Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.03.2023 | 01:57 | Heizungswechsel 
Diskutiere mit... 
   1   2

Wie realistisch sind Habecks Heizungspläne?

Berlin - Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hat die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zum Verbot von Öl- und Gasheizungen kritisiert.

Heizungsanlage
Die angestrebte Heizwende ist eine gigantische Aufgabe, vor der Hausbesitzer, Staat, Industrie und Handwerk stehen. Die geplanten schärferen Vorgaben für den Einbau neuer Heizungen ab 2024 sorgen weiter für Kritik - auch aus der SPD. (c) proplanta
Die Zeitplanung sei nicht realistisch und stifte am Ende mehr Schaden als Nutzen, sagte der SPD-Politiker der «Bild am Sonntag». «Leute bestellen jetzt panisch neue Gas- und Ölheizungen. Und viele Probleme sind nicht geklärt: Gibt es genug Installateure? Was ist mit den Menschen, die sich keine Wärmepumpe leisten können?»

Er erwarte, dass sich Habeck dringend mit der Bau- und Wohnungswirtschaft, Heizungsmonteuren und der Energiewirtschaft zusammensetzt und prüft, bis wann welches Ziel zu schaffen sei, forderte Weil. «Wir brauchen beim Umbau des Wärmesystems längere und damit realistischere Übergangsfristen.»

Ein Einbauverbot ab 2024 sei unrealistisch. Weil sprach sich dafür aus, staatliche Hilfen für die Nachrüstung von Heizungen an die Höhe des Einkommens zu koppeln: «Wir sollten nicht den Kauf jeder Wärmepumpe mit einem Festbetrag fördern, sondern die staatliche Hilfe je nach Einkommenshöhe staffeln.»

Kritik kam auch von Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig. «Ich halte diese Pläne für ungerecht und unbrauchbar», sagte die SPD-Politikerin am Sonntag. Für die Wärmewende müssten Anreize gesetzt und Förderprogramme gestartet werden anstatt mit Zwangsmaßnahmen zu drohen.

Hintergrund ist die Diskussion über einen Gesetzentwurf, der für den Einbau neuer Heizungen ab 2024 verschärfte Regeln vorsieht. Nach einer Übereinkunft der Ampel-Koalition aus dem Frühjahr 2022 soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dies könnte auf ein De-facto-Verbot neuer Verbrennerheizungen hinauslaufen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat ein Hilfsprogramm zugesagt. Die für viele Eigentümer und Mieter wichtigen Details für Übergang und Betriebsfristen sind aber noch nicht festgelegt. Gegen einen ersten Gesetzentwurf aus dem Wirtschafts- und dem Bauministerium gibt es Widerstand auch vom Koalitionspartner FDP. Branchenexperten hatten vor einem allzu forschen Vorgehen gewarnt. Die Politik müsse sich an den Realitäten des Marktes orientieren.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Stefan Wenzel (Grüne), warnte vor Panikkäufen. «Einfach möglichst lange an Öl und Gas festzuhalten, kann langfristig deutlich teurer werden, als in den nächsten Jahren auf eine klimafreundliche Heizung umzustellen», sagte er «Zeit Online». «Man sollte sich deswegen jetzt auch nicht hektisch entscheiden, sich schnell noch einmal eine Öl- oder Gasheizung einbauen zu lassen, solange es noch möglich ist.»

Mit Blick auf zusätzliche Fördermaßnahmen sagte Wenzel: «Wir müssen beispielsweise auch Anreize für Vermieter schaffen.» Bereits heute könnten energetische Sanierungsmaßnahmen für selbstnutzende Eigentümer steuerlich gefördert werden: «Dieser Ansatz könnte auf Vermieter und Gewerbe erweitert werden.»

Aus Sicht von FDP-Fraktionschef Christian Dürr ist das Konzept einer Einkommensorientierung der geplanten Hilfen für den Einbau von neuen Heizungen nicht ausreichend durchdacht. «Ich habe die Sorge, dass ein solches Unterstützungsregime ungerecht wird», sagte Dürr der «Mediengruppe Bayern»: «Wir sollten bei Heizungen keine Technologien verbieten, sondern nur Vorgaben zur CO2-Neutralität machen. Es kann doch bald Gasheizungen geben, die mit Wasserstoff betrieben werden können.»

Nach den Worten von Netzagentur-Chef Klaus Müller läuft die Zeit für Gasheizungen ab. Als wichtigste Alternative gelten Wärmepumpen. Allerdings gibt es Sorge, dass die Stromnetze dafür nicht gerüstet sein könnten. Müller betonte dazu in der «Rheinischen Post», man wolle Überlastungsproblemen im lokalen Stromnetz vorbeugen. «Und dabei ist ganz klar, dass Verbraucher nicht abgeklemmt werden dürfen.»

Nur wenn lokale Netzbetreiber eine Gefahr für die Netzstabilität nicht anders abwenden können, könnten sie die Leistung vorübergehend dimmen. Wärmepumpen und Ladesäulen dürften aber nicht ganz abgeschaltet werden, sagte Müller.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Fragende schrieb am 22.03.2023 19:52 Uhrzustimmen(3) widersprechen(3)
"Weil sprach sich dafür aus, staatliche Hilfen für die Nachrüstung von Heizungen an die Höhe des Einkommens zu koppeln: «Wir sollten nicht den Kauf jeder Wärmepumpe mit einem Festbetrag fördern, sondern die staatliche Hilfe je nach Einkommenshöhe staffeln."


Wird mir bei einer Förderung - ähnlich wie bei den Bürgergeldbeziehern - auch ein Schonvermögen von mind. 40.000,--€ zugestanden?
  Weitere Artikel zum Thema

 CO2-Ausgleich in der Kritik: Kann Erdgas klimaneutral sein?

 Es wird Sturm geben - Offene Fragen bei künftiger Wärmeversorgung

 Grünen-Fraktionschefin hofft weiter auf Bewegung bei Solar-Förderung

 Gasnetz könnte schrumpfen

 Habeck sieht Deutschland bei Klimaziel 2030 auf Kurs

  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich