Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
09.08.2014 | 14:47 | Historischer Mähdrescher 

Claas Mäh-Dresch-Binder revolutionierte den Mähdrusch

Harsewinkel - Langsam drischt sich der historische Mäh-Dresch-Binder (MDB) durch ein Getreidefeld direkt gegenüber des CLAAS Werks in Harsewinkel. Hier wurde die Maschine vor 75 Jahren gebaut.

Historischer Mähdrescher
Drei Mann waren mit einer aus Traktor und Erntemaschine bestehenden Einheit in der Lage, täglich im Durchschnitt ca. 15 t, in Spitzen bis zu 20 t Getreide zu mähen, zu dreschen und zu bergen. (c) Claas
Hier wurde die Maschine vor 75 Jahren gebaut. Dieter Rehme, Heinz Niemerg, Ludger Weber, allesamt CLAAS Mitarbeiter im Ruhestand, haben unter der Leitung von Martin Beckmann, verantwortlich für die Restaurationswerkstatt, die Maschine aus vergangenen Zeiten aufwändig restauriert und wieder zum Leben erweckt.

Auch Helmut Claas, Vorsitzender des CLAAS Gesellschafterausschusses und Sohn von August Claas (1887-1982), einem der Väter des Mäh-Dresch-Binders, schaut gespannt zu. Erstmals nach der Instandsetzung ist die historische Erntemaschine wieder im Ernteeinsatz.

Der Mäh-Dresch-Binder war die erste funktionierende Maschine ihrer Art in Europa, nachdem andere Hersteller bereits erfolglose Versuche unternommen hatten. CLAAS stellte den gezogenen Anhänge-Mähdrescher, der gleichzeitig mähte, das Getreide drosch und das Stroh band, im Jahr 1936 vor.

„Auf dem sächsischen Rittergut Zschernitz wurde der Mäh-Dresch-Binder in der Ernte vorgeführt und sofort auf dem Feld verkauft“, erzählt Helmut Claas. „Der Besitzer des 600 ha großen Betriebes war so begeistert, dass er nach der ersten Maschine im nächsten Jahr noch drei weitere anschaffte.“

Das Revolutionäre an dieser Maschine: Sie war die erste, die auf die europäischen Ernteverhältnisse angepasst war und die sich bald am Markt durchsetzen sollte. Drei Mann waren mit einer aus Traktor und Erntemaschine bestehenden Einheit in der Lage, täglich im Durchschnitt ca. 15 t, in Spitzen bis zu 20 t Getreide zu mähen, zu dreschen und zu bergen.

„Wir waren damals mit dieser Maschine ‚First Mover‘, das hatte für uns eine riesengroße Bedeutung“, erinnert sich Helmut Claas. „Mit dem Mäh-Dresch-Binder hatten wir einen Marktanteil von 100%“.

CLAAS kaufte den 1939 gebauten Mäh-Dresch-Binder im Jahr 1994 für 4.000 DM. Die aufwändigen Restaurierungsarbeiten fanden 2010 bis 2011 statt. „Dazu haben wir in unzähligen Arbeitsstunden die Maschine inklusive der Nietverbindungen komplett zerlegt“, erzählt Martin Beckmann, unter dessen Leitung schon mehrere historische Maschinen wieder flott gemacht wurden.

Ein Vergleich zwischen historischen und modernen Mähdreschern belegt die hohen Leistungssteigerungen, die die Entwicklungsingenieure in den letzten 75 Jahren erzielen konnten. Unter Aufsicht der Guinness World Records Jury erntete ein handelsüblicher LEXION 770 Mähdrescher mit Raupenlaufwerk im Jahr 2011 in acht Stunden die Rekordmenge von 675 t Weizen. Das ist mehr als das 30-fache der Tagesspitzenleistung von 20 t in den 1930er Jahren.

Die nächste Revolution im Mähdrusch verspricht heute das CEMOS AUTOMATIC System im LEXION - die erste vollautomatische Mähdreschereinstellung für Abscheidung und Reinigung. CEMOS AUTOMATIC erfasst mit zahlreichen Sensoren sekundengenau die verschiedenen Parameter des Mähdreschers und passt ohne Zeitverlust die Maschineneinstellungen den aktuellen Gegebenheiten an – völlig selbstständig und voll automatisch.

Kurze Geschichte des Mäh-Dresch-Binders



Die Entwicklung des Mäh-Dresch-Binders begann bei CLAAS 1930. Professor Karl Vormfelde von der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf hatte August Claas überzeugt, einen Mähdrescher speziell für europäische Verhältnisse mit dichteren Beständen und feuchterem Erntegut zu entwickeln. Sein Assistent Dr. Walter G. Brenner wechselte für dieses Projekt von der Hochschule nach Harsewinkel und baute dort zusammen mit August Claas den ersten Mähdrescher in Deutschland.

1932 wurde die erste Maschine Landwirten und anderen Herstellern vorgeführt. Sie war zunächst als Frontschneider konzipiert und auf einen Traktor aufgebaut. Da die Maschine ständig stehen blieb, war das Interesse der anderen Fachfirmen schnell dahin. August Claas kommentierte dies mit den Worten: „Wenn die anderen nicht wollen, machen wir es allein.“

In den folgenden Jahren unternahmen die Entwickler zahlreiche Versuche und lernten viel über die Zusammenhänge von Leistung, Kraftbedarf, Ausdrusch und die beste Art, eine Dreschtrommel zu konstruieren. Sie konstruierten schließlich einen gezogenen Querflussmähdrescher, der es zur Serienreife schaffte. Der erfolgreiche Einsatz der Maschine Nr. 1 im Jahr 1936 auf einem landwirtschaftlichen Betrieb bei Halle/Saale ging als der „Sieg von Zschernitz“ in die Geschichte ein.

Bis 1939 waren bereits 100 Stück gebaut. Helmut Claas erinnert sich: „Von den insgesamt knapp 1.400 produzierten Mähdreschern dieses Modells wurden etwa 100 in verschiedene europäische Länder exportiert, darunter auch England. Die übrigen rund 1.250 Mäh-Dresch-Binder waren 1942 in Deutschland in der Ernte im Einsatz. Danach wurde der Mähdrescherbau kriegsbedingt eingestellt.“ (claas)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau