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27.07.2021 | 08:49 | Windkraft 

Windenergieausbau an Land geht voran

Berlin - In Deutschland sollen in den kommenden Jahren deutlich mehr neue Windräder an Land gebaut werden - um Klimaziele zu schaffen.

Windenergie an Land
Es dürfte eines der wichtigsten Themen bei Koalitionsverhandlungen nach der Wahl sein: höhere Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Wirtschaftsminister spricht von einem Kraftakt. (c) proplanta
Zwar kommt der Ausbau inzwischen wieder besser voran. Das Niveau aber reicht aus Sicht der Energiebranche bei weitem nicht.

Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will deutlich mehr Tempo. «Ich rechne damit, dass wir den Ausbau der erneuerbaren Energien noch einmal um bis zu ein Drittel steigern müssen», sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

«Für die kommenden Koalitionsverhandlungen werde ich konkrete Vorschläge für neue Ausbauziele vorlegen», sagte Altmaier. Dies betreffe insbesondere Windenergie auf See und an Land sowie Photovoltaik. «Das wird bis 2030 nur durch einen nationalen Kraftakt zu stemmen sein.»

Schon jetzt aber gibt es vor Ort oft viel Proteste gegen Windräder: Verspargelung der Landschaft, zu nahe an Wohngebäuden, Lärm, Konflikte um den Artenschutz, lautet die Kritik. Dazu kommt, dass die Anlagen immer höher werden.

Ohne viel mehr Windräder aber dürfte es schwierig werden, die Energiewende zu bewerkstelligen - den Abschied von fossilen Energieträgern. «Mit der drastischen Verschärfung des deutschen Klimaschutzgesetzes im Juni und der Vorlage des neuen EU-Klimapaketes im Juli ist klar, dass wir unsere Anstrengungen im Klimaschutz deutlich steigern müssen», sagte Altmaier.

«Wir werden zum Beispiel bis zum Jahre 2030 rund 15 Prozent mehr Strom verbrauchen, weil es auf unseren Straßen viel mehr Elektroautos und in unseren Häusern viel mehr Wärmepumpen geben wird, als bisher zugrunde gelegt.

Gleichzeitig werden wir planmäßig alle Atomkraftwerke stilllegen, und viele Kohlekraftwerke werden schneller als angenommen abgeschaltet werden. Deshalb brauchen wir viel mehr neue Windräder und Solardächer, als bisher angenommen wurde.»

2020 waren in Deutschland 420 Windenergieanlagen an Land mit einer Leistung von insgesamt 1.431 Megawatt hinzugekommen. Damit war 2020 das zweitschwächste Ausbaujahr seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 - nach 2019, als ein Tiefststand erreicht worden war.

Nach diesen zwei schwierigen Ausbaujahren sind im ersten Halbjahr 2021 wieder deutlich mehr neue Windenergieanlagen an Land ans Netz gegangen. Nach Branchenangaben wurden 240 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 971 Megawatt installiert - bei der Leistung ist dies eine Steigerung von 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Weil 135 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 140 Megawatt stillgelegt wurden, lag der sogenannte Netto-Zubau bei 831 Megawatt.

Die Talsohle sei durchschritten, sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, am Dienstag. Um die Klimaziele auf europäischer und nationaler Ebene zu erreichen, müsse der Ausbau aber beschleunigt werden. «Wir brauchen deutlich mehr erneuerbaren Strom», sagte Matthias Zelinger, Geschäftsführer von VDMA Power Systems. Die Windenergie müsse das starke Zugpferd sein.

Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit rund 29.000 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 55 Gigawatt. Die bisherige Zielgröße der Bundesregierung lautet 71 Gigawatt im Jahr 2030. Die Energiebranche fordert eine Erhöhung auf 95 Gigawatt bis 2030. Als Hemmnisse für den Ausbau gelten lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, außerdem verzögern viele Klagen die Inbetriebnahme neuer Anlagen. Das wohl größte Problem aber ist aus Sicht der Energiebranche: Es gibt zu wenig ausgewiesene Flächen.

