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08.03.2013 | 12:42 | Arbeitsverträge 

Gewerkschaft wirft Ernährungsindustrie Missbrauch von Werkverträgen vor

Berlin - Unternehmen in der Ernährungsindustrie nutzen nach Gewerkschaftsangaben zunehmend Werkverträge, um dauerhaft Beschäftigte zu Niedriglöhnen einzusetzen.

Werkverträge Ernährungsindustrie
(c) contrastwerkstatt - fotolia.com
«Das System der Ausbeutung ist fest installiert», sagte Claus-Harald Güster, der Vize-Chef der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), am Donnerstag in Berlin. Nach einer Umfrage unter Betriebsräten gebe es in der Branche inzwischen mit acht Prozent der Beschäftigten mehr Werkvertragsarbeitnehmer als Leiharbeiter (fünf Prozent).

Die Arbeitgeberseite wies die Vorwürfe zurück. «Es ist falsch, wenn vereinzelt behauptet wird, es gebe vermehrt Werkverträge zur Umgehung von Tarifverträgen», teilte die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände mit. Es gebe mehr Werkverträge, weil Arbeitsteilung und Spezialisierung zunähmen, etwa durch Auslagerung von Technik-Aufgaben. Es gebe keinen Grund, das seit Jahrzehnten übliche Instrument Werkvertrag zu diskreditieren.

Die NGG wirft den Betrieben vor, mit Werkverträgen den Mindestlöhnen für Leiharbeiter ausweichen zu wollen. Die Betroffenen verdienten pro Stunde durchschnittlich knapp sechs Euro weniger als die Stammbelegschaft, bei Leiharbeitern seien es fünf Euro weniger. Vorwürfe wegen Werkverträgen hatte es auch schon für andere Branchen gegeben. Konkrete Zahlen haben bisher aber weder Gewerkschaften noch Arbeitgeber vorgelegt.

Die Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss hob hervor, die Zahl der Werkverträge sei in der Branche nicht gestiegen. In Schlacht- und Zerlegebetrieben sei der Anteil schon immer hoch gewesen. «Bei der Tarifbindung haben wir in diesem Bereich noch zu tun», sagte Hauptgeschäftsführerin Valerie Holsboer.

Die Gewerkschaft hob hervor, nicht gegen den Werkvertrag an sich zu sein, wohl aber gegen Missbrauch. «Dagegen haben wir in der Fleischindustrie schon seit vielen Jahren zu kämpfen.» Manche Betriebe ließen 90 Prozent der Arbeit über Werkverträge erledigen. Auch Großbäckereien, Getränkehersteller und Molkereien missbrauchten das Instrument. Güster forderte einen gesetzlichen Mindestlohn, eine stärkere Kontrolle und eine Meldepflicht für Werkverträge. (dpa)
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