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02.09.2010 | 09:55 | Landtechnikmarkt  

Landtechnik-Branche: Häckseln gegen die Krise

Kolitzheim - Sie sind wuchtig, stecken voller aufwendiger Technik und versprechen Gewinn und Prestige: Auf Feldhäcksler setzt der Landtechnikmarkt nach der Krise 2009 vor allem.

Landtechnik-Branche: Häckseln gegen die Krise
Grund ist der Biomasse-Boom: Je mehr Biogasanlagen in Deutschland gebaut werden, desto mehr Energiepflanzen wie Mais müssen dafür geerntet werden. Das hat auch der traditionsreiche Traktorenhersteller Fendt erkannt: Das zum Agco-Konzern gehörende Allgäuer Unternehmen baut jetzt Feldhäcksler. Am Mittwoch stellte Fendt die Maschine in Kolitzheim (Landkreis Schweinfurt) vor. «Dieser Markt wächst enorm», sagt Agco-Chef Martin Riechenhagen.

Die Wirtschaftskrise mit ihren Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat die Landtechnik-Hersteller in Deutschland nicht verschont: Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ermittelte für 2009 ein Umsatzvolumen von 5,6 Milliarden Euro - das war ein Viertel weniger als im Jahr zuvor. Die Hersteller drosselten ihre Traktorenproduktion um 29 Prozent auf 46.500 Stück. In der ersten Jahreshälfte 2010 verringerte sich der Umsatz noch einmal um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch Fendt musste Absatzrückgänge bei den Schleppern hinnehmen. Die Allgäuer verkauften 2009 13.647 Traktoren - rund 1.800 weniger als 2008.

Gerade deshalb setzen die Hersteller zunehmend auf den Bau von Feldhäckslern. Immer mehr Landwirte schaffen sich mit einer Biogasanlage ein zweites Standbein, auch viele Energieunternehmen und Investoren wollen mit Strom und Wärme aus Biomasse Geld verdienen. Ende 2009 gab es nach Angaben des Fachverbandes Biogas in Deutschland knapp 5.000 Anlagen, in diesem Jahr sollen mindestens 700 dazukommen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren produzierten gerade einmal 1.000 Biogasanlagen Strom.

Die Anbauflächen für Silo-Mais in Deutschland steigt von Jahr zu Jahr, das Deutsche Maiskomitee ermittelte für 2009 1,6 Millionen Hektar - 80 000 mehr als 2008. Auch auf den osteuropäischen Märkten sowie in den USA und in Südamerika sehen die Unternehmen noch Potenziale für ihre Häcksler.

Fendt stößt damit in einen vielversprechenden, aber eben auch hart umkämpften Markt. Vor zehn Jahren stieg der Emsländer Landmaschinen- Bauer Krone in die Feldhäcksler-Sparte ein und hat inzwischen einen Marktanteil von rund 20 Prozent in Deutschland und 15 Prozent weltweit erreicht.

Weltmarktführer im Häcksler-Markt ist das westfälische Unternehmen Claas, das vor den US-Konzernen John Deere und Case New Holland (CNH) liegt. Etwa jeder zweite Häcksler in Deutschland kommt aus den Fabriken des Harsewinkeler Familienunternehmens. Die Absatzschwankungen im Häcksler-Geschäft seien gering, wie Jörg Sudhoff, Verkaufsleiter Deutschland, berichtet: «Der Häcksler ist unsere Schlüsselmaschine.» Die wesentliche Klientel seien Lohnunternehmer, sagt Sudhoff. Hier sei das Investitionsverhalten anders als bei Landwirten; auch in der Krise sei investiert worden. So lange in Deutschland über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Biogasanlagen profitabel betrieben werden könnten, hätten Feldhäcksler-Produzenten gute Verkaufschancen.

Einen Feldhäcksler zu entwickeln und zu produzieren ist für die Hersteller auch eine Prestige-Frage: Vier Jahre tüftelte Fendt an der Maschine, die künftig in Hohenmölsen (Sachsen-Anhalt) gefertigt werden soll. Der Käufer muss tief in die Tasche greifen: Bis zu einer halben Million Euro - je nach Ausstattung und Leistung - kostet ein Häcksler, der Energiepflanzen so zerkleinert, dass sie zu Silage - das ist konserviertes Grünfutter - oder in einer Biogasanlage verarbeitet werden können. (dpa)
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