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23.04.2007 | 16:09 | KTBL-Tage 2007 

Der Datenaustausch mit agroXML soll zum Standard werden

München - In Zukunft spricht die Landwirtschaft agroXML. Davon sind 170 Teilnehmer an den KTBL-Tagen 2007 „agroXML - Informationstechnologie für die zukunftsorientierte Landwirtschaft" überzeugt.

agroXML
(c) KTBL
Im Blickpunkt der Veranstaltung stand in diesem Jahr die Datenaustauschsprache agroXML, mit deren Hilfe unterschiedliche Softwareprogramme miteinander kommunizieren können. „agroXML ist eine zukunftsträchtige Entwicklung, von der alle profitieren, die mit Datenverarbeitung in der Landwirtschaft zu tun haben", betonte der Bayerische Staatsminister Josef Miller in seiner Festrede.

Auf der Tagung in München stellten Experten aus Wissenschaft und Praxis den aktuellen Entwicklungsstand von agroXML und verschiedene Anwendungen vor. Die Vorträge präsentierten die Erwartungen der Agrarsoftware-, der Landtechnikbranche und der Politik an agroXML. Führende Agrarsoftwarehäuser berichteten über den Stand der Umsetzung von agroXML in ihren Produkten und gewährten Einblicke in ihre Softwareprogramme.

„Mit agroXML werden die Antrags- und Dokumentationsprozesse für Agrarförderung, Rückverfolgbarkeit und Qualitätssicherung vereinfacht", schilderte Dr. Martin Kunisch, agroXML-Projektleiter des KTBL in Darmstadt, die Vorteile der neuen Informationstechnologie.

In Zukunft kann der Landwirt seine Anträge und Nachweise am PC bearbeiten. Er muss nicht mehr unzählige Formulare mit den gleichen Daten per Hand ausfüllen. Einmal elektronisch erfasste Daten stehen für alle Erfordernisse zur Verfügung. agroXML wird die Verfügbarkeit wichtiger Informationen von Betriebsmittellieferanten, Beratung und Handel auf dem landwirtschaftlichen Betrieb deutlich erhöhen. Dies ermöglicht dem Landwirt eine qualifizierte Planung und erleichtert die Steuerung der Produktionsprozesse.

„Durch diese Standardisierung wird es gelingen, die auf dem landwirtschaftlichen Betrieb weitgehend automatisch erhobenen Daten, die die landwirtschaftlichen Produktionsprozesse beschreiben, in den der vor- und nachgelagerten Bereichen sinnvoll weiterzuverarbeiten", davon ist Dr. Thomas Engel, Product- Development-Manager bei John Deere, überzeugt. Durch die fortschreitende Spezialisierung und Arbeitsteilung in der Landwirtschaft seien IT-Infrastrukturen mit standardisierten Austauschformaten wie agroXML erforderlich.

Der Vertreter eines der weltweit führenden Landtechnikunternehmen plädiert für die Internationalisierung der neuen Datenaustauschsprache. Dabei konkurriere agroXML nicht mit dem internationalen Standard ISOBUS (ISO 11783). ISOBUS steuere die maschinenbezogene innerbetriebliche Kommunikation, während agroXML die Kommunikation von der Farmmanagement-Software nach außen regele. „Es handelt sich also um unabhängige, sich ergänzende Standards", betonte Engel. John Deere ist einer der Partner, die an der Entwicklung von agroXML beteiligt sind.

Auch bei den führenden Unternehmen der Agrarsoftwarebranche treten die Konkurrenzgedanken in den Hintergrund. Sie sitzen bei der Entwicklung von agroXML an einem Tisch. Ähnlich wie die Landtechnikhersteller verfolgen sie im Sinne ihrer Kunden ein gemeinsames Ziel: Ein einheitliches Datenformat, damit der Datenaustausch zwischen den Softwareprogrammen reibungslos funktioniert. „Es muss dringend dafür gesorgt werden, dass die gesamte Branche ‚ein’ agroXML nutzt", fordert Dr. Josef Bosch von Land-Data Eurosoft. Nur von einem möglichst auch europaweit einheitlichen Datenformat könnten der Landwirt, die Wirtschaft und die Agarverwaltung profitieren.