Albers forderte verbindliche Ziele, damit zwei Prozent der Fläche in den Ländern für die Windenergie genutzt werde. Davon seien viele Länder noch weit entfernt. Es gebe ein starkes Nord-Süd-Gefälle. Die «Windländer» mit den meisten installierten Anlagen sind Niedersachsen, Brandenburg und Schleswig-Holstein.

Der «Masseträger» Wind werde aber auch in Baden-Württemberg und Bayern unverzichtbar sein, sagte Albers. Die beiden Länder müssten mehr Flächen bereitstellen. In diesen Regionen steige die Nachfrage nach erneuerbaren Energien stark an. Albers verwies auf Pläne von Autoherstellern, stärker auf die Elektromobilität zu setzen.

Vor allem die 10-H-Regel in Bayern ist umstritten. Sie besagt, dass ein Windrad grundsätzlich mindestens das Zehnfache seiner Höhe von Wohnbebauung entfernt sein muss. Das bedeutet konkret: wenn ein Windrad 200 Meter hoch ist, muss die Wohnbebauung mindestens 2 Kilometer weg sein. Das ist eine deutlich strengere Vorschrift als in anderen Ländern. Die 10-H-Regel müsse abgeschafft werden, sagte Zelinger.

Altmaier sagte, neue Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien müssten heruntergebrochen werden auf die Bundesländer, damit konkret geklärt werde, wie viel wann und bis wo ausgebaut werde. «Ich werde gemeinsam mit den Energieministern der Bundesländer klären, welche Potenziale zu Verfügung stehen. Im Idealfall ergibt sich dann schnell von selbst ein stimmiges Bild, anderenfalls stehen harte Gespräche bevor: Die gesetzlichen Ausbauziele und die Flächenplanungen der Bundesländer müssen am Ende übereinstimmen. Das ist eine gesamtstaatliche Aufgabe. Die vier Jahre bis 2025 werden die bisher spannendsten der Energiewende werden.»

Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock warf der Union eine Blockadepolitik vor: «Immer noch liegt der Windkraftausbau weit hinter dem Notwendigen zurück, auch weil die Union diesen jahrelang behindert hat», sagte sie. «Wer Klimaschutz sagt, muss auch Windräder bauen.»

Baden-Württemberg beim Ausbau der Windräder auf Rang fünf



Das grün-schwarz geführte Baden-Württemberg liegt im Ländervergleich beim Ausbau von Windrädern in ersten Halbjahr auf Rang fünf. Im Südwesten wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 21 neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen 85 Megawatt installiert. Gleichzeitig wurden 4 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 4 Megawatt stillgelegt. Insofern lag der sogenannte Netto-Zubau bei 81 Megawatt.

Das geht aus Zahlen der Branchenverbände Bundesverband Windenergie sowie VDMA Power Systems hervor, die dem ARD-Hauptstadtstudio sowie der Deutschen Presse-Agentur vorlagen. Die Verbände informieren am Dienstagvormittag über den Ausbau.

Vor allem bei der Windkraft hat Grün-Schwarz in Baden-Württemberg einen Aufholprozess vor sich. Die Regierung hat sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, in den kommenden Jahren bis zu 1.000 Windräder aufzustellen. Dazu soll der Staatswald stärker für den Ausbau geöffnet werden. Dort soll jede zweite Anlage errichtet werden. Im Südwesten waren Ende vergangenen Jahres 731 Anlagen in Betrieb. Zum Vergleich: In Niedersachsen drehen sich mehr als 6.350 Windräder.

In ganz Deutschland sind im ersten Halbjahr 2021 deutlich mehr neue Windräder an Land hinzugekommen - das Niveau reicht aber aus Sicht der Branche nicht aus, um Klimaziele erreichen zu können. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 240 neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen 971 Megawatt installiert - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist dies eine Steigerung von 62 Prozent. Im ersten Halbjahr wurden 4 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 140 Megawatt stillgelegt. Hier lag der sogenannte Netto-Zubau bei 831 Megawatt.
dpa
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