Sie berücksichtigen stärker den Karriereerfolg ihres Partners und stecken selbst zurück, wenn es sein muss. Manche würden sogar ihre eigene Karriere opfern. Das Klischee des Versorgers und des Heimchens – auch heute noch eine Option in manchen Partnerschaften.
Ein eigenes Büro, eigene Mitarbeiter, doppelt so viel Geld wie zuvor und einen Firmenwagen. Ein verlockendes Angebot. Der einzige Haken: ein Umzug in eine andere Stadt. Der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin müssen nicht nur überlegen, was sie selbst wollen. Sie müssen auch den Partner fragen. Doch wie wird dieser sich entscheiden?
In der Studie „Einfluss des Partners auf Karriereentscheidungen“ der Universität
Hohenheim unter der Leitung von Prof. Dr. Marion Büttgen und Jan Ullrich wurden 1.400 Fach- und Führungskräfte bzw. Nachwuchskräfte und ihre Partner befragt. Das Ergebnis: vor allem geschlechterspezifisch zeigen sich deutliche Unterschiede in Toleranz, Akzeptanz und Selbsteinschätzung.
Die Karriere des Mannes ist wichtigerNatürlich spielt Geld für beide Geschlechter eine wichtige Rolle. „Eines unserer Ergebnisse war, dass materialistische Frauen höhere Erwartungen an die Karriere ihres Partners stellen als materialistische Männer an die Karriere ihrer Frauen“, sagt Prof. Dr. Marion Büttgen, vom Lehrstuhl für Unternehmensführung der Universität Hohenheim. „Auch ist es Frauen wichtiger, dass ihr Partner im Falle eines Umzugs am neuen Wohnort einen neuen und passenden Job findet.“ Die Männer, so das Ergebnis der Studie, machen sich darüber weniger Gedanken.
„Es zeigt sich deutlich, dass die Karriere des Mannes als wichtiger angesehen wird als die Karriere der Frau“, ergänzt Jan Ullrich, Doktorand und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Unternehmensführung. „Ein Grund dafür könnte die Familienplanung sein, die für Frauen meist einen größeren Karriereeinschnitt bedeutet.“
Klischeehaftes Rollenbild von Mann und Frau auch heute noch in den Köpfen
„Die Ergebnisse waren für uns teilweise überraschend“, gesteht die Expertin für Unternehmensführung. „Solch ein klischeehaftes Rollenbild hätte ich vielleicht vor 30 Jahren erwartet, nicht aber in unserer heutigen Zeit. Trotzdem scheinen die Klischees vom heimeligen Luxusweibchen und dem aufstrebenden Alphamännchen auch heute noch in den Köpfen vieler Menschen verankert und akzeptiert zu sein.“
Auch in der Selbsteinschätzung zeige die Studie deutliche Unterschiede bei den Geschlechtern auf, so Ullrich: „Während Männer sich fast immer sicher sind, auch im Falle eines durch den Partner bedingten Umzuges am neuen Wohnort sofort einen neuen und passenden Job zu finden, sind Frauen eindeutig skeptischer eingestellt bezüglich der Jobchancen ihrer Männer.“ Entweder, so die Einschätzung der Experten, sind Frauen zu pessimistisch – oder Männer zu sehr von sich überzeugt. „Konfliktpotenzial bringen beide Szenarien“, weiß Jan Ullrich.
Experten raten: Männer, Frauen und Arbeitgeber sollten mehr reden
So problematisch das Bild jedoch scheint, gibt es eigentlich eine einfache Lösung, sagt Prof. Dr. Büttgen: Reden. „Unsere Befragung hat gezeigt, dass die Paare sich zu wenig mit einander unterhalten, ihren Partner gar nicht richtig einschätzen können. Es hilft immer, sich auch schon im Vorfeld einmal über das ‚was wäre wenn‘ zu unterhalten. Oder zumindest dann, wenn es soweit ist, komplett offen mit den eigenen Erwartungen und Ängsten zu sein.“
Dies gelte nicht nur für die Paare – sondern auch für die Unternehmen. „Bei einer geplanten Versetzung wäre es auch für das Unternehmen sinnvoll, den Partner des Mitarbeiters von Anfang an in die Planung mit einzubeziehen und möglichst auch bei der Jobsuche zu unterstützen. Damit zeigt ein Arbeitgeber nicht nur Verständnis, sondern kann auch finanziell einsparen: Einen Mitarbeiter zurückzuholen, weil sich dessen Partner am neuen Standort nicht wohl fühlt oder er keinen passenden Job findet, ist wesentlich teurer, als den Partner von Anfang an mit zu berücksichtigen.“ (Pd)