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02.12.2022 | 10:26 | Unfallverhütung 

Sicherheitsgurte: In der Grünen Branche häufig übersehen?

Kassel - Beim Autofahren sind Sicherheitsgurte nicht wegzudenken, bei Traktoren, Baggern und Arbeitsmaschinen der Grünen Branche werden sie häufig übersehen. Das führt immer wieder zu tragischen Arbeitsunfällen.

Sicherheitsgurt im Traktor?
(c) proplanta
Thomas Frank ist auf dem Hofgut Bodelshofen bei Weilheim/Teck beschäftigt. Er ist sicher, dass auch sein Arbeitsunfall ohne Sicherheitsgurt nicht so glimpflich verlaufen wäre. „Das war 2017. Ich musste an einem Hang mulchen“, erklärt er.

Zum Mulchen wird in dem Betrieb ein kleiner, wendiger Schmalspurschlepper mit hinten angebrachter Umsturzschutzvorrichtung eingesetzt. „Ich bin es vom Autofahren gewohnt, den Gurt anzulegen, so dass es für mich ganz normal war, den Gurt auch in dem Schmalspurschlepper anzulegen“, erzählt der 47-Jährige rückblickend. Außerdem habe ihn der Gurt in dem kleinen, schmalen Fahrzeug ohne Türen und Dach auch ein besseres Sicherheitsgefühl gegeben.

Am Hang umgekippt

Dieses Gefühl hat Frank letztlich nicht getäuscht, denn der Schlepper kam bei Arbeiten am Hang ins Rutschen. Die Böschung war etwa zwei Meter hoch. „Ich fuhr zum Wenden etwas rückwärts den Hang hinunter. Plötzlich konnte ich nicht mehr Bremsen.“ Die ohnehin schon gefährliche Situation spitze sich zu, weil Frank das Lenkrad eingeschlagen hatte und sich dadurch eines der Räder im Hang verfing.

Mit Schwung kippte der Schlepper Hang abwärts. Viele Gedanken wirbelten Thomas Frank in den Sekunden des Umsturzes durch den Kopf. „Das war ganz merkwürdig. Ich war sicher, dass ich sterbe oder zumindest querschnittsgelähmt sein werde. Ich hatte große Angst, dass ich unter das Fahrzeug komme“, sagt er. „Aus Reflex wollte ich abspringen. Der Gurt hat das verhindert. Zum Glück. Ich wäre bestimmt in die falsche Richtung gesprungen“, schätzt er heute die Unfallsituation realistisch ein.

Frank suchte Halt am Umsturzbügel und am Lenkrad. „Alles hat sich gedreht, der Umsturzbügel hat sich dann beim Aufprall verbogen und ins Erdreich eingegraben. Ich war mit dem Kopf am Boden und insgesamt war ich etwas eingeklemmt.“ Mit Mühe konnte sich Frank selbst unter dem liegenden Schlepper befreien. „Schnell waren Menschen an der Unfallstelle. Sie hatten den Vorgang beobachtet“, so Frank. Was danach kam, erinnert er nur noch bruchstückhaft.

„Ich war unter Schock“, sagt er. Sicher weiß Frank aber, dass er dank Sicherheitsgurt und Umsturzbügel überlebt hat. „Ich hatte zum Glück keine ernsthaften Verletzungen. Ein paar Prellungen und Kratzer, mehr nicht.“ Auch sein Arbeitgeber ist froh und dankbar, dass Thomas Frank so glimpflich davongekommen und der Umsturz nur Sachschaden nach sich gezogen hat. Seitdem legt der Unternehmer noch mehr Wert darauf, dass die eingebauten Gurte auf Traktoren verwendet werden. „Darauf weist er bei allen Unterweisungen extra hin“, sagt Frank.

Das sagt die SVLFG

Umstürzende Fahrzeuge liegen auf Platz drei der am häufigsten gemeldeten Maschinenunfälle. Die Menschen werden in der Regel aus den Fahrzeugen geschleudert, weil sie nicht angeschnallt sind. Dabei regeln die Sicherheitshinweise der Betriebsanleitungen der Fahrzeuge ganz klar, dass Gurte benutzt werden müssen.

Dort heißt es unter anderem: „Stellen Sie sicher, dass während der Fahrt alle Fahrzeuginsassen vorschriftsmäßig angegurtet sind. Denken Sie auch an Beifahrerinnen und Beifahrer.“ Arbeitgeberbetriebe müssen somit aus der Gefährdungsbeurteilung heraus festlegen, dass Beschäftigte Sicherheitsgurte in Fahrzeugen und Maschinen anlegen.

Mit einer Umrüstung auf komfortable ELR-Gurtsysteme schaffen sie einen Anreiz zur Nutzung. ELR bedeutet Emergency Locking Retractor – zu Deutsch: Notfall-Rückhaltesystem. Genau wie beim Auto blockiert der Gurt erst ab einer bestimmten Neigung und/oder Beschleunigung. Damit erlaubt er viel Bewegungsfreiheit beim Fahren, ist komfortabel und greift erst im Notfall zuverlässig ein.
SVLFG
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