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11.04.2011 | 13:33 | Precision Farming  

Zentimetergenau das Feld beackern

Karlsruhe - „Die Anwendung von Precision Farming ist auch für die kleinstrukturierten landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg praxisreif.“

Automatisches Lenksystem
Dank des automatischen Lenksystems bleibt der Traktor automatisch in der richtigen Spur. (c) ltz
Dies sagte Klaus Mastel, Leiter der Außenstelle Rheinstetten-Forchheim im Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) anlässlich einer Fachtagung mit Landwirten sowie Expertinnen und Experten aus Landtechnik, Industrie, Wissenschaft und Forschung. Als Beleg führte er an, dass das LTZ ab diesem Jahr seine gesamte Bewirtschaftung der Getreideflächen auf Precision Farming umstellt.

Das Prinzip von Precision Farming ist so einfach wie einleuchtend: Ein GPS-Empfänger gehört zur Grundausstattung. Er empfängt Signale, die dem Landwirt zu jeder Zeit den exakten Standort seines Arbeitsgerätes mitteilen. Nutzt er diese Technik etwa zur Düngung seines Feldes, so entnimmt er noch vor der Aussaat im kleinräumigen Raster von einem Hektar Bodenproben und lässt diese im LTZ labortechnisch analysieren. Die dann exakt definierten Parameter der Bodenzusammensetzung fließen in eine digitale Bodenkarte ein, auf deren Grundlage der Computer des Landwirts eine teilflächenspezifische Düngekarte erstellt. Während der Traktor über das Feld fährt, übermittelt die Düngekarte ihre Informationen an einen am Fahrzeug angebrachten computergestützten Düngerstreuer. Um der Pflanze zu ihrem optimalen Wachstum zu verhelfen, streut die Maschine am jeweiligen Ort die notwendige Nährstoffgabe.

Mit Precision Farming senkt der Landwirt seine Betriebskosten, indem er die Anschaffung von Düngemitteln auf das Mindestmaß beschränkt. Zugleich schont er die Umwelt, weil kein überflüssiges Düngemittel ins Grundwasser absickert, sondern beim Wachstum vollständig von der Pflanze aufgenommen wird. Dank automatischer Lenksysteme ist der Fahrzeugführer zudem von der Fahrzeuglenkung weitgehend entlastet und kann sich voll und ganz auf die Überwachung der Maschine und die Geräte konzentrieren.

Mittlerweile ist die Technik so weit fortgeschritten, dass sie von der Bodenbearbeitung, über die Aussaat bis hin zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln funktioniert. Selbst bei der Ernte tut sie noch wertvolle Dienste, wenn der Landwirt erfährt, wie sich die Erträge auf seinem Feld verteilen. „Ertragskartierung ist ein sehr gutes Hilfsmittel, um meinen Schlag besser kennen zu lernen“, erläuterte Jürgen Ott, wissenschaftlicher Mitarbeiter und zuständiger Fachmann im LTZ.

In den nord- und ostdeutschen Großbetrieben ist Precision Farming längst in den landwirtschaftlichen Arbeitsalltag eingezogen. Landwirte und Lohnunternehmer der vergleichsweise flächenärmeren landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg haben bisher vor allem die hohen Investitionskosten gescheut. Deshalb hat sich das LTZ in seiner Scharnierfunktion zwischen Wissenschaft und landwirtschaftlicher Praxis schon vor einigen Jahren dieser Frage angenommen und die von verschiedenen Firmen entwickelten Techniken in ihrem Versuchswesen erprobt. Die ersten Auswertungen des LTZ liegen seit diesem Jahr vor. „Precision Farming bietet auch in unseren baden-württembergischen Betrieben klare ökonomische und ökologische Vorteile“, kommentierte Mastel die Ergebnisse. Zudem seien die Arbeitserleichterung für den Praktiker, verbunden mit der Arbeitsgenauigkeit der Technik überzeugende Argumente für den HighTech-Einsatz auf den heimischen Äckern.

Um die Maschinen optimal auszulasten empfiehlt das LTZ überbetriebliche Zusammenschlüsse von Lohnunternehmen oder Maschinenringen. In Betrieben mit Sonderkulturen könnten sich bei entsprechender Betriebsgröße nach Ansicht des LTZ die Anschaffungskosten sogar schon nach wenigen Jahren amortisieren.


Maschinenvorführung - Firmen setzen auf ihre eigene Technik

Dass die Welt des Precision Farming vielfältig ist, zeigten Vertreter der Industrie mit einer sensorgesteuerten Düngetechnik auf einem elf Hektar großen LTZ-Versuchsfeld mit Wintergerste. Zur Vorbereitung des Fachtages hatte das LTZ bei der Aussaat des Getreides den Acker in drei Streifen aufgeteilt und während ihres Wachstums unterschiedlich intensiv gedüngt. Das Ergebnis dieser Vorgehensweise war für den Betrachter mit bloßem Auge an der unterschiedlichen Grünfärbung der drei Streifen erkennbar. Die Faustregel, je heller die Pflanze, desto mehr Dünger benötigt sie für ihr Wachstum, bestätigten die exakten Messergebnisse des Sensors, der an der Intensität der Grünfärbung den Chlorophyllgehalt der Pflanze erkennt und ihren Nährstoffbedarf so während des Wachstums unmittelbar auf dem Feld ableitet.

Ein alternatives System bildet der sogenannte Pendelsensor, der mit einem Pendel über die Pflanze streicht und anhand ihres Widerstandes den Düngerbedarf errechnet. Je größer der Widerstand, desto weniger Nährstoffe sind erforderlich.

GPS-gesteuerte Lenksysteme fahren selbständig zentimetergenau über das Feld, ohne dass der Landwirt sein Fahrzeug steuert. (ltz)
