Die Branche litt unter anderem unter den Spätfolgen der
Wirtschaftskrise, als sich viele Banken mit der Finanzierung von Windprojekten zurückhielten. Auch deutsche Unternehmen wie
Nordex und Repower mussten ihre Erwartungen reduzieren. 2011 soll es nun aber wieder aufwärtsgehen. Die Aussichten sind gut - bis 2020 dürften nach jüngsten Berechnungen des europäischen Windenergieverbandes EWEA allein 14 Prozent der europäischen Stromerzeugung aus
Windenergie kommen, 2009 waren es lediglich 4,2 Prozent.
Im vergangenen Jahr trat der Weltmarkt mit einem erwarteten Zubau von rund 33 Gigawatt - immerhin einer Kapazität von etwa 30 Atomkraftwerken - praktisch auf der Stelle. Von alten Wachstumszahlen jenseits der 30 Prozent ist die Branche aber weit entfernt. Genau das macht vielen zu schaffen, weil die Anlagenbauer in der Erwartung eines ungebrochenen Zuwachses weltweit ihre Produktion ausbauten. Ein dadurch verschärfter Wettbewerb drückte die Preise. In der Folge streicht etwa der dänische Weltmarktführer Vestas 3.000 Stellen und macht alte Werke dicht. Diese Gefahr sieht die Branche in Deutschland allerdings nicht: «Wir waren in der Vergangenheit beim Ausbau unserer Werke eher vorsichtig», sagt Repower-Chef Andreas Nauen.
Der Maschinenbauverband
VDMA, der auch die Hersteller von Windanlagen vertritt, rechnet damit, dass sich das Wachstum auf einem niedrigeren, aber nachhaltigen Wachstumsniveau einpendeln dürfte.
Besonders die USA erwiesen sich 2010 als Enttäuschung. Die mit Präsident Barack
Obama verbundene Hoffnung auf eine Energiewende blieb bislang unerfüllt. In den USA dürfte sich der Markt nach Branchenschätzungen sogar auf nur noch fünf bis sechs Gigawatt fast halbiert haben. Ein Grund ist, dass die Energiepreise wegen der anhaltenden Schwäche der US-Wirtschaft deutlich gesunken sind. Neue Windanlagen sind da nicht mehr so lukrativ.
China dagegen rüstet deutlich auf und dürfte mit einer neuen Leistung von 14 Gigawatt mit Abstand zum Windland Nummer eins geworden sein. Die Regierung baut eine eigene Industrie auf, die den Markt künftig auch international aufmischen könnte.
Dass den deutschen Windpionieren wie Repower, Nordex und Enercon eine ähnliche Entwicklung wie in der
Solarbranche drohen könnte, befürchtet die Branche aber nicht. Auch die deutschen Photovoltaik- Unternehmen waren lange Weltspitze, verlieren aber derzeit rapide Marktanteile gegenüber der Konkurrenz aus China. Noch seien die chinesischen Windenergie-Firmen technologisch nicht auf dem Stand der europäischen Konkurrenten, sagt Ulf Gerder vom Bundesverband Windenergie.
Gefahr droht den mittelständisch geprägten Windunternehmen aber von Großkonzernen wie Siemens und General Electric, die mit Macht in das Windgeschäft drängen. Diese Entwicklung sei aber grundsätzlich zu begrüßen, sagt Gerder. «Das kann die Akzeptanz der Branche nur verbessern.»
Das Geschäft in Deutschland sei mit einem Zubau von rund zwei Gigawatt im vergangenen Jahr stabil gewesen, so ein VDMA-Sprecher. Erstmals habe der Anteil der Offshore-Anlagen - also der Windmühlen auf hoher See - mit 125 Megawatt eine nennenswerte Größe erreicht. In diesem Jahr rechnet der Verband mit einer neuinstallierten Leistung von mehr als zwei Gigawatt, davon 300 Megawatt auf hoher See.
Allerdings ist laut Gerder die Verunsicherung aufgrund der unklaren politischen Rahmenbedingungen groß. Das sei Gift für die langfristigen Investitionsentscheidungen in dem Sektor, zumal die oft mittelständischen Unternehmen in Deutschland auf die Vergabe von Fremdkapital angewiesen sind - und bei unsicheren Aussichten halten sich die Banken gern zurück. Die Planung von Windprojekten dauert lange, viel länger etwa als im Solarbereich. Dass nun alle drei Jahre das Erneuerbare-Energien-Gesetz überprüft wird, passt der Branche daher gar nicht. 2012 steht wieder eine Novelle an. (dpa)