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18.11.2010 | 08:15 | Bundeswettbewerb Landwirtschaftliches Bauen 2009/10 

Stallbaulösungen für Kooperationen in der Milchviehhaltung aus Deutschland und der Schweiz ausgezeichnet

Hannover - Die Gewinner des Bundeswettbewerbes „Landwirtschaftliches Bauen 2009/10“ stehen fest:

Milchviehhaltung
(c) proplanta
Ministerialdirigent Clemens Neumann vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) zeichnete am 16. November auf der EuroTier fünf landwirtschaftliche Betriebe aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen für ihre vorbildlichen Stallbaulösungen für Kooperationen in der Milchviehhaltung aus. „Den Agrarstandort Deutschland für die Zukunft zu sichern und Arbeitsplätze zu erhalten ist eine besondere Aufgabe“ sagte Neumann. Andrea Leute, Vizedirektorin des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) ehrte die drei Gewinnerbetriebe aus der Schweiz mit den Worten „Es liegt nun an der Praxis, aus den Projekten gute Ideen, Lösungsansätze, aber auch Inspiration für den eigenen Betrieb zu übernehmen“. Gesucht wurden zukunftsweisende Milchviehställe, die sowohl die Anforderungen an einen modernen und zukunftsfähigen Arbeitsplatz erfüllen, als auch den Bedürfnissen der Tiere gerecht werden. Der Deutsche Landwirtschaftsverlag (dlv) mit agrarheute.com in München unterstützte den Bundeswettbewerb öffentlichkeitswirksam und stiftete die Preisgelder für die deutschen Preisträger.

Der Wettbewerb, der alle zwei Jahre Stallbauten prämiert, fand zeitgleich in Deutschland und der Schweiz statt. „Wenn die zur Zukunftssicherung notwendigen Wachstumsschritte nicht mehr einzelbetrieblich bewältigt werden können, ist der Weg in eine stabile Kooperation eine plausible Möglichkeit“, erklärte Prof. Dr. Thomas Jungbluth, Präsident des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL). Er dankte den Mitgliedern der Bundesprüfungskommission und den Mitgliedern der Schweizer Jury für ihre ehrenamtliche Tätigkeit.

Neumann, Leute und Jungbluth überreichten den deutschen und schweizerischen Preisträgern die Urkunden und Stallplaketten. Im Rahmen der Medienpartnerschaft mit agrarheute.com überreichte Johann Wörle (dlv) die Prämien an die deutschen Preisträger. Den Gewinnern aus der Schweiz übergab Robert Kaufmann, Leiter des Forschungsbereiches Agrarökonomie und Agrartechnik der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon, ihre Preisgelder. Der deutsche Wettbewerb war insgesamt mit 15.000 € dotiert.

Im Folgenden werden die prämierten Betriebe kurz vorgestellt. Ausführliche Informationen bietet das Begleitheft (Best.Nr. 40090) zum Wettbewerb, das beim KTBL erschienen ist.


Preisträger mit vorbildlichen Kooperationen aus Deutschland

Groiner Milch KG, 46459 Rees, Nordrhein-Westfalen

Die mehrhäusige Stallanlage mit giebelständigem Melkhaus ist für die Haltung von 270 Milchkühen ausgelegt. Problemkühe und der Abkalbebereich werden auf Stroheinstreu gehalten. Dank der offenen und sehr kostengünstigen Stallanlage sind die Bedürfnisse der Tiere nach Licht und Luft in besonderem Maße erfüllt. Die Konstruktion ist gut durchdacht und haltbar gebaut, so dass sich das saubere und klare Stallsystem gut bewirtschaften lässt. Besondere Beachtung verdient die innovative Vertragsgestaltung, die sowohl der Nachfolgeregelung, dem Ausstieg eines Gesellschafters sowie der Zukunft des Stalles vorbildlich Rechnung trägt. Mit der klaren Aufteilung der Kompetenzen zwischen den einzelnen Kooperationspartnern besticht dieser Preisträger sowohl beim Stallbau als auch mit dem Kooperationskonzept.


