Ihre Krönung in den Dörfern Niedersachsens ist oft ein Spektakel. Ministerpräsident Stephan Weil (
SPD) hat am Dienstag zahlreiche Würdenträger im Gästehaus der Landesregierung empfangen.
Knapp 50 Ernte- und Produktköniginnen gibt es in allen Landesteilen. Sie stehen für ihre Region oder ein regionales Produkt. Was zeichnet die Regentinnen - und die wenigen Regenten - aus?
Kirschblütenkönigin Louisa aus Golmbach (Landkreis Holzminden) ist für ihr Amt schon aus Gründen der Familientradition prädestiniert: «Mein Ururgroßvater hat hier 1899 schon Kirschbäume angepflanzt.» Die 17-Jährige war im vergangenen Jahr Prinzessin und ist nach ihrer Schwester nun Kirschblütenkönigin geworden. «Das Amt macht mir mega Spaß», erzählt die Abiturientin. «Ich reise viel herum und lerne viele interessante Orte und Menschen kennen.» 10 000 Kilometer habe sie seit dem vergangenen Jahr zurückgelegt, 23 Feste besucht. «Wir Hoheiten haben eine tolle Community. Die Freundschaften reichen über die Dauer des Amtes hinaus.»
Kartoffelkönig Markus aus Neuenkirchen in der Lüneburger Heide war erst skeptisch, als die stellvertretende Bürgermeisterin ihm das Amt im vergangenen Jahr anbot: «Der Gedanke daran, in der Öffentlichkeit zu stehen und vor vielen Menschen zu sprechen, machte mich nervös.» In Neuenkirchen bestimmt der Gemeinderat den Würdenträger. Warum die Wahl auf ihn fiel? «Ich bin im Dorf integriert, bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv», sagt der 20-Jährige. Als Landmaschinenmechatroniker ist Markus mit dem
Ackerbau vertraut. «Ich berichte darüber, was bei uns so los ist und ziehe dadurch auch Touristen an.»
Burgfräulein Kjara war schon in der Grundschule fasziniert von dem Posten: «Die schönen, langen Kleider - das findet man als kleines Mädchen natürlich toll.» Bis zu ihrem 18. Geburtstag musste Kjara allerdings warten, in Friedeburg (Landkreis Wittmund) muss man für das Burgfräulein-Amt volljährig sein. Das Warten habe sich aber gelohnt: «Es macht noch mehr Spaß als erwartet.» Ihre Aufgabe?
«Friedeburg von seiner besten Seite zu präsentieren.» Dafür reist die FSJlerin von Fest zu Fest, von Ort zu Ort, zusammen mit einer Hofdame. «Außer uns beiden gab es keine Anwärter. Es wird leider immer schwerer, junge Leute für die Ämter zu begeistern.»
Kräuterkönigin Alena hat sich im Juni 2018 für das Amt beworben, weil eine Freundin von ihr es vorher innehatte. Außerdem fühle sie sich sehr mit ihrer Heimat verbunden: «Ich war auch von klein an auf dem Kräuterfest, wo die Königin gewählt wird.» In der Wiesteregion wird der Posten alle zwei Jahre neu vergeben. «Es macht Spaß, viel rumzukommen und die anderen Produktköniginnen kennenzulernen», sagt die 20-Jährige, die eine Ausbildung zur Fachverwaltungsangestellten macht.