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06.02.2011 | 22:29 | Neue Medien 

Ohne neue IP-Adressen wächst das Internet nicht

Zürich - Im Internet hat jeder Computer eine Adresse, die sogenannte IP-Nummer. Jetzt gehen die 4.3 Milliarden Adressen zur Neige.

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(c) Guy Erwood - fotolia.com
Bernhard Plattner, Professor für Technische Informatik an der ETH Zürich, erklärt, warum das Internet trotzdem nicht zusammenbricht und weshalb Anonymität im Netz ein Mythos ist.


Herr Plattner, die IP-Adressen gehen aus. Bricht bald das Internet zusammen?

Keineswegs. Die Reserven der IANA sind zwar aufgebraucht, aber noch lagern Millionen ungenutzter IP-Adressen bei den regionalen IP-Verwaltungszentren und Internet-Providern. Ausserdem steht seit langem der Nachfolger des bisherigen Systems «IP Version 4» (IPv4) bereit, das IPv6.


Wie kann diese neue Generation von IP-Adressen dem Mangel entgegenwirken?

Die neuen IPv6-Adressen sind viermal so lang wie die bisherigen IPv4-Adressen. Waren mit der alten Version insgesamt 4,3 Milliarden Varianten möglich, sind es mit der neuen Version 340 Sextillionen. Das entspricht 340-mal einer Eins mit 36 Nullen - beziehungsweise 667 Billiarden IP-Adressen pro Quadratmillimeter der gesamten Erdoberfläche. Das dürfte vorerst reichen. Doch natürlich weiss niemand, wie das Internet in 50 Jahren aussehen wird.


Was geschieht, wenn das IPv6-System nicht rechtzeitig implementiert wird?

Es ist davon auszugehen, dass in Europa, Nordamerika und Asien zwischen Mai und September 2011 die alten IPv4-Adressen aufgebraucht sind. Wenn künftig ein lokaler Internet-Provider neue IP-Adressen beantragt, erhält er gerade noch 1024 Adressen. Das ist eine lächerlich kleine Zahl. Und sind die Adressen einmal aufgebraucht, wird auch ein Start-Up-Unternehmen, das bei einem Provider lediglich zehn neue Adressen beantragt, leer ausgehen. Kurz: Ohne IPv6 kann das Internet nicht mehr weiter wachsen.


Das neue System steht seit 13 Jahren bereit. Weshalb sind wir jetzt plötzlich unter Zeitdruck?

Die Umstellung auf IPv6 bedeutet Arbeit und kostet Geld. Je grösser ein Netzwerk ist, desto höher sind die Kosten - weshalb bisher viele Unternehmen die Umstellung hinausgezögert haben. Die gute Nachricht: Die meisten internetfähigen Endgeräte, also Computer, Mobiltelefone und dergleichen, sind bereits IPv6-kompatibel. Der Endverbraucher dürfte also wenig von der Umstellung mitbekommen - sofern sie bei den Providern reibungslos über die Bühne geht.


Was, wenn ein Unternehmen mit der Umstellung überfordert ist?

In der Schweiz bildet das «Swiss IPv6 Council» eine Anlaufstelle. Global gesehen lohnt sich ein Blick nach Asien, wo die IPv6-Implementierung bereits weit fortgeschritten ist. Da man In Asien bei der IPv4-Verteilung eher restriktiv war, ist IPv6 bei den Unternehmen relativ beliebt. Doch viele Schweizer Unternehmen, zum Beispiel auch die ETH, scheinen gut gerüstet.


Wer privat im Internet surft, bekommt bis anhin vom Provider eine dynamische, anonyme IP-Adresse zugeteilt. Können die neuen IP-Adressen weiterhin Anonymität gewährleisten?

Mit dem neuen System bekommt wahrscheinlich jedes Gerät eine eigene, feste IP-Adresse, die damit theoretisch direkt zur Identität des Nutzers führt. Doch auch diese Verbindung kann über dynamische IP-Adressen verschleiert werden. Aus meiner Sicht gehört der Mythos der vollständigen Anonymität im Internet aber sowieso der Vergangenheit an - IP-Adressen hin oder her.

Quelle: ETH Life - Das Online-Magazin der ETH Zürich, Lukas Langhard, 04.02.2011
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