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30.01.2020 | 10:15 | Offshore-Ausbau 

Wird der Wind auf See bald knapp?

Hamburg - Bei der Ausweisung neuer Meeresgebiete für Offshore-Windanlagen werden zunehmend die Grenzen dieser Art von erneubarer Energie sichtbar. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie will künftig auch sogenannte Abschattungseffekte berücksichtigen.

Offshore-Anlagen
Bis 2030 will die Bundesregierung die Kapazität der Offshore-Energie nahezu verdreifachen. Noch gebe es genug Platz für Tausende neuer Windräder auf See, sagt das zuständige Bundesamt in Hamburg. Doch an manchen Standorten könnte der Wind knapp werden. (c) halberg - fotolia.com
Modellrechnungen hätten ergeben, dass sich die bis zu 250 Meter hohen Anlagen gegenseitig den Wind wegnehmen könnten. Diese Effekte seien wesentlich größer als bislang angenommen, sagte die Leiterin des Amtes, Karin Kammann-Klippstein, am Mittwoch in Hamburg. Die Bundesregierung hatte im Herbst beschlossen, den Ausbau der Offshore-Windenergie zu beschleunigen. Nun soll bis zum Jahr 2030 eine maximale Leistung von 20 statt 15 Gigawatt installiert sein.

Das Bundesamt muss darum den erst 2019 veröffentlichten Flächenentwicklungsplan überarbeiten, sobald die gesetzliche Grundlage für das Ausbauziel da ist. Im überarbeiteten Plan könnte erstmals auch eine Fläche von 40 bis 70 Quadratkilometern für Anlagen vorgesehen werden, die Windenergie in Wasserstoff umwandeln.

Auf die Frage, ob für den Ausbau genügend Fläche zur Verfügung steht, sagte Kammann-Klippstein: «Es wird irgendwann natürlich eng werden, im Moment ist aber noch genug Platz.» Die Steigerung auf 20 Gigawatt sei möglich. Dafür müssten aber auch die Auswirkungen auf angrenzenden Naturschutzgebiete untersucht werden. Zudem dringe die Industrie auf eine längerfristige Planung für den Bau von Leitungen, um den Strom an Land zu bringen. Ein weiteres Problem stellten Tanker dar. Daten aus Dänemark und den Niederlanden zeigten, dass Öltanker andere Routen durch die deutsche ausschließliche Wirtschaftszone wählten als die übrige Schifffahrt.

In der ausschließlichen Wirtschaftszone waren nach Angaben des Bundesamtes Ende vergangenen Jahres 1.391 Windanlagen mit einer Leistung von gut 7,1 Gigawatt am Netz. Weitere Windräder gibt es in den Küstenmeeren. Nach Angaben der Windindustrie stehen insgesamt 1.469 Windräder mit einer Kapazität von 7,5 Gigawatt auf der deutschen Nord- und Ostsee. An der Stromproduktion hatte die Offshore-Energie laut Bundesamt einen Anteil von 4,1 Prozent.

Die Behörde fördert den Ausbau auch mit Daten. Meteorologische und ozeanographische Messwerte stehen von drei Forschungsplattformen in Nord- und Ostsee zur Verfügung. Windparkbetreiber können damit genauere Wirtschaftlichkeitsberechnungen anstellen.

Den Baulärm im Meer hält Kammann-Klippstein nicht für eine große Gefahr für Schweinswale und andere Tiere. Der Unterwasserschall sei durch eine Anordnung auf 160 Dezibel begrenzt worden. Zudem würden die Meeressäuger vor Beginn von Rammarbeiten aus dem Seegebiet vertrieben. Später kehrten die Tiere wieder zurück. Aber auch den Unterwasserschall will das Bundesamt genauer messen. In der Nordsee begannen im vergangenen Jahr Erhebungen an ausgewählten Stationen, die das Marine Meeresumweltmessnetz (Marnet) erweitern. Ergebnisse werden in diesem Jahr erwartet. Auch für die Ostsee ist der Aufbau eines Überwachungsprogramms geplant.
dpa
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