Hintergrundinformationen:
agroXML ist eine geschützte Marke des KTBL. Die Nutzung des agroXML-Schemas und der agroXML-Inhaltslisten unterliegt einer Lizenz im Sinne einer Open-Source-Regelung. Die für den Datenaustausch notwendigen Komponenten stehen allen Interessenten kostenlos zur Verfügung. agroXML steht als Version 1.0 seit Mai 2006 und Version 1.2 seit März 2007 unter www.agroXML.dezur Verfügung.

Die Version 1.2 deckt die Verfahren der Pflanzenproduktion ab mit Komponenten für die Beschreibung des Betriebs, der Flächen, der Verfahren und der Elemente für die Dokumentation und die Qualitätssicherung sowie die Bewertung der Nachhaltigkeit. Die laufende Entwicklung konzentriert sich auf die Erweiterung des Schemas um die Tierhaltung und die Verbesserung der Geodatenfunktionalität. Das Angebot an Inhaltslisten wird ausgebaut.

Einige Beispiele zukünftiger Praxis-Anwendungen, die auf der Tagung vorgestellt wurden:
Die Schlagkarteien von Helm-Software und BASF ermöglichen einen Zugriff auf Planungsdaten aus dem Feldarbeitsrechner des KTBL (www.ktbl.de) und den Import der Daten mittels agroXML in die Schlagkartei.

Durch das Flächeninformationssystem FLOrlp (www.flo.rlp.de) des Landes Rheinland-Pfalz erhalten Landwirte präzise Informationen über Lage und Ausdehnung ihrer bewirtschafteten Flächen. Sie können sich anhand von Karten und Luftbildern einen schnellen Überblick verschaffen. Dies erleichtert das Flächenmanagement und die Beantragung der Agrarförderung. „Dies dient dem Bürokratieabbau im Land", erklärte Gerhard Geißner von rheinland- pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau. Die Bereitstellung der Geodaten erfolgt auch im agroXML- Format.

Das Online-Beratungssystem ISIP (Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion e.V.) der Landwirtschaftskammern und der Bundesländer bietet dem Landwirt individuelle Empfehlung für den Ackerbau. Durch Eingabe eigener Schlagdaten in wetterbasierte Schaderregermodelle erhält er allgemeine und schlagspezifische Informationen und kann daraus entsprechende Maßnahmen ableiten. ISIP nutzt agroXML derzeit zum Import von Felddaten und Schlaginformationen. „Für die Akzeptanz komplexer Entscheidungshilfen in ISIP ist der Erfolg des agroXML-Standards eine wesentliche Voraussetzung", unterstrich Dr. Manfred Röhrig von ISIP e.V. die Bedeutung von agroXML.

Beim Farm-Managementsystem „AGRO-NET" von agrocom kann der Landwirt durch agroXML einen elektonischen Arbeitsauftrag an einen Lohnunternehmer oder Maschinenring erstellen. Der Auftrag wird aus der geplanten Buchung in eine agroXML-Datei exportiert und kann abschließend als elektronischer Auftrag per E-Mail geschickt werden. Der Lohnunternehmer kann, unabhängig davon, was für eine agroXML-fähige Sofware er besitzt, direkt mit der Arbeit beginnen und per Chipkarte die Auftragsdaten aus der Schlagkartei des Landwirts direkt auf seine Maschinen übertragen.

Die Farmbox von Helm-Software ist ein internetbasierter Service zum mobilen Austausch von agroXML-Dateien. Es ist ein Datenserver, der  ähnliche wie ein Mailsystem agroXML- Dokumente speichert, versendet oder empfängt. Damit kann der Landwirt beispielsweise Informationen direkt aus seiner Schlagkartei an den Landhändler, die InVeKoS-Behörde, den Lohnunternehmer oder den Bordcomputer senden bzw. empfangen.

Die Schlagkartei „AO Agrar-Office" von Land-Data Eurosoft erstellt Dokumentationsdaten in agroXML und verarbeitet in agroXML definierte Geschäftsvorfälle für die Datenkommunikation zur Rückverfolgbarkeit.

Quelle: KTBL
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