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12.09.2009 | 15:49 | Berufsporträt Besamungstechniker 

Rucksackbulle im Ruhestand

Hannover - 42 Jahre lang war Heinrich Theilen (65) „Ruchsackbulle“. So nennen die Landwirte den Besamungstechniker beim Verband Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOST).

Rucksackbulle im Ruhestand
(c) proplanta
In über vier Jahrzehnten hat er mehr als 262.000 Kühe besamt. Mit großem Erfolg wie Dr. Jan Detterer, Leiter der Besamungsstation Georgsheil, gegenüber dem Landvolk-Pressedienst bestätigt: „Theilen lag immer über der durchschnittlichen Quote von 72 Prozent.“ 1967 begann Heinrich Theilen eine Ausbildung bei der VOST-Besamungsstation in Georgsheil in einem völlig neuen Beruf: Der damals 23-Jährige war weit und breit der erste Auszubildende als Besamungstechniker. Bis in die 1960-er-Jahre war die Besamung von Kühen Aufgabe der Tierärzte.

Aus dieser Anfangszeit, als die Ärzte noch mit dem Motorrad über Land fuhren und das kostbare Sperma im Rucksack transportierten, stammt auch der Spitzname „Rucksackbulle“. Heinen selbst hatte einen Spezialbehälter („Pott“) im Auto, in dem flüssiges Bullen-Sperma mit flüssigem Stickstoff auf minus 196 Grad Celsius gekühlt wurde. Er beschreibt seine Aufgabe so: „Ich musste wissen, was zu dem Betrieb passt. Je nachdem, ob sie eine funktionelle Kuh mit vielen Abkalbungen wollten oder eine, die lange im Bestand bleibt. Dazu wählte ich das Sperma aus.“ Die Landwirte vertrauten Theilen die Qualität ihrer Herde damit ein Stück weit an.

Mit wachsendem Viehbestand stieg auch die Zahl der Erstbesamungen bis auf 8.000 pro Jahr. 1982 erreichte der 65-Jährige sogar als erster in Deutschland die magische Grenze von 100.000 Besamungen. Bis zum Ruhestand sollen es gar 262.000 werden (Nachbesamungen nicht mitgezählt). Der engagierte  Heinen war so motiviert, dass er mit 55 Jahren noch eine berufsbegleitende Ausbildung zum Fachagrarwirt Besamungswesen absolvierte. An sieben Tagen in der Woche war er bis zu 400 Kilometer pro Tag im Gebiet zwischen Hooksiel, Schortens und Wilhelmshaven unterwegs.

Jetzt wurde Theilen von Landwirten und Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Die Abschiedsparty fand auf dem Hof von Enno Schmidt in Gerrietshausen (Landkreis Friesland) statt. Dorthin hatte der Landwirt ihn mit einem Trick gelockt: Er meldete an Theilens letztem Arbeitstag eine Besamung an. Pflichtbewusst fuhr Theilen vor und traf auf dankbare Bauern. Den Kontakt pflegt er übrigens auch als Ruheständler weiter: „Viele Familien kenne ich seit Generationen, da haben sich Freundschaften entwickelt.“  (LPD)
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