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21.10.2014 | 00:08 | Moderne Landwirtschaft 

Landtechnik-Industrie zu Besuch bei Berliner Abgeordneten

Frankfurt/Main - Bereits zum zweiten Mal trafen die Spitzen der im VDMA organisierten Landmaschinen- und Traktorenhersteller am vergangenen Mittwoch im Rahmen eines Parlamentarischen Abends in Berlin mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages zusammen.

Moderne Landwirtschaft
(c) proplanta
„Wir freuen uns sehr, den guten Dialog zwischen Politik und Agrartechnikindustrie in offener Atmosphäre vertiefen zu dürfen“, sagte Dr. Hermann Garbers, Vorsitzender des VDMA Landtechnik, in seiner Eröffnungsansprache.

Ganz wesentliche gesellschaftspolitische Rolle



Schließlich spiele die Agrartechnikindustrie „als essentieller Treiber der modernen Landwirtschaft“ auch eine „ganz wesentliche gesellschaftspolitische Rolle“, so Garbers weiter. Die branchenweit nachhaltig verankerten Schlüsselthemen Welternährung, Energieversorgung und Klimaschutz hätten mittlerweile sowohl agrar- als auch umweltpolitisch „oberste Priorität“. Prominente Vertreter beider Politikfelder zeigten sich daher an den vorgestellten Entwicklungstrends höchst interessiert.

Bleser: Nur mit leistungsstarker Technik wettbewerbsfähig



„Wir sind uns absolut darüber im Klaren, wie wichtig leistungsstarke und verlässliche Agrartechnik für die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtinnen und Landwirte ist. In Sachen Effizienz sind wir nicht ohne Grund schon heute einsame Spitze“, sagte Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, in seinem Grußwort.

Ihrer anspruchsvollen Rolle als „Impulsgeber eines ökonomisch wie ökologisch verantwortlichen Fortschritts im Agrarsektor“ werde die Branche, so Hermann Garbers, dank „permanenter Innovationsleistungen der Landtechnikingenieure“ tagtäglich gerecht.

Arbeitsproduktivität beim Mähdrusch versechsfacht



Wie sehr die landwirtschaftliche Praxis von dieser technologischen Sogwirkung profitiert, belegt der in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegene Anteil der Agrartechnik am Produktivitätsfortschritt in der Landwirtschaft. So konnte die Arbeitsproduktivität bei der Getreideernte in Deutschland und anderen westlichen Hochtechnologiemärkten während der vergangenen 40 Jahre mithilfe kontinuierlich verbesserter Mähdruschtechnologien um das Sechsfache erhöht werden.

Konkret heißt das: „Während 1970 zwei Arbeitsstunden für die Ernte eines Hektars Getreide erforderlich waren, lässt sich dieselbe Arbeitsleistung heute in lediglich 20 Minuten erledigen.“ Schlagkraft und Wirtschaftlichkeit dürften in der modernen Landwirtschaft jedoch keinesfalls als bloßer Selbstzweck gesehen werden, so Garbers. „Sie dienen vielmehr einem ganzheitlichen Streben nach Effizienz.“

Grundsätzliches Umdenken in der Emissionspolitik angemahnt



Ressourceneffiziente Lösungen entwickeln sich dabei immer mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor für die Industrie, weshalb die „ausschließliche Betrachtung einzelner Maschinen und Geräte längst nicht mehr im Zentrum unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeit steht.“ Folgerichtig hält die Landtechnikindustrie ein grundsätzliches Umdenken in der Emissionspolitik für dringend erforderlich; „ein Umdenken weg von der beschränkten Sicht auf die Abgasemissionen des einzelnen Traktors oder Mähdreschers hin zu einer integrierten Prozess-Perspektive“, wie es Garbers formuliert.

Landwirtschaft 4.0 – die vierte Revolution im Ackerbau



Doch der Landwirt von morgen wird mithilfe von intelligent vernetzter Computertechnik nicht nur in die Lage versetzt, seinen Maschinenpark präzise zu steuern. Vielmehr wird er künftig sein gesamtes Betriebsmanagement virtuell abbilden können. „Insofern lässt sich mit einer gewissen Berechtigung von einer sich abzeichnenden ‚Landwirtschaft 4.0‘ sprechen, wenn man die ackerbaulichen Revolutionen, beginnend mit der ‚Dreifelderwirtschaft‘ über die ‚Erfindung des Kunstdüngers‘ bis hin zum ‚Precision Farming‘, als Glieder eines konsequent fortschreitenden Evolutionsprozesses betrachtet“, resümierte Garbers.

Rein informationstechnisch gesehen, lasse sich die gegenwärtige technologische Dynamik „mit den Begriffen intelligente Vernetzung und Cloud Computing auf den Punkt bringen“. Denn wer die Vielzahl der heute und morgen verfügbaren Informationen aus den Bereichen Pflanzenbau, Tierhaltung, Technik und Management strukturiert verarbeiten möchte, ist auf eine verlässliche Datenbasis angewiesen, die einen ortsunabhängigen, stabilen Zugriff erlaubt.

Flächendeckend verfügbare Breitbandnetze seien hierfür „eine unabdingbare Voraussetzung“, die politisch mit Nachdruck forciert werden müsse. In gleichem Maße erwarten die Agrartechniker „belastbare Aussagen und schlüssige Konzepte in Sachen Datenschutz und Datensicherheit“. Denn nur wenn Rechtssicherheit auf Hersteller-, Händlerund Anwenderseite gleichermaßen gewährleistet sei, habe eine inintelligent vernetzte Agrarwelt auch in der Praxis gute Erfolgsaussichten.

Eingeschränkter Aktionsradius auf dem russischen Landtechnikmarkt



Dass der Erfolg des Landmaschinengeschäfts jedoch nicht nur von technischen, sondern auch von ökonomischen Rahmenbedingungen abhängt, machte Garbers insbesondere mit Blick auf den gegenwärtig „erheblich eingeschränkten Aktionsradius auf dem russischen Landtechnikmarkt“ deutlich. Da das Land für die innovativen Hersteller in Deutschland und Europa zu den wichtigsten Wachstumsmärkten überhaupt gehört, liegt den Landtechnikherstellern naturgemäß einiges daran, den verlorenen Anschluss möglichst bald wiederzugewinnen. „Schließlich konnten wir im Mittel der vergangenen fünf Jahre Ausfuhren von rund 600 Millionen Euro per annum realisieren, was einem Anteil von beachtlichen 8 Prozent am deutschen Produktionsumsatz entspricht.“

Offene Märkte als ökonomische Erfolgsbasis



Der seit zwei Jahren immer stärker durchdringende Protektionismus des Landes beschränke somit nicht nur das „beachtliche Entwicklungspotential der russischen Landwirtschaft“, er beschädige auch „das Wohlstandsniveau der Menschen vor Ort“. Deshalb sei es essentiell, gegen den „glasklaren WTO-Verstoß Moskaus mit aller Entschiedenheit und allen verfügbaren Rechtsmitteln“ vorzugehen – eine Forderung, die auf Seiten der Politik trotz der gegenwärtigen geopolitischen Verwerfungen große Zustimmung fand. „Seien Sie sich gewiss, dass wir alle Register ziehen werden, um den Freihandel in Europa und weltweit mit aller Kraft voranzutreiben“, rief Staatssekretär Bleser der versammelten Landtechnikspitze zu. (vdma)
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