 2020.

EADS ist ein weltweit führendes Unternehmen der Luft- und Raumfahrt, im Verteidigungsgeschäft und den dazugehörigen Dienstleistungen mit einem Umsatz von € 42,8 Mrd. im Jahr 2009 und über 119.000 Mitarbeitern. Zu EADS gehören Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security. (EADS)

Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken