Echter Lein (
Linum usitatissimum L.) wird seit rund 10.000 Jahren als Nutzpflanze gezogen. Er entstand vermutlich in Mesopotamien oder Ägypten, wo wohlhabende Tote bereits in Leinentücher gehüllt wurden. Man kennt mehrere Unterarten, die jeweils bevorzugt als Faserlein (Flachs) oder Öllein genutzt werden.
Der Namensbestandteil "usitatissimum" bedeutet im Lateinischen „sehr nützlich“ und weist auf die äußerst vielfältige Verwendbarkeit der Pflanze hin. Aus Faserlein wird seit Jahrtausenden Leinenstoff hergestellt. Als Bestandteil der Ernährung ist Leinöl mit dem höchsten Omega-3-Fettsäurengehalt allen anderen Pflanzenölen überlegen.
Medizinisch findet in erster Linie der Samen Anwendung. In der Heilkunde wurde Lein bereits von Theophrast oder Hildegard von Bingen sowohl innerlich als auch äußerlich eingesetzt. Ausführlich berichtete auch Hieronymus Bock 1577 über die Verwendung des Leinsamens. Das wichtigste Anwendungsgebiet stellt heute die Verwendung als Abführmittel dar.
Wichtigste InhaltsstoffePflanzenschleim, Fette, Proteine, Enzyme, Spuren von Blausäurederivaten.
ErnteLeinsamen werden in der Regel im September gedroschen und nachgetrocknet. Reich an wirksamen Schleimen sind nur voll ausgereifte Samen. Das Leinöl kann jedoch auch aus weniger ausgereiften Samen gewonnen werden. Dafür werden diese kalt gepresst.
HeilwirkungBei chronischer Stuhlträgheit hat sich Leinsamen bewährt. Während andere Abführmittel bei Daueranwendung den Darm reizen und zur Mineralstoffverarmung führen können, wird der Darm mit Leinsamen zur Pünktlichkeit erzogen. Durch das Quellvermögen der Samen dehnt sich der Darminhalt aus - ein Reiz, der die Darmperistaltik fördert. Das fette Öl im Leinsamen wirkt zusätzlich als Gleitmittel.
Der Schleimgehalt im Leinsamen bietet jedoch noch andere Anwendungsmöglichkeiten. Der Schleim legt sich bei Entzündungen schützend um die gereizte Partie. Daher hilft ein Aufguss mit Leinsamen auch als Gurgelmittel bei Entzündungen im Mund-Rachen-Raum und als Kompresse bei Sonnenbrand und anderen Verbrennungen. Bei innerlicher Anwendung können Heiserkeit, Reizhusten und Entzündungen der Magenschleimhaut Linderung erfahren.
In äußerlicher Anwendung als Breiumschlag kann Leinsamen Schmerzen lindern und Furunkel und Geschwüre erweichen. Auch bei katarrhalem Husten, bei Zahnschmerzen und Ischias bringt die Auflage eines Leinsamen-Breiumschlages Erleichterung.
Das Leinöl wird ebenfalls äußerlich angewendet und hilft bei Schrunden, Restherden der Schuppenflechte, trockenen Hautausschlägen und bei Gürtelrose (Herpes zoster). Sogar gegen Hühneraugen und Warzen wird Leinöl empfohlen.
AnwendungAls Abführmittel nimmt man morgens und abends je mindestens 2 Esslöffel Leinsamen mit viel Flüssigkeit ein. Die Samen werden zerquetscht oder grob gemahlen. Ein Einweichen ist nicht empfehlenswert (außer bei Darmentzündungen), da der Leinsamen erst im Darm quellen soll. Die Wirkung verstärkt sich bei Zusatz von Fruchtmus, Honig oder Milchzucker. Bei chronischer Verstopfung stellt sich jedoch oft erst nach 2 bis 3 Tagen Erfolg ein, Geduld sollte man also bei der Behandlung mitbringen.
Einen Leinsamen-Aufguss stellt man aus 1 bis 2 Teelöffel ganzen Leinsamen her, die man mit 1/4 l kaltem Wasser übergießt und unter gelegentlichem Umrühren 20 Minuten ziehen lässt. Die Flüssigkeit wird ohne Auspressen abgegossen und leicht erwärmt.
Leinöl zur äußerlichen Anwendung wird zweimal täglich auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen.
Für einen Breiumschlag gibt man zerquetschten Leinsamen in ein Mull-Säckchen und hängt dies etwa 10 Minuten lang in heißes Wasser. Anschließend wird der Umschlag heiß auf die betroffene Stelle, gegen Husten auf die Brust, aufgelegt.
Gegenanzeigen und WarnhinweiseLeinsamen nicht bei Verdacht auf Darmverschluss oder Darmlähmung anwenden. Die Wirksamkeit von Medikamenten kann durch Einnahme von Leinsamen reduziert werden.
Allgemeine Warnhinweise
1. Die hier vorgestellten Rezepte und Hinweise entbinden nicht davon, bei entsprechenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen.
2. Dies gilt insbesondere für akute Krisenfälle, in denen unverzüglich medizinischer Rat eingeholt werden muss, und für länger andauernde Beschwerden.
3. Vor einer Dauerbehandlung mit Heilpflanzen ist unbedingt fachkundige Beratung nötig.
4. Vorsicht bei Allergien - sprechen Sie im Zweifelsfall mit Ihrem Arzt.
5. Die vorgestellten Kräuterarten nicht im Übermaß verzehren. Halten Sie sich bei der Einnahme an die angegebene Dosierung.
6. Das Sammeln in freier Natur sollten Sie fachkundigen Personen überlassen. Wenn eine Pflanze nicht eindeutig identifizierbar ist, darf sie nicht als Heilpflanze oder Lebensmittel verwendet werden.
7. Kräuter aus der freien Natur können Verunreinigungen aufweisen. Im Zweifelsfall lieber in der Apotheke kaufen. (proplanta)
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