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11.04.2007 | 10:34 | Gründungsklima 

Neue Chancen für die Landwirtschaft

Berlin - „Wir brauchen auch in der Landwirtschaft ein besseres Gründungsklima.

Landwirtschaft
(c) proplanta
Ohne eine neue Denkweise, die Hofnachfolger und Existenzgründer  mit neuen Ideen akzeptiert und unterstützt, sieht die Landwirtschaft in ein paar Jahren alt aus“, so Gunther Hiestand, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). Die Agrartagung zu „Hofnachfolge und Existenzgründung in der Landwirtschaft“ sei in dieser Hinsicht ein deutliches Signal. „Weitere werden folgen“, verspricht Gunther Hiestand nach der BDL-Tagung, die der Jugendverband in Kooperation mit der Universität Kassel-Witzenhausen veranstaltet hat.

Junge LandwirtInnen und HofnachfolgerInnen, potenzielle und reelle ExistenzgründerInnen, aber auch gestandene AgrarierInnen, die ihren Betrieb abgeben wollen, waren zur BDL-Agrartagung nach Kassel gekommen. Einen Tag lang diskutierten sie mit ExpertInnen aus Theorie und Praxis über Einstiegsmöglichkeiten in die Landwirtschaft und trugen mit ihren Erfahrungen maßgeblich zum Erfolg der Tagung bei. Regino Esch hat beispielsweise mit einem Landwirtschaftsbetrieb auf der „grünen Wiese“ begonnen und hält jetzt 170 Milchziegen plus Nachzucht zur Käseproduktion. Vor dem Neueinstieg hat er sich lange mit dem Thema Existenzgründung in der Landwirtschaft beschäftigt. – Sein Resümee: Es war schwer, die nötigen Informationen zu beschaffen.

Daneben wurde bei der Tagung sehr deutlich, dass Hofnachfolge und agrarische Existenzgründung nicht länger vernachlässigt werden dürfen. Lange Zeit nahezu als Tabuthemen behandelt, gehören sie verstärkt in die öffentliche Diskussion. Das sei angesichts des Strukturwandels in der Landwirtschaft, aber auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung geradezu von existenzieller Bedeutung. Nicht wenige, heute sehr erfolgreiche BetriebsleiterInnen haben keine gesicherte Hofnachfolge und suchen deshalb nach Alternativen.

Denn EinsteigerInnen in die Landwirtschaft haben mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen. Die meist knappe Kapitaldecke gehört genauso dazu wie der schwierige Zugriff auf Flächen, die landwirtschaftliche Altersvorsorge oder der bereits erwähnte schlechte Zugang zu Informationen und Beratungen, benennt Christian Vieth von der Universität Kassel-Witzenhausen einige davon. Auf der anderen Seite stünden jedoch die hohe Motivation und die Werteentscheidung der potenziellen UnternehmerInnen, so der Wissenschaftler. Zugleich eröffne die Hofnachfolge neue Chancen für die Landwirtschaft. GründerInnen reagierten mit ihren Betriebsideen auf aktuelle Marktsituationen. Zudem realisierten sie, bedingt durch den Kapitalmangel, eher risikoarme Konzepte, stellte er fest.

„Die Hofübergabe ist wie eine mathematische Gleichung“, sagte Hartmut Schneider von der Ländlichen Familienberatung und formulierte: Hofübergabe = Hofaufgabe + Existenzgründung. Er ging insbesondere auf die rechtlichen und sozialen Aspekte des Einstiegs in die Landwirtschaft ein, während Wolfgang Reimer vom Bundeslandwirtschaftsministerium die förderungspolitischen Aspekte in den Mittelpunkt seines Vortrags stellt. „ In Deutschland fehlt eine Gründungskultur“, sagt er.

„Es braucht vor allem einen besseren Zugang zu Informationen, die für Hofnachfolgen und Existenzgründungen in der Landwirtschaft wichtig sind“, zieht der stellvertretende BDL-Vorsitzende Johannes Scharl das Fazit der motivierenden Tagung. Dazu gehört auch, dass keineR der TagungsteilnehmerInnen in der Landwirtschaft ein Auslaufmodell sieht. Vielmehr sei die selbstbestimmte verantwortungsvolle eng mit der Natur verbundene Arbeit eine große Chance.

Allerdings müsse es neben einem Mehr an Wissen über die Einstiegsmöglichkeiten in die Landwirtschaft auch ein Coaching für junge HofnachfolgerInnen bzw. ExistenzgründerInnen, wie es mancherorts schon besteht, geben. Gerade am Anfang stehen rechtliche und Finanzierungsfragen, die sich nur mit fundiertem Wissen und Unterstützung lösen lassen. Denn die Wege in die Landwirtschaft müssten erleichtert werden. Nur dann besteht die Chance, dass diejenigen, die in die praktische Landwirtschaft wollen, auch tatsächlich diesen Weg einschlagen. (BDL)


Weitere Infos:
>
www.landjugend.de
 

 
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