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21.11.2010 | 14:07 | Universität Hohenheim 

Prüfungsstoff Nachhaltigkeit: Studierende bringen Agrar-Ethik auf den Stundenplan

Stuttgart/Hohenheim - Neue Wege in der Lehre: Wer Welthunger nachhaltig besiegen und gleichzeitig ökologische Probleme in den Griff bekommen will, darf nicht allein nach steigenden Erträgen fragen.

Universität Hohenheim
(c) proplanta
Ab dieser Woche bietet die Universität Hohenheim ein englischsprachiges Ethik-Modul für Agrarwissenschaftler an, bei dem soziale und ökologische Aspekte der globalen Landwirtschaft im Mittelpunkt stehen. Titel: „Ethics of Food and Nutrition Security“. Initiiert wurde das Projekt von Hohenheimer Studierenden der Gruppe F.R.E.S.H.

„Business as usual“ ist keine Option mehr - so lautete im Jahr 2008 die klare Botschaft des Weltagrarberichts, der sich mit dem Thema Welthunger befasste. Diese Botschaft bezogen die Autoren auch auf die Agrarwissenschaften. Soziale und ethische Fragen sollten in Forschung und Lehre konsequent einbezogen werden. An der Universität Hohenheim engagiert sich eine junge Generation von Agrarwissenschaftlern genau für diese Vision.

Diese Woche feiern sie einen Erfolg. Auf Initiative der studentischen Gruppe F.R.E.S.H. bietet die Universität Hohenheim ab sofort ein englischsprachiges Ethik-Modul für Agrarwissenschaftler und benachbarte Disziplinen an mit dem Titel: „Ethics of Food and Nutrition Security“. Ethik soll hier kein weiches Randthema sein, sondern mitten im Fokus der Lehre stehen. Selbstverständlich für harte ECTS-Punkte.

 
Modul macht Ethik vom Rand- zum Kernthema

„Es reicht nicht, allein die Erträge zu steigern“, gibt Steffen Schweizer zu bedenken, der an der Universität Hohenheim Agrarwissenschaften im 3. Semester studiert. „Längst könnten wir mit unserer jetzigen Technologie alle Menschen mit Nahrung versorgen. Trotzdem gibt es immer mehr Hungernde und gleichzeitig Übergewichtige. Wir müssen uns fragen, weshalb das so ist.“

Steffen Schweizer gehört zu einem Netzwerk Hohenheimer Studenten mit dem Namen F.R.E.S.H. Die internationale Gruppe besteht aus rund 30 Hohenheimer Studierenden, die zu einem großen Teil aus Afrika und Asien stammen. Seit gut zwei Jahren machen sie sich an der Universität Hohenheim unter anderem dafür stark, dass Ethik in den regulären Stundenplan für Agrarwissenschaften integriert wird.

„Das Modul passt in unser Leitbild als nachhaltige, innovative und internationale Universität“, freut sich der Rektor der Universität Hohenheim Prof. Dr. Hans-Peter Liebig. „Das mehrjährige Engagement unserer Studierenden für dieses Projekt zeigt, dass diese Werte auch unserem wissenschaftlichen Nachwuchs am Herzen liegen.“


Unterstützung von Food Security Center und Lehrstuhl für Gender und Ernährung

Starke Unterstützung bekamen die Studierenden von Prof. Dr. Anne C. Bellows, die den Lehrstuhl für Gender und Ernährung an der Universität Hohenheim leitet und für das neue Modul verantwortlich ist. Ebenfalls beteiligt ist das neue Food Security Center der Universität Hohenheim, an dem rund 50 hochkarätige Experten fachübergreifend zur Bekämpfung des Welthungers forschen.

Inspiration für die Studierenden von F.R.E.S.H. war insbesondere der Weltagrarbericht aus dem Jahr 2008. „Die Autoren fordern ein Umdenken in der Wissenschaft“, erklärt Dhusenti Manoharan, die in Hohenheim den Masterstudiengang Environmental Science im 3. Semester belegt. „Die Agrarwissenschaften würden gut daran tun, einen Teil von Forschung und Lehre der Frage zu widmen: Was bewirke ich mit meiner Forschung? Wie setze ich mein Wissen ein? Welche Verantwortung trage ich dabei?“


Von Land Grabbing bis Tier-Ethik

In den vergangen zwei Jahren haben die Studierende nicht nur über mögliche Inhalte für das neue Modul diskutiert, sondern auch Verbündete unter den Professoren gesucht und sich für eine Teilfinanzierung aus Studiengebühren eingesetzt.

Herausgekommen ist ein Lehr-Konzept, das Theorie und Praxisbeispiele verbindet. Als Dozentin für den ersten Teil des Moduls konnten die Studierenden Dr. Julia Dietrich vom internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften an der Universität Tübingen gewinnen. Sie wird die Studierenden zunächst systematisch für ethische Fragestellungen rund um das Thema Landwirtschaft und Wissenschaft sensibilisieren.

Im zweiten Teil wenden die Studierenden das erworbene Wissen dann in Diskussionen mit wechselnden Gastdozenten an. Dabei wird es um konkrete Praxisbeispiele aus Themenfeldern von Land Grabbing über Tier-Ethik bis zur Rolle von Corporate Social Responsiblity in Unternehmen gehen. (PD)
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