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07.05.2012 | 20:07 | Alpwirtschaft 

Sennerin auf Zeit

Salem - Marie-Luise Möhrle ist Hausfrau, Postbotin im Ruhestand, Mutter, Oma. Und seit fünf Jahren auch Saison-Sennerin. Jeden Sommer geht die 64-Jährige auf eine Schweizer Alphütte, um beim Käsemachen zu helfen.

Schafe auf der Alm
(c) proplanta
Das Bergpanorama bei Sonnenaufgang, der Klang von 500 Schafglöckchen, ein Teller Alpenkäse nach einem arbeitsreichen Tag - das sind Momente, für die Marie-Luise Möhrle ihrem Alltag den Rücken kehrt. Seit 2007 arbeitet die mehrfache Großmutter aus Salem im Bodenseekreis jeden Sommer auf einer Alp in der Schweiz. Und sie ist nicht die einzige: Allein im Jahr 2010 wurden über die Internetseite www.zalp.ch 852 Helfer in die gesamte Schweiz vermittelt.

Am Anfang stand Möhrles Begeisterung für die Natur, für Tiere und für Käse. «Ich war immer schon gern in den Bergen zum Wandern», sagt die zierliche Frau. «Außerdem wollte ich unbedingt sehen, wie Käse hergestellt wird.» Als ihre Altersteilzeit begann, fuhr sie zu einem Älplertreffen und erhielt prompt eine Stellenzusage für den Sommer. Kaum war sie wieder zu Hause, plagten sie jedoch Zweifel: «Dann dachte ich, das geht doch nicht, ich kann nicht so lange hier weg, was ist mit der Familie, dem Chor, dem Dorffest», erinnert sich Möhrle. Erst im zweiten Anlauf, ein Jahr später, traute sie sich: Im Sommer 2007 ging sie zum ersten Mal in die Berge.

Ihre Unternehmungslust führte sie beispielsweise nach Sevgein im Kanton Graubünden, wo sie als sogenannte Zusennerin arbeitete: «Da musste ich melken, das Melk- und Käsegeschirr spülen, die Käseküche und die Melkanlage sauber halten, die Käselaibe fegen und wenden.» Sechs bis acht Tonnen Käse produziert eine solche Alpe durchschnittlich in einem Sommer. Für die Saison-Senner ist der Job zwar reizvoll, lukrativ ist er nicht. Neben Kost und Logis gibt es oft nur ein Taschengeld. «Dazu bekomme ich die Fahrt sowie Käse und Butter», sagt Möhrle lachend.

Mangelnder Komfort sei kein Problem: «Je nach Hütte gibt es eine Turbine, Solarstrom oder ein Dieselaggregat», erzählt sie. «Ansonsten haben wir meist ein Radio, aber keinen Fernseher und kein Internet.» Viel wichtiger ist ihr die Gemeinschaft mit meist jungen Leuten von überall her: «Auf der Alp spürt man Respekt voreinander wie nirgends sonst.» Ihre Familie hat sich mit dem alljährlichen Ausstieg auf Zeit arrangiert: «Wenn sie das zur Seligkeit braucht, dann soll es mir recht sein», sagt ihr Mann Herbert. «Das ist besser, als wenn sie ins Krankenhaus oder zur Kur müsste.» (dpa)
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