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22.09.2021 | 16:38 | Drohneneinsatz 

Setzen Landwirte zunehmend auf Digitalisierung?

Meißen - Ein lautes Surren, dann hebt die weiße Drohne ab und fliegt über die Reben des Weingutes Schloss Proschwitz bei Meißen. Ähnlich wie bei einer Wärmebildkamera zeigt der Monitor rote und grüne Flächen.

Drohne in der Landwirtschaft
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Ob im Weinanbau oder auf der Obstplantage: Der Einsatz von moderner Technik hält auch in der Landwirtschaft immer mehr Einzug. Gerade bei den in Sachsen typischen Steillagen können Drohnen und Co. helfen. (c) proplanta
Rot ist in diesem Fall ein gutes Zeichen: Das heißt, dass viel Photosynthese stattfindet und es genügend Vegetation gibt. «Im Weinberg ist so eine Drohne ein tolles Hilfsmittel», sagte Weingut-Chef Georg Prinz zur Lippe am Mittwoch.

So können etwa wichtige Daten über die Pflanzen und ihren Zustand gesammelt werden, «ohne dass jemand keuchend durch die Steillagen gehen muss.» Pilzkrankheiten lassen sich so erkennen oder ob die Rebe über genügend Nährstoffe verfügt.

Digitale Technik im heimischen Obst- und Weinbau - das war das Hauptthema bei den mitteldeutschen Digitaltagen im Wein- und Obstbau auf dem Weingut bei Meißen. Noch bis zum Donnerstag diskutieren Wissenschaftler, Aussteller und Landwirte über die digitale Transformation in der Landwirtschaft. Neben Drohnen unterschiedlicher Größe waren etwa autonom fahrende Traktoren, Sensorik für Klimadaten oder Recyclingspritzen für Pflanzenschutzmittel zu sehen.

Schloss Proschwitz gehört zu den Versuchsanlagen für das Experimentierfeld «Express», das digitale Anwendungen zusammen mit Landwirten und Obstbauern testet. «Wir wollen marktreife Lösungen erproben, aber auch innovative Ideen und Erfindungen aus den Universitäten in den Weinberg und die Obstplantagen bringen», erklärte Projektleiter Ingolf Römer von der Universität Leipzig. Vor allem angesichts des Klimawandels könne die Digitalisierung einen Beitrag zur gezielten Bewässerung und Überwachung von Pflanzen leisten oder auch helfen, den Einsatz von Düngemitteln zu verringern.

Getestet wird unter anderem der Einsatz einer großen Spritzdrohne, die in Sachsen noch auf eine spezielle Zulassung wartet. In anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg ist sie bereits in den Weinbergen unterwegs, so Römer. An der Drohne hängt ein 20-Liter-Tank für Pflanzenschutzmittel, mit dem die Drohne gezielt die Reben ansteuern kann.

«Den Kanister trägt normalerweise der Winzer im Steilhang», erklärte Römer. Für den Weinbauern könne das eine erhebliche Einsparung an Arbeitskraft sein. Der Akku reicht für zehn Minuten Flugzeit, dann ist auch der Kanister leer.

Georg Prinz zur Lippe will damit künftig auch die vielen Hobbywinzer im Anbaugebiet unterstützen. Er kann sich eine gemeinnützige GmbH vorstellen, die das Spritzen mittels Spezialdrohne übernimmt. «Die Hobbywinzer brauchen keine teuren Mittel auf Vorrat und keinen Spritzschein», so zur Lippe. Das mache für die Arbeit leichter und das Winzer-Hobby wieder attraktiver für junge Leute, so die Hoffnung.

Auf dem Weingut Schloss Proschwitz wird derzeit auch eine sogenannte Recycling-Spritze getestet: Mittels eines aufgerüsteten Traktors fährt die Maschine durch die Rebzeilen und bringt Pflanzenschutzmittel aus - allerdings wird ein Teil sofort wieder aufgefangen und filtriert. Damit lassen sich nicht nur bis zu 900 Euro pro Jahr und Hektar sparen, sondern es kommt etwa 40 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel auf die Weinberge, so Prinz zur Lippe, der seinen Betrieb derzeit auf ökologischen Weinbau umstellt.

Bundesweit gibt es 14 solcher Experimentierfelder für digitale Anwendungen, die vom Bundesagrarministerium gefördert werden. Bis Ende 2022 stehen für die Projekte rund 50 Millionen Euro zur Verfügung.
dpa/sn
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