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12.05.2013 | 14:58 | Heilpflanzen-Steckbrief 
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Lein - Bewährtes Mittel gegen Verstopfung, Schuppenflechte und Warzen

Stuttgart/Hohenheim - Der zierliche Echte oder Gemeine Lein ist ein hübsches, einjähriges Kraut, das nur in Kultur bekannt ist, gelegentlich aber auch verwildert auftritt. Er stammt vom Zweijährigen Lein ab, der im Mittelmeerraum und östlich davon verbreitet ist.

Leinsamen gegen Verstopfung
Echter Lein Linum usitatissimum L. (c) proplanta
Echter Lein (Linum usitatissimum L.) wird seit rund 10.000 Jahren als Nutzpflanze gezogen. Er entstand vermutlich in Mesopotamien oder Ägypten, wo wohlhabende Tote bereits in Leinentücher gehüllt wurden. Man kennt mehrere Unterarten, die jeweils bevorzugt als Faserlein (Flachs) oder Öllein genutzt werden.

Der Namensbestandteil "usitatissimum" bedeutet im Lateinischen „sehr nützlich“ und weist auf die äußerst vielfältige Verwendbarkeit der Pflanze hin. Aus Faserlein wird seit Jahrtausenden Leinenstoff hergestellt. Als Bestandteil der Ernährung ist Leinöl mit dem höchsten Omega-3-Fettsäurengehalt allen anderen Pflanzenölen überlegen.

Medizinisch findet in erster Linie der Samen Anwendung. In der Heilkunde wurde Lein bereits von Theophrast oder Hildegard von Bingen sowohl innerlich als auch äußerlich eingesetzt. Ausführlich berichtete auch Hieronymus Bock 1577 über die Verwendung des Leinsamens. Das wichtigste Anwendungsgebiet stellt heute die Verwendung als Abführmittel dar.

Wichtigste Inhaltsstoffe
Pflanzenschleim, Fette, Proteine, Enzyme, Spuren von Blausäurederivaten.

Ernte
Leinsamen werden in der Regel im September gedroschen und nachgetrocknet. Reich an wirksamen Schleimen sind nur voll ausgereifte Samen. Das Leinöl kann jedoch auch aus weniger ausgereiften Samen gewonnen werden. Dafür werden diese kalt gepresst.

Heilwirkung
Bei chronischer Stuhlträgheit hat sich Leinsamen bewährt. Während andere Abführmittel bei Daueranwendung den Darm reizen und zur Mineralstoffverarmung führen können, wird der Darm mit Leinsamen zur Pünktlichkeit erzogen. Durch das Quellvermögen der Samen dehnt sich der Darminhalt aus - ein Reiz, der die Darmperistaltik fördert. Das fette Öl im Leinsamen wirkt zusätzlich als Gleitmittel.

Der Schleimgehalt im Leinsamen bietet jedoch noch andere Anwendungsmöglichkeiten. Der Schleim legt sich bei Entzündungen schützend um die gereizte Partie. Daher hilft ein Aufguss mit Leinsamen auch als Gurgelmittel bei Entzündungen im Mund-Rachen-Raum und als Kompresse bei Sonnenbrand und anderen Verbrennungen. Bei innerlicher Anwendung können Heiserkeit, Reizhusten und Entzündungen der Magenschleimhaut Linderung erfahren.

In äußerlicher Anwendung als Breiumschlag kann Leinsamen Schmerzen lindern und Furunkel und Geschwüre erweichen. Auch bei katarrhalem Husten, bei Zahnschmerzen und Ischias bringt die Auflage eines Leinsamen-Breiumschlages Erleichterung.

Das Leinöl wird ebenfalls äußerlich angewendet und hilft bei Schrunden, Restherden der Schuppenflechte, trockenen Hautausschlägen und bei Gürtelrose (Herpes zoster). Sogar gegen Hühneraugen und Warzen wird Leinöl empfohlen.

Anwendung
Als Abführmittel nimmt man morgens und abends je mindestens 2 Esslöffel Leinsamen mit viel Flüssigkeit ein. Die Samen werden zerquetscht oder grob gemahlen. Ein Einweichen ist nicht empfehlenswert (außer bei Darmentzündungen), da der Leinsamen erst im Darm quellen soll. Die Wirkung verstärkt sich bei Zusatz von Fruchtmus, Honig oder Milchzucker. Bei chronischer Verstopfung stellt sich jedoch oft erst nach 2 bis 3 Tagen Erfolg ein, Geduld sollte man also bei der Behandlung mitbringen.

Einen Leinsamen-Aufguss stellt man aus 1 bis 2 Teelöffel ganzen Leinsamen her, die man mit 1/4 l kaltem Wasser übergießt und unter gelegentlichem Umrühren 20 Minuten ziehen lässt. Die Flüssigkeit wird ohne Auspressen abgegossen und leicht erwärmt.

Leinöl zur äußerlichen Anwendung wird zweimal täglich auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen.

Für einen Breiumschlag gibt man zerquetschten Leinsamen in ein Mull-Säckchen und hängt dies etwa 10 Minuten lang in heißes Wasser. Anschließend wird der Umschlag heiß auf die betroffene Stelle, gegen Husten auf die Brust, aufgelegt.

Gegenanzeigen und Warnhinweise
Leinsamen nicht bei Verdacht auf Darmverschluss oder Darmlähmung anwenden. Die Wirksamkeit von Medikamenten kann durch Einnahme von Leinsamen reduziert werden.

Allgemeine Warnhinweise
1. Die hier vorgestellten Rezepte und Hinweise entbinden nicht davon, bei entsprechenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen.
2. Dies gilt insbesondere für akute Krisenfälle, in denen unverzüglich medizinischer Rat eingeholt werden muss, und für länger andauernde Beschwerden.
3. Vor einer Dauerbehandlung mit Heilpflanzen ist unbedingt fachkundige Beratung nötig.
4. Vorsicht bei Allergien - sprechen Sie im Zweifelsfall mit Ihrem Arzt.
5. Die vorgestellten Kräuterarten nicht im Übermaß verzehren. Halten Sie sich bei der Einnahme an die angegebene Dosierung.
6. Das Sammeln in freier Natur sollten Sie fachkundigen Personen überlassen. Wenn eine Pflanze nicht eindeutig identifizierbar ist, darf sie nicht als Heilpflanze oder Lebensmittel verwendet werden.
7. Kräuter aus der freien Natur können Verunreinigungen aufweisen. Im Zweifelsfall lieber in der Apotheke kaufen. (proplanta)

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Kommentare 
Ann schrieb am 03.04.2016 21:02 Uhrzustimmen(121) widersprechen(105)
Hi zusammen, spannender Beitrag. Ich habe auch schon Erfahrungen mit Leinsamen bei akuter Verstopfung machen können. Ich muss sagen, Leinsamen haben sich bei mir als Soforthilfe nicht als ideale Lösung herausgestellt. Was mir aber seit Monaten gut hilft, ist die richtige Haltung auf meiner Toilette. Ich stelle einfach einen Hoca Toilettenhocker vor mein Klo, positioniere meine Füße auf den Hocker und schon sitze ich in der vielfach empfohlenen Hocke für die schnelle sowie gründliche Darmentleerung. Bei mir hilft die Hocke richtig gut und meine Darmflora macht einen zufriedenen Eindruck. Die natürliche Sitzhaltung im 35 Grad Winkel wird in asiatischen Ländern seit Jahrzehnten praktiziert. Die Menschen aus diesen Ländern beklagen zudem auch seltener irgendwelche Darmkrankheiten.
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