Menschen mit Behinderung als Hilfskräfte in der Landwirtschaft

Vor einigen Jahren stand für Betriebsleiter Martin S. dann eine Entscheidung an: Sollte der Stall in dem traditionsreichen alten Gebäude umgebaut werden? Oder sollte er eine zusätzliche Hilfskraft einstellen, vielleicht einen Lehrling?

Die Lösung kam von unerwarteter Seite: Die Integrationsbeauftragte in der benachbarten Werkstatt für behinderte Menschen vermittelte zwei junge Mitarbeiter als Praktikanten auf den Hof. "Vom ersten Tag an waren die beiden kaum mehr aus dem Stall herauszukriegen", erzählt der Landwirt von den Anfängen. Das Ausmisten klappte bei so viel Tierliebe schon nach kurzer Einarbeitung sehr zuverlässig. "Ich muss eher schauen, dass die mir nicht noch jeder Kuh die Klauen polieren", schmunzelt Martin S. zufrieden. Er schätzt es, dass nun mehr Leben auf dem Betrieb ist.

Aber auch den finanziellen Aspekt hat der Betriebsleiter gut geprüft. Die beiden Hilfskräfte bleiben bei der Werkstatt für behinderte Menschen sozialversichert, werden von dort bei Bedarf betreut und beraten und der Landwirt zahlt ein entsprechendes Werkstattentgelt aus. Im Laufe der Zeit haben sich beide in vielerlei Helfertätigkeiten eingearbeitet und verbringen oft auch den Feierabend auf dem Hof. "Vieles ist jetzt bei uns sauberer und besser in Schuss", erzählt Martin S., "denn immer wenn gerade nichts ansteht kümmert sich jemand um die Geräte oder kehrt den Hof." Der Betriebsleiter hat so mehr Zeit für die notwendigen Arbeiten und für die jungen Menschen ist der Hof zu ihrem zweiten Zuhause und Lebensmittelpunkt geworden.

Weitere Beispiele für die gelungene Integration behinderter Menschen als Beschäftige auf landwirtschaftlichen Betrieben werden in dem Leitfaden "Zusammen schaffen wir was! - Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in der Landwirtschaft" des Forschungsinstituts für biologischen Landbau vorgestellt. (aid)