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11.04.2007 | 13:13 | Studium 

Studiengebühren und das Leistungsprinzip an deutschen Hochschulen

Berlin - Die Hochschulen können nur so gut oder so schlecht sein wie ihre Professoren.

Studiengebühren
(c) proplanta
Deutsche Universitäten reisen jedoch immer noch in den Waggons der Holzklasse. So lautet das Urteil der Bildungsexperten Uwe Kamenz und Martin Wehrle: "Vom Zug der Innovation, der durch andere Länder rattert, sehen wir nur die Schlusslichter", schreiben Kamenz und Wehrle in ihrem Opus "Professor Untat - Was ist faul hinter den Hochschulkulissen":

"Dieselben Professoren, die ihre eigenen Vorlesungen an Assistenten delegieren, die Doktoranden in der Luft hängen lassen, deren Namen seit Jahrzehnten keine Publikation mehr ziert - diese Professoren haben offenbar alle Zeit der Welt, wenn sie auf eigene Rechnung arbeiten, während ihr staatliches und meist auch stattliches Gehalt weiterläuft. Wie sonst könnten so viele von ihnen 'nebenbei' eigene Firmen führen, Teilhaber von Kanzleien sein, in Aufsichtsräten sitzen, als Gutachter im Dauereinsatz sein und bei keiner Talkshow fehlen", fragen kritisch die beiden Buchautoren. Das Beamtenrecht bremse das Leistungsprinzip. Eine Abschaffung der Verbeamtung sei eine gute Idee - brauche allerdings einen Vorlauf von etwa dreißig Jahren.

Die Leistung der deutschen Professoren ließe sich mit anderen Methoden allerdings über Nacht verdoppeln, ohne einen zusätzlichen Cent. "Wenn Studierende besser betreut würden und all die Energie, die derzeit noch in Nebenjobs fließt, in die Hochschulen flösse", fordern Kamenz und Wehrle. Kritische Stimmen gibt es auch von Personalexperten der Wirtschaft: Es reicht nicht aus, Studenten über Studiengebühren von rund 500 Euro pro Semester abzukassieren und das Hochschulsystem ansonsten so wie in Vergangenheit weiterlaufen zu lassen. Wer von seiner Kundschaft Geld verlangt, muss auch entsprechende Serviceleistungen bieten", so Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash, im Gespräch mit pressetext.

Ähnlich reagieren die Studenten auf die neuen Studiengebühren: Eine große Mehrheit fordert nach einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) http://www.insm.de mehr Mitsprache bei den Hochschul-Investitionen: 77 Prozent aller Studenten, die bereits Studiengebühren zahlen, fordern mehr Leistungen und Angebote von ihrer Hochschule. 90 Prozent wollen mehr Mitsprache darüber, wie die Hochschulen ihre Studienbeiträge für ein besseres Lehrangebot einsetzen.

84 Prozent aller Studierenden fühlen sich von ihren Hochschulen nicht ausreichend über die Verwendung der Gebührengelder informiert und bezweifeln, dass die Mittel tatsächlich für eine bessere Ausbildung verwendet werden. Ganz oben auf der Wunschliste stehen mehr Übungsangebote, mehr Lehrveranstaltungen und generell ein besserer Unterricht. Immerhin zwei Drittel aller befragten Studenten sind davon überzeugt, dass Studiengebühren prinzipiell für Verbesserungen des Lehrbetriebes sorgen können, obwohl Studienbeiträge weiterhin unpopulär sind (nur 33 Prozent dafür).

Die Umfrageergebnisse wurden in Berlin zum Start des neuen Webportals http://www.unicheck.de vorgestellt. Mit dem Portal sollen Studenten eine Möglichkeit bekommen, Wünsche und Beschwerden zu äußern. Herzstück ist ein Fragebogen, auf dem jeder Student das Service- und Studienangebot seiner Uni bewerten kann. Aus den vielen Einzelbewertungen ergibt sich ein Ranking: Welche Hochschule schneidet in punkto Ausbildungsqualität besser und welche schlechter ab, wo haben Maßnahmen gegriffen und wo nicht? Die Studenten haben die Möglichkeit, gute und schlechte Beispiele der Mittelverwendung öffentlich zu machen.

"Als Gebührenzahler haben die Studenten ein Mitspracherecht, wie Ihr Geld für eine bessere Ausbildung eingesetzt wird," erläutert INSM-Geschäftsführer Max A. Höfer. Unicheck schaffe die nötige Transparenz, wie die Hochschulen mit den Studienbeiträgen ihrer zahlenden Bildungskunden umgehen. Unicheck entsteht in Kooperation mit dem Campusmagazin UNICUM http://www.unicum.de, der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und der Tageszeitung Financial Times Deutschland.

Zum Start werden 136 Hochschulen, die in Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen seit diesem Semester Gebühren erheben, im Ranking gelistet. Gleichzeitig werden die Verwendungspläne an jeder Hochschule dokumentiert. Für die 25 größten Universitäten liegen diese Berichte bereits vor. "Einige Hochschulen sollen beim Investieren der Studiengebühren sehr kreativ sein. Da ist von gestopften Haushaltslöchern und glänzenden Imagebroschüren die Rede", sagt Jennifer Litters von UNICUM. Unicheck sei dafür da, solche Fehlgriffe öffentlich zu machen. Aber selbstverständlich sollten auch die guten Beispiele ein Forum finden. (pte)
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