Biohof Küfner und Naiser GbR, 95463 Bindlach, Bayern

Die dreihäusige Stallbaulösung mit integriertem Laufhof dient der Haltung von 200 Milchkühen zur ökologischen Milchproduktion. Dieser Betrieb wurde bereits im Jahr 2006 vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) für seine Baulösung mit Holz ausgezeichnet. Das Gebäude ist wegen seiner niedrigen Firsthöhe nahezu unauffällig und passt sich somit optimal in die Landschaft ein. Die Bauweise ist trotz niedriger Bauhülle gut durchlüftet und dank Curtains wintertauglich für Mensch und Tier. Der Verzicht von chemischem Holzschutz und seine besondere Anpassung an die Bedürfnisse der Tiere zeichnen den Stall aus.

Dank der stabilen und rentablen Kooperation ist eine Aufteilung der Arbeitsbereiche gemäß den persönlichen Neigungen der Kooperationspartner möglich. Die Söhne der Betriebsleiter sind bereits als Kooperationspartner voll in die Gemeinschaft integriert und sichern den Fortbestand dieser sehenswerten Baulösung für die Zukunft.


MPM GmbH und Co KG, 29361 Höfer, Niedersachsen

Die Kooperation dreier Betriebe betreibt eine einhäusige Stallanlage mit separatem Melkhaus für die Haltung von 300 Milchkühen. Dank der Vollfusion der Betriebe konnten alle Partner hinzugewinnen und die Arbeitsbereiche dementsprechend aufteilen. Der stabile und zukunftsfähige Betrieb verfügt über unterschiedliche Einkommensquellen, wie Kartoffeln, Zuckerrüben, Biogas, Photovoltaik, Milchvieh und ist dank Unterstützung durch Ehepartner und Nachfolgeregelung zukunftssicher. Durch die besondere bauliche Gestaltung passt sich der Stall gut dem Umfeld an und bietet zahlreiche Erweiterungsmöglichkeiten. Der Stall ist gut strukturiert und funktional eingerichtet. Das rasante Wachstum der Kooperation ist beeindruckend und noch nicht abgeschlossen. Am Standort gibt es noch viel Platz und Potenzial für Entwicklung.


Bayerwaldmilch GbR, 94051 Hauzenberg, Bayern

Das einfache bauliche Konzept, das allen funktionalen Anforderungen entspricht, besticht durch seine für diesen Standort sehr ungewöhnliche offene Bauweise. Die mehrhäusigen Gebäude, die kammartig angeordnet sind, dienen der Haltung von 250 Milchkühen mit Nachzucht. Aufgrund der konsequenten Organisation mit der Ernennung von hoch spezialisierten Abteilungsleitern, bekommt jeder Mitarbeiter seinen eigenständigen Verantwortungsbereich, der nach den jeweiligen Vorlieben und Qualitäten ausgerichtet ist. Diese unternehmerische Kooperation stellt einen Mix aus Gemeinschaftsfinanzierung, Arbeitsorganisation und unternehmerischer Selbstständigkeit dar. Eine sehr effiziente Nebenerwerbskooperation, die auch Freizeit berücksichtigt. Dieses bis aufs Kleinste durchdachte Konzept bietet für Kleinst- und Nebenerwerbsbetrieben eine Alternative, die ansonsten hätten aufgeben müssen. Das Konzept ist für den Standort und Bayern aufgrund seiner unkonventionellen, eher funktional ausgerichteten Bauweise und seiner äußerst ökonomisch ausgerichteten Kooperation - weg vom Familienbetrieb - herausragend.


Zach-Benedikt GbR, 82441 Ohlstadt, Bayern

Der helle Holzstall, eine einhäusige Stallanlage mit seitlichem Melkhaus, dient der Haltung von 52 Milchkühen zur ökologischen Milchproduktion. Arrondierte Weiden und der Verzicht auf chemischen Holzschutz sind nicht nur der Arbeitswirtschaft und dem Umweltschutz besonders zuträglich. Die Umweltwirkung ist vorbildlich gelöst. Das Konzept besticht durch gutes Stallklima und interessante Detaillösungen, wie beispielsweise Kuhduschen, die sich im sehr guten Zustand der Tiere widerspiegeln. Das vom Standort vorgegebene Baukonzept ist gut dimensioniert, aber ein wenig teuer. Mit anderer Materialwahl wäre es günstiger geworden, hätte sich jedoch nicht so gut dem Landschaftsbild angepasst. Die Kooperation hatte eine gedankliche Vorlaufzeit von einem Jahr, in der mögliche Gegebenheiten und Probleme mit Hilfe eines Beraters gelöst wurden. Dank der eigenständigen Erschließung der Hoffläche könnte die Immobilie im Trennungsfall verkauft, vermietet oder verpachtet werden.


Preisträger mit vorbildlichen Kooperationen aus der Schweiz

BZG Langjurten, 4422 Arisdorf, Kanton Basel-Landschaft

Die Kooperationspartner der BZG Langjurten bewirtschaften ihre einhäusige Stallanlage mit angebautem Laufhof und integriertem Melkzentrum in der Gesamteigentumsform zu gleichen Teilen. Somit befinden sich der Gemeinschaftsstall und das Grundstück im Besitz der BZG. Der Gemeinschaftsstall befindet sich in Hanglage und ist durch die Gebäudeausrichtung quer zur Hangneigung optisch gut in die Landschaft eingepasst. Die Wahl des Gebäudestandortes, etwas außerhalb des Siedlungsgebietes, wurde aus Erweiterungs- und auch Emissionsgründen von der Jury positiv beurteilt. Das mit viel Tageslicht und stetig frischer Luft durchsetzte Stallgebäude bietet optimale Bedingungen für Mensch und Tier. Dank des klaren Kooperationskonzeptes wird jeder Partner in alle Aufgaben mit einbezogen, so dass im Krankheitsfall keine Engpässe entstehen. Der stetige Kontakt fördert auch die bessere Koordination der Feldarbeiten.


BZG Gemeinschaftsstall Churwalden, 7075 Churwalden, Kanton Graubünden

Im schweizerischen Berggebiet steht ein Gemeinschaftsstall für 120 Milchkühe mit angebautem Laufhof und Melkzentrum. Dieses gelungene Kooperationsprojekt gilt auch als Schaubetrieb der umliegenden Tourismusregion. Dank seiner Bauweise besticht er als ideale Lösung für die Winterstallhaltung in Bergbetrieben. Mit ihrem innovativen Stallgebäude bietet die BZG Gemeinschaftsstall Churwalden auch eine neuzeitliche Milchannahme in ihrer Region. Der große Melktank im Melkzentrum des Gemeinschaftsstalles dient zugleich auch der Milchgenossenschaft Churwalden-Parpan, welche sich durch diese Einmietung die dringend notwendige Sanierung ihrer Annahmestelle ersparen konnte. Mit der gewählten Kooperationslösung haben die Partner die wirtschaftlichen Herausforderungen der Milchproduktion im Berggebiet und deren persönliche Bedürfnisse nach Eigenständigkeit und Unabhängigkeit  beispielhaft kombiniert.


Association de Grand Champ, 1784 Cournillens, Kanton Freiburg

Das Kooperations- und Stallkonzept der Association de Grand Champ steht beispielhaft für die rationelle Käseproduktion im Talgebiet. Die einhäusige Stallanlage mit automatischem Melksystem eignet sich für die Haltung von 73 Milchkühen. Eine Erweiterung der Milchviehherde ist in der bestehenden Gebäudehülle mit relativ geringem Kostenaufwand gut möglich. Neben seiner guten Erweiterbarkeit besticht das Stallkonzept durch ein angenehmes Stallklima für Mensch und Tier. Arbeitserleichterung schafft der Einsatz eines Hoftrucks, u. a. zur schnellen, einfachen und ökonomischen Futtervorlage. Dank des regionalen Naturell und der Mentalität der beteiligten Personen ist die Association de Grand Champ relativ spontan und unkompliziert entstanden. Aufgrund der guten Arbeitsorganisation hat jeder Partner wesentlich mehr Freiräume als zuvor. Die offene  Abrechnungsform, wie auch das Einbringen des Nebenerwerbs in die Gemeinschaft haben  Vorbildcharakter. (ktbl)
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