„Die Bevölkerung hat Verständnis für die Situation und dieWut der
Bauern und zudem ein großes Interesse an der Landwirtschaft und ihren Herausforderungen“, sagt Fließ. Nach ihrer Überzeugung entsteht daraus „ein riesiges Potential für die Landwirtschaft, das wir nutzen müssen“. Fließ: „Statt dagegen zu sein, müssen wir dafür sein - für regionale
Lebensmittel, für faire Preise, für mehr Wertschätzung.“ Die Landwirtschaft brauche neue, positive Botschaften.
Den Organisatoren der Proteste bescheinigt die Geschäftsführerin eine beachtliche Leistung. Ihnen sei es gelungen, die Landwirtschaft in einer ungeheuren Geschwindigkeit und in kurzer Zeit auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören und zu mobilisieren. Generell seien Graswurzelbewegungen wendiger und flexibler als etablierte Verbände, weil sie keine langwierigen, internen Abstimmungsprozesse hätten. Gleichzeitig mache sie das aber auch instabiler.
Bei den Landwirten erkennt Fließ zwar ein gewachsenes Bewusstsein für die Bedeutung von Kommunikation. Gleichzeitig mangele es jedoch nach wie vor vielen an der Einsicht, dass Kommunikation genauso Expertise erfordere wie Buchhaltung,
Ackerbau oder
Tiergesundheit „Ein paar Bilder aus dem Stall bei Instagram reichen nicht für eine gelungene Öffentlichkeitsarbeit“, so die FML-Geschäftsführerin.
Landwirte mit der Bevölkerung ins Gespräch bringenAusdrücklich begrüßt Fließ die von der Bundesregierung angekündigte Intensivierung des Dialogs über Landwirtschaft. „Es kann nicht genug getan werden in diesem Bereich“, betont die „gelernte“ Journalistin.
Das Forum plane für dieses Jahr eine „Bauerntalk-Tour“ mit rund 20 Stopps quer durch Deutschland. Bei denen gehe es darum, Landwirtinnen und Landwirte mit der Bevölkerung ins Gespräch zu bringen. Nach wir vor gleich wichtig für das FML seien die Online-Kommunikation und die direkte Ansprache über AgrarScouts.
„Online können wir deutlich mehr Menschen erreichen als bei einer Aktion, bei der sich ein Dutzend AgrarScouts ins Stadtzentrum stellt und pro Stunde mit rund zehn Menschen ins Gespräch kommt“, erläutert Fließ. Gleichzeitig sei das persönliche Gespräch nachhaltiger als ein kurzer Dialog auf Facebook.
Künftig werde das Forum bei seinen Aktionen stärker auf Qualität als auf quantitative Reichweite setzen: „Wir richten uns stärker an Multiplikatoren, Influencer, diejenigen, die die Leistungen der Landwirtschaft in Sachen
Umweltschutz und
Tierwohl erkennen und mit uns gemeinsam weiterentwickeln und -tragen wollen.“