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06.01.2013 | 14:48 | Heilpflanzen-Steckbrief 

Brennnessel - Linderung bei Rheuma und Männerleiden

Stuttgart/Hohenheim - Mit der Brennnessel hat wohl fast jeder schon einmal schmerzhafte Bekanntschaft gemacht. Die berüchtigten Brennhaare tragen sicherlich dazu bei, dass das vermehrungsfreudige "Unkraut" in den Gärten nicht allzu gerne geduldet wird. Doch die Pflanze kommt in ganz Europa häufig vor, wobei sie als Stickstoffanzeiger gilt.

Brennnessel
Große Brennnessel (Urtica dioica L.) (c) proplanta
Arzneilich Verwendung finden zwei Brennnessel-Arten, die Große Brennnessel Urtica dioica L. sowie die Kleine Brennnessel Urtica urens L. Die Pflanzen werden heute als Tee oder Saft zur Anregung des gesamten Stoffwechsels eingesetzt. Brennnessel lindert Rheuma, Darm- und Prostatabeschwerden und findet bei Frühjahrskuren Verwendung.

Brennnessel zählt zu den ältesten Heilpflanzen. Sie wurde bereits in der Antike für ihre Wirkung geschätzt. Allerdings war man bei der Anwendungsart weniger zimperlich als heute: Kranke Körperteile wurden einfach mit Brennnesseln geschlagen, um eine Heilwirkung zu erzielen.

Wenig bekannt ist, dass die Brennnessel im Mittelalter bis in die Neuzeit auch als Faserpflanze angebaut wurde. Aus ihr wurde das Nesseltuch produziert, bevor Baumwolle sie vom Markt verdrängte.

Auch in der Küche findet Brennnessel Verwendung, als Salat, Suppe oder schmackhaftes Gemüse. Beispielsweise kann man die Blätter wie Spinat zubereiten: 400 g junge Brennnessel-Blätter blanchieren, in Butter 5 Minuten dünsten und mit 4 EL Crème fraîche, Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Der "Brennnessel-Spinat" kann noch mit 80 g gerösteten Mandelstiften verfeinert werden. Er passt gut zu Salzkartoffeln und Rührei.

Wichtigste Inhaltsstoffe
Kraut: Flavonoide, Chlorophylle, Carotinoide, Vitamine, Mineralsalze, 
Brennhaare: Acetylcholin, Ameisensäure und Histamin.
Wurzel: Sterole, Sterylglucoside, Lignane und Gerbstoffe.

Ernte
Verwendung finden zur Tee-Bereitung die Blätter und die Wurzel, zur Herstellung von Brennnessel-Saft auch die ganzen oberirdischen Pflanzenteile. Von Mai bis August sammelt man das ganze Kraut bzw. die Blätter, die man mit Handschuhen von den Stängeln streift und an der Luft trocknet. Die Wurzeln können im Frühjahr oder Herbst ausgegraben, von Erde befreit und ebenfalls getrocknet werden.

Heilwirkung

Brennnessel wirkt harntreibend, blutreinigend und entzündungshemmend. Eingesetzt wird die Pflanze gegen Dünndarmentzündung, Dünndarmkatarrh und Durchfall. Sie fördert außerdem die Ausscheidung von Chloriden, Harnsäure und Cholesterin und hilft daher gegen Gicht, Rheuma, Arthritis, vorbeugend gegen Nierengrieß und bei Akne. Die Anregung der Harnausscheidung soll bei Miktionsbeschwerden und Prostatavergrößerung unterstützend wirken. Kräuterauszüge aus Brennessel regen zudem das Haarwachstum an. Brennessel-Shampoo ist über den Handel erhältlich oder kann auch selbst hergestellt werden.

Anwendung
Bei Beschwerden des Verdauungstraktes lindern täglich 6 bis 7 Esslöffel des Saftes der frischen Pflanze. Saft kann man käuflich erwerben oder auch selbst herstellen, indem man die ganze blühende Pflanze zerschneidet, mit etwas Wasser 12 Stunden einweicht und anschließend auspresst.

Brennnessel-Tee gegen Männerleiden wird aus den Blättern oder der Wurzel zubereitet. 2 gehäufte Teelöffel werden mit 1/4 l kochendem Wasser übergossen, 5 Minuten gekocht und dann abgeseiht. Davon morgens und abends je 1 Tasse über 4 bis 8 Wochen trinken.

Bei rheumatischen Beschwerden wird oft Brennnessel in Teemischung empfohlen, z.B. 20 g Brennnesselblätter, 20 g Löwenzahnwurzel mit Kraut, 10 g Schachtelhalm, 5 g Birkenblätter und 5 g Hagebutten mit Samen. Von der Mischung werden 2 gehäufte Teelöffel mit 1/4 l kochendem Wasser aufgegossen und nach 15 Minuten abgeseiht. Kurmäßig kann man 6 Wochen lang 3 mal täglich davon 1 Tasse Tee trinken - aber bitte zuvor einen Arzt zu Rate ziehen. Eine tägliche Dosis der Blätter von 10 g und der Wurzeln von 5 g sollte nicht überschritten werden.

Brennessel-Shampoo wirkt stimulierend auf das Haarwachstum und lässt sich einfach selbst herstellen. Zutaten für das Brennessel-Shampoo: 1 handvoll getrocknete Brennnesselblätter, 3/4 l destilliertes Wasser, 10 g Pottasche, 50 g weiße Schmierseife, 50 g Brennnessel-Tinktur (aus Apotheke bzw. selbstgemacht: 3 g frische Brennnesselblätter + 100 g Alkohol 70 %), 1 Teelöffel Rosmarinöl. Herstellung: Brennesselblätter in einer Glasschüssel mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen, abdecken und ca. 3 Stunden ziehen lassen. Anschließend durch ein Küchensieb abseihen und die Blätter gut ausdrücken. Die Schmierseife in das übrige kochende Wasser geben, die Pottasche hinzufügen und 30 Minuten kochen lassen. Danach vom Herd nehmen und abkühlen lassen sowie den Brennnessel-Aufguss dazugeben. Das Rosmarinöl jetzt in der Brennnessel-Tinktur auflösen und allem untermischen - fertig. Das Brennessel-Shampoo zum Schluss in eine Flasche abfüllen.

Zuweilen finden außerdem die Brennnessel-Früchte als "Kräftigungsmittel älterer Menschen" Verwendung. Sie sind im Handel als Pulver, Wein oder Öl erhältlich.

Gegenanzeigen
Bei Stauungen und Wasseransammlungen durch eingeschränkte Herz- und Nierentätigkeit ist die wassertreibende Wirkung der Brennnessel nicht angezeigt. Während einer Kur ist auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Allgemeine Warnhinweise
1. Die hier vorgestellten Rezepte und Hinweise entbinden nicht davon, bei entsprechenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen.
2. Dies gilt insbesondere für akute Krisenfälle, in denen unverzüglich medizinischer Rat eingeholt werden muss, und für länger andauernde Beschwerden.
3. Vor einer Dauerbehandlung mit Heilpflanzen ist unbedingt fachkundige Beratung nötig.
4. Vorsicht bei Allergien - sprechen Sie im Zweifelsfall mit Ihrem Arzt.
5. Die vorgestellten Kräuterarten nicht im Übermaß verzehren. Halten Sie sich bei der Einnahme an die angegebene Dosierung.
6. Das Sammeln in freier Natur sollten Sie fachkundigen Personen überlassen. Wenn eine Pflanze nicht eindeutig identifizierbar ist, darf sie nicht als Heilpflanze oder Lebensmittel verwendet werden.
7. Kräuter aus der freien Natur können Verunreinigungen aufweisen. Im Zweifelsfall lieber in der Apotheke kaufen. (proplanta)

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