Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

28.12.2022 | 13:02

Nur wenige Gartenbaubetriebe erzeugen vierblättrigen Glücksklee

Glücksklee
Glück ist käuflich - zumindest wenn es um Glücksklee geht. Die vierblättrigen Kleeblätter werden zu Silvester gern verschenkt. (c) proplanta

Grüne Glücksbringer aus Ostfriesland für die ganze Republik 



Bei Matthias Christoph stapelt sich das Glück kurz vor Silvester gleich palettenweise - zumindest bildlich gesprochen. Denn in seinem Gartenbaubetrieb im ostfriesischen Weener nahe der niederländischen Grenze ist gerade Hochbetrieb: Tausende Töpfe mit vierblättrigem, grünem Glücksklee werden für den Verkauf fertig gemacht, dekoriert, verpackt und dann in alle Ecken Deutschlands versandt - teils sogar ins europäische Ausland nach Ungarn, Bulgarien oder in die Schweiz. «Wir sind mittendrin in der heißen Phase», sagt Christoph kurz vor dem Jahresende.

Für viele sind die vierblättrigen Pflanzen beliebte Glücksbringer, die zur Silvesterparty oder zu Kaffee und Kuchen am Neujahrstag mitgebracht oder verschenkt werden. Der vierblättrige Klee sei ein Zeichen dafür, Glück zu haben oder es in nächster Zeit hoffentlich zu bekommen, sagt Christoph. Sein Zierpflanzen-Betrieb ist einer der sehr wenigen in Deutschland, der den Klee anbaut.

«Mit dem Glücksklee, den man von der Wiese kennt, hat dieser aber nicht viel zu tun», erklärt Christoph. Denn die heimischen Kleesorten (lateinisch: Trifolium) haben nur äußerst selten eine Mutation und vier statt drei Blätter. Deshalb soll es Glück bedeuten, für denjenigen, der so ein seltenes, vierblättriges Kleeblatt findet. Der Zuchtklee, den Christoph dagegen anbaut, hat von Natur aus vier Blätter. Sie sind hellgrün und im Zentrum braun oder violett. Dieser Klee gehört zur Gattung Sauerklee (lateinisch: Oxalis deppei) und stammt ursprünglich aus Mexiko.

Die Größen und Dekorationen, die der Gartenbaubetrieb Christoph produziert, sind vielfältig: Denn als seien die vier Blätter nicht schon Zeichen des Glücks genug, sind manche Töpfe wahlweise auch mit Schweinchen, Schornsteinfeger oder Sektflasche verziert - ganz so, wie es vom Kunden bestellt sei, sagt Christoph.

Die Zeit für die Vermarktung «zwischen den Jahren» ist denkbar knapp. Schon mit dem Jahreswechsel nehme die Nachfrage rapide ab, sagt Christoph. Deswegen bedeutet das Saisongeschäft für ihn und seine rund 20 Beschäftigten kurz vor Silvester jede Menge Stress: Verzierung, Verpackung, Versand, fast alles ist Handarbeit. Die Arbeit beginnt aber schon viel früher im Oktober, wenn der Klee gelegt wird. «Wir bekommen den Klee als Zwiebeln aus Holland».

Diese werde dann in Topfgrößen von 6 bis 13 Zentimetern Durchmesser gelegt. «Der Klee ist eigentlich recht genügsam, was den Energiebedarf angeht», sagt Christoph. Seine Pflanzen wachsen bei 8 bis 14 Grad auf, je nach Entwicklung. Damit man auch noch lange nach Neujahr etwas vom Glücksklee hat, sollte er eher kühl und hell stehen, rät der Experte. Allzu warme Räume mögen die Pflanzen nicht.

In diesem Jahr reihen sich etwa auf einem Drittel von Christophs drei Hektar großen Anbaubetrieb Partien um Partien von Glücksklee aneinander. Zum Jahreswechsel 2000/2001 hatte der Gärtner erstmals mit der Glückskleeproduktion angefangen. Vor zehn Jahren sei die produzierte Menge Klee noch bedeutend größer gewesen, erzählt Christoph. Mittlerweile gebe es aber weniger Abnehmer im Einzelhandel - damit habe sich auch die produzierte Menge verringert.

Der Glücksklee aus Ostfriesland geht an den Lebensmitteleinzelhandel und in den Fachhandel, etwa zu Blumenläden und Gartencentern. Wie viele Pflanzen genau er produziert, verrät Christoph nicht. Auch zum landesweiten Anbau gibt es auf Anfrage bei Gartenbauverbänden keine Zahlen, was wohl an der Nische liegt. Denn die spezialisierten Betriebe, die das pflanzliche Glück anbauen, lassen sich an einer Hand abzählen.

In Norddeutschland gibt es neben Christophs Betrieb nur noch die Gärtnerei Bull in Gönnebek im Kreis Segeberg, die zum Jahreswechsel ebenfalls Glücksklee kultiviert, wie der Wirtschaftsverband Gartenbau Norddeutschland mitteilte. Der Verkauf von Glücksklee mache seit Jahren das Hauptgeschäft zum Jahreswechsel aus, sagt Inhaberin Ulrike Bull.

In diesem Jahr habe es wegen der eingetrübten wirtschaftlichen Lage etwas Unsicherheit bei den Vorbestellungen geben. Wie der Absatz laufe, zeige sich erst in diesen Tagen. «Aber wir denken ein bisschen Glück zu verschenken, ist schon im Trend», sagt Bull.

Während im Betrieb von Matthias Christoph die letzten Paletten Glücksklee versandt werden, stehen schon die nächsten Zierpflanzen für den Start der Gartensaison im Frühjahr zur Aufzucht parat. Bevor es soweit ist, wird Christoph aber selbst zum «Glücksbringer». Einige Pflanzen hebe er sich auf, erzählt er. Kurz vor Silvester setze er sich ins Auto, fahre zu Freunden und verschenke Töpfe mit Glücksklee. «Damit die dann im nächsten Jahr 2023 auch wirklich Glück haben», sagt Christoph.
dpa
zurück
Seite:12
weiter
Kommentieren

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Wie wird der Jahreswechsel in Deutschland?

 Silvester 2023: Furcht vor Krawallen und erhöhte Terrorgefahr

 Verhaltenstraining und Medikamente helfen Hunden gegen Silvester-Angst

 Wetter an Silvester und Neujahr wird ungemütlich

 Wenn die Balance schwindet - was Alkohol im Körper auslöst

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken