Damit hat die
DLG nunmehr bereits zum achten Mal drei innovative und praxisnahe Diplom- bzw. Masterarbeiten in der Pflanzenproduktion ausgezeichnet.
Eine unabhängige Jury wählte im Auftrag des DLG-Vorstandes aus den eingereichten, sehr guten Arbeiten drei besonders herausragende aus. Die Preisträger kommen in diesem Jahr von der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, von der Technischen Universität München und von der Humboldt-Universität zu Berlin.
Der Preis ist nach Wilhelm Rimpau, dem „Vater der deutschen Pflanzenzüchtung" und Gründer der Saatzuchtabteilung der DLG benannt. DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer und DLG-Ehrenmitglied Prof. Dr. Jürgen Rimpau, ein Ur-Enkel von Wilhelm Rimpau, übergaben die Preise im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung.
Erster Preis an Iris Gase, Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
Der mit 2.000 EUR dotierte erste Preis geht an Iris Gase von der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg für ihre Masterarbeit zum Thema „Die Bedeutung der drei alpha-Glucan-Synthese-Gene AGS 1, 2 und 3 von Colle
totrichum gramin
icola für vegetative und pathogene Entwicklung“.
Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Holger Deising, Professur für Phytopathologie und
Pflanzenschutz am Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften, betreut.
Es geht um die Blattfleckenkrankheit und Stängelfäule beim Mais mit sehr hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Und der Blick richtet sich auf die Zellwand des Pilzes als möglicher Agressionsort für sowohl fungizide Applikationen, besser noch für genetische Manipulationen.
Mittelfristiges Ziel dieser Arbeit bildet die Strategie, eine stabile Pilzresistenz im Mais dadurch zu erzeugen, dass man Gene des Schadpilzes für die Synthese der Pilzzellwand identifiziert und diese dann durch die Mais-Genetik auf eine Weise konterkariert (Stichwort: RNA-Interferenz-Konstrukte), dass die Zellwand des Schadpilzes bei der Besiedlung des Wirtes degeneriert.
Gelingt dieser Weg mittelfristig, so hätte die Arbeit Modellcharakter für zweierlei: zum einen für eine Etablierung einer genetisch bedingten Resistenz beim Mais, welche einen Fungizideinsatz überflüssig macht und damit sowohl ökonomisch wie auch ökologisch wäre und zum anderen ein Modell für die Bekämpfung weiterer pilzlicher Krankheitserreger auch anderer Kulturarten. Denn man kann vermuten, dass die Zellwände pilzlicher Krankheitserreger einem ähnlichen Aufbauplan folgen und damit analogen Abwehrstrategien zugänglich wären.
Iris Gase hat nach der Masterarbeit im Rahmen ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin Doppel- und Dreifachmutanten des Schadpilzes hergestellt und kann schon jetzt zeigen, dass eines der Gene fundamental wichtig für die Synthese der Pilzzellwand ist. Hier kann das noch zu konstruierende Resistenzgen des Maises ansetzen.
Die Arbeit von Iris Gase soll in einem namhaften, internationalen wissenschaftlichen Journal veröffentlicht werden. So war es der Kommission trotz der Grundlagen-Forschung und damit scheinbaren Praxisferne ein großes Anliegen, die Masterarbeit von ihr als besonders würdig für den 1. Preis 2014 zu erkennen, eben weil sich die praktische Umsetzung im Züchtungsprozess sehr konkret andeutet.
Zweiter Preis an Wiltrud Erath, Technische Universität München
Der mit 1.500 EUR dotierte zweite Preis geht an Wiltrud Erath von der Technischen Universität München für ihre Masterarbeit mit dem Thema „Kartierung von QTL für Resistenz gegenüber den bodenbürtigen Viren SBCMV und WSSMV in Roggen“.
Die Arbeit wurde am Lehrstuhl für
Pflanzenzüchtung in
Weihenstephan unter der Anleitung von Frau Prof. Dr. Chris-Carolin Schön betreut. Bodenbürtige Getreideviren nehmen europaweit deutlich zu und bedrohen zurzeit insbesondere die Ernten von Roggen. Pflanzenschutz-Strategien scheiden hier aus. Einzig die genetisch fixierte Resistenz kann vor Ertragsverlusten schützen. Jedoch zeigt keine der heute auf dem Markt befindlichen Roggen-Sorten eine erkennbare Resistenz!
Selektion unter Befallsdruck scheidet aus, weil es keine homogenen Virus-kontaminierten Flächen für diese konventionelle Züchtungsstrategie gibt. Deshalb ist es wichtig, dass sich inzwischen die markergestützte Selektion als moderne Züchtungsmethode sowohl in den Universitäten wie auch in den Züchterhäusern etabliert hat. Gleichwohl ist diese weit davon entfernt, trivial zu sein.
Wiltrud Erath konnte mit DNA-Markern genetische Kopplungsgruppen erstellen und dabei insbesondere auf den Chromosomen 2R, 5R und 7R Resistenzgene lokalisieren. Sie konnte nachweisen, dass die Resistenzen oligo-genetisch kontrolliert werden. Wertvoll für die praktische Züchtung wird ihre Arbeit durch den Nachweis solcher Resistenzen in Elitematerial, welche sich dann natürlich recht schnell in kommerzielle Sorten einkreuzen ließen.
Die Jury war sich einig über die hohe Wissenschaftlichkeit der Arbeit bei gleichzeitiger hoher praktischer Relevanz für die kommerzielle Pflanzenzüchtung. Der Arbeitsumfang war sehr hoch, die Darstellung und Diskussion waren sorgfältig und klar. Die Arbeit wurde zwischenzeitlich publiziert. Wiltrud Erath setzt zurzeit ihre wissenschaftliche Karriere mit einer Promotion bei Frau Professor Schön fort.
Dritter Preis an Constance Fuchs, Humboldt-Universität zu Berlin
Der mit 1.000 EUR dotierte dritte Preis geht an Constance Fuchs von der Humboldt-Universität zu Berlin für ihre Masterarbeit zum Thema „Agrotechnische Optimierung des Roggenanbaus auf schwach schluffigem Sandboden“.
Die Arbeit wurde am Department für Nutzpflanzen und Tierwissenschaften, Fachgebiet Acker und Pflanzenbau der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät erstellt und durch Prof. Dr. Dr. h.c. Frank Ellmer und PDin Dr. Regina Schenk betreut. Winter-Roggen ist auf den leichten Böden und bei dem trockenen Klima Brandenburgs die Fruchtart mit der größten Anbaufläche und damit höchsten Bedeutung.
In äußerst umfangreichen Versuchen zur gesamten Palette der Agrotechnik beim Roggen kam Constance Fuchs zu in ihrer Klarheit und Eindeutigkeit aufregenden Ergebnissen. In Bezug auf den Kornertrag hat sie die folgende Rangfolge in der Bedeutung der verschiedenen agrotechnischen Maßnahmen von hoch bedeutend zu wenig bedeutend ermittelt:
- An erster Stelle rangiert die Aussaattechnik. Einzelkornsaat ist der Drillsaat um 44 % überlegen!
- An zweiter Stelle die N-Düngung; das ist soweit natürlich klar. Hier kommt jedoch die Erkenntnis hinzu, dass eine Einmal-Düngung in Höhe von 120 kg/ha ausreichend ist.
- Drittens der Sorteneinfluss.
- Viertens Saatdichte; hier ist – wie zu erwarten – die dünnere Saat der dichteren überlegen.
- Erst an fünfter Stelle rangier die Bodenbearbeitung. Jedoch ist erkennbar, dass die Direktsaat dem Pflug und dem Grubber klar unterlegen ist. Zumeist ist die Pflugvariante die ertragreichste.
Einziger Wermutstropfen ist die Einjährigkeit dieser Ergebnisse. Aber das kann man ja nun einmal einer Masterarbeit nicht ankreiden! Für die Jury war klar: Absolute Praxisnähe, hoher Innovationsgehalt, Eindeutigkeit der Aussagen und hohe Wissenschaftlichkeit kennzeichnen diese Arbeit! Die Ergebnisse wurden zwischenzeitlich veröffentlicht. Darüber hinaus wurde diese Arbeit bereits 2013 mit einem Preis des Landwirtschaftsministeriums des Landes Brandenburg ausgezeichnet. (dlg)