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25.07.2010 | 10:05 | Dörfliches Sozialleben 

Glückliche Kindheit gehört der Vergangenheit an

Hannover - Verändert die Einführung der Ganztagsschule die lebendigen Sozialstrukturen in den Dörfern? Mit dieser Frage hat sich eine Studie der Agrarsozialen Gesellschaft beschäftigt.

Dörfliches Sozialleben
Herausgekommen ist dabei nach Angaben des Landvolkes Niedersachsen, dass viele Faktoren zu einem Verschwinden der Kinder und Jugendlichen aus dem Dorfbild beitragen - nicht nur die Ganztagsschule. Der demographische Wandel, eine gestiegene Mobilität und höhere Anforderungen in der Schule haben die Freizeit von Kindern und Jugendlichen verändert. Die idyllischen Vorstellungen kindlichen Aufwachsens auf dem Dorf sind heute größtenteils überholt. Während früher die  Reihenfolge Schule - Hausaufgaben - nichts wie raus galt, ist der Alltag der Kinder heute zunehmend terminiert.

Die bestmögliche Erziehung und Bildung ihrer Kinder ist ein moderner Wertmaßstab, der Familien zeitlich stark beansprucht. Das klassische Vereinsangebot auf dem Dorf mit Fußball, Feuerwehr, Blasmusik und Schützenfest reicht den meisten Eltern laut der Studie nicht mehr aus. Sie transportieren ihre Kinder zu den verschiedenen Freizeitaktivitäten, was das Mobilitätsaufkommen zusätzlich steigert. Für das Dorfleben heißt das: Wer früher nachmittags auf der Straße zu sehen war, sitzt heute im Auto. Weil für Verein, Arzt oder Einkaufen nur noch ein paar Reststunden übrig bleiben, nimmt der Termindruck zu. Besuche beim Kieferorthopäden und Ergotherapeuten sind mit den Terminen beim Karateclub und der möglicherweise notwendigen Nachhilfe zu koordinieren, da die schulischen Belastungen steigen. Das Gymnasium erfordert von den Dorfkindern neben einem meist weiten Schulweg in die Stadt auch ein hohes Maß an Hausaufgaben. Viele Erwachsene haben deshalb Verständnis dafür, wenn Schüler aufgrund ihres anstrengenden Alltags kaum noch Energie für andere Aktivitäten als Computerspiele aufbringen. Auch die berufliche Perspektive hat einen großen Einfluss auf das Jugendleben im Dorf. Zur beruflichen Qualifizierung das Dorf zu verlassen, ist vielerorts schon zur Selbstverständlichkeit geworden.

Die Vereine als tragende Säule des dörflichen Soziallebens sind durch diese Entwicklung zum Teil in ihrer Existenz gefährdet. Diese Form der Integration in das Dorfleben, gerade auch von Jugendlichen aus Neubaugebieten, fördert aber die Identifikation mit dem Dorf. Denn was fremd bleibt wird auch eher zerstört, sodass Vandalismusprobleme dort häufiger auftreten. Die Agrarsoziale Gesellschaft schlägt deshalb vor, dass Schulen und Vereine vermehrt zusammenarbeiten sollten. Von der Kommunalpolitik fordert sie, die außerschulische Bildungsarbeit vermehrt zu würdigen und sie in die Bildungsplanung mit aufzunehmen. Dann könnten die Vereine sogar von der Einführung der Ganztagsschule profitieren. (LPD)
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