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23.07.2012 | 09:15 | Agrarwissenschaften 

Agrar-Doktortitel immer begehrter

Hannover - Wer eine Ausbildung in der Landwirtschaft anstrebt, hat die Wahl zwischen einer Berufsausbildung oder einem Studium.

Studentin
(c) Maksim Shmeljov - fotolia.com
Nicht selten sind nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes Studierende an den Agrarfakultäten bereits ausgebildete Landwirte. Nach dem Studium steht eine weitere Entscheidung an: Viele Absolventen packen auf dem heimischen Betrieb mit an und fassen die Hofübernahme in den Blick. Eine Alternative dazu ist für besonders lernwillige und forschungsbegeisterte Absolventen die Promotion.

In Niedersachsen hat die Georg-August-Universität in Göttingen als einzige Agrarfakultät das Promotionsrecht und ihr Doktortitel ist nach wie vor beliebt: Seit 2001 liegt die Zahl der Promotionen zwischen etwa 40 und 65 pro Jahr. Derzeit sind in den Promotionsstudiengängen der agrarwissenschaftlichen Fakultät rund 250 Promovierende eingeschrieben - auf jede der 31 Professuren kommen etwa acht Doktoranden.

Damit liegt die Agrar-Fakultät der Georgia-Augusta etwas besser als der Bundesschnitt. Wie aus einem Bericht des Statistischen Bundesamtes hervorgeht, betreut ein Professor in der Fächergruppe der Agrarwissenschaften in Deutschland im Schnitt neun Promovierende.

Ein Trend der sich aus den Zahlen der Universitätsstatistik ablesen lässt, ist ein langsam aber recht konstant steigender Frauenanteil. Lag er 2001 bei unter 30 Prozent, so stieg er im vergangenen Jahr auf deutlich über 30 Prozent.

Zwischenzeitlich hatte er sogar über 50 Prozent erreicht. Studiendekanatsreferent Dr. Jörg Heinzemann erklärt: „Dieser Trend ist bei den Bachelor-Absolventen mit einem Frauenanteil von 50 Prozent am deutlichsten zu erkennen und setzt sich bei den höheren Titeln abgeschwächt fort." Heinzemann stellt aber auch fest, dass die Zahl der internationalen Promovierenden steigt. Das liegt nicht nur an einem höheren Interesse der ausländischen Absolventen, sondern auch an den ausgezeichneten Berufsaussichten, die ein Bachelor- oder Master-Abschluss den hiesigen Absolventen eröffnet. Nach weniger als vier Monaten finden 80 Prozent von ihnen eine unbefristete Vollzeitstelle.

Zwar haben nur die Universitäten das Promotionsrecht, doch auch den Absolventen der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück bleibt der Weg zum Doktortitel nicht versperrt. Hier lautet das Schlüsselwort: kooperative Promotion. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit zu promovieren, während man bei einem Unternehmen oder etwa der Hochschule Osnabrück an einem Forschungsprojekt arbeitet.

Friedrich Uhrmacher vom Promotionskolleg beschreibt den üblichen Weg folgendermaßen: Wenn ein Professor unter seinen angehenden Absolventen für eine Promotion besonders geeignete Kandidaten erkennt und diese an einer Promotion Interesse bekunden, so machen sich Professor und Absolvent gemeinsam auf die Suche nach einem Betreuer an einer Universität.

Zwar bietet sich die Universität in Göttingen wegen der räumlichen Nähe an, aber eine Kooperation findet oftmals auch international statt, etwa mit Universitäten in den Niederlanden. Das Promotionskolleg wurde vor einem halben Jahr eingerichtet, um die Doktorandinnen und Doktoranden bei Fragen und Organisation, aber auch finanziell durch Stipendien zu unterstützen. Davon profitieren die derzeit etwa 70 Promovierenden, elf von ihnen streben einen Doktortitel an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur an.

Auch die Universität Göttingen lässt ihren angehenden Doktorinnen und Doktoren Hilfe angedeihen: Seit fünf Jahren müssen sich Promovierende in einem so genannten strukturierten Promotionsstudiengang eingeschrieben. Sie belegen eine Reihe von Modulen, um weitere Fach- und die auf dem Arbeitsmarkt geforderten Schlüsselkompetenzen zu erwerben. In der Kooperation übt sich die Georgia-Augusta wie die Hochschule in Osnabrück.

Heinzemann erzählt mit einem leichten Anflug von Ironie in der Stimme: „Wir haben einen gemeinsamen Studiengang mit der Universität Kassel, und der deutsche Bildungsföderalismus hat es schwieriger gemacht, den Kooperationsvertrag und eine gemeinsame Ordnung für diesen Studiengang aufzustellen als die Kooperation mit einer Universität in Chile." Heute finden zwischen den Agrar-Dekanaten der beiden Universitäten regelmäßige Abstimmungstreffen statt.

Frisch gebackene Doktorinnen und Doktoren in Göttingen dürfen traditionell das Gänseliesel am gleichnamigen Brunnen küssen, nachdem sie in einem kleinen Wagen mitten durch die Fußgängerzone gezogen wurden. Wer seinen Doktortitel an der agrarwissenschaftlichen Fakultät erworben hat, der könnte eine leicht modifizierte Variante dieser Tradition kennenlernen - wenn sich nämlich eine Eskorte aus Traktoren um das Gänseliesel aufstellt. Und im Eifer des Gefechts ist schon so mancher Doktorvater im kleinen Gänseliesel-Brunnen gelandet. (lpd)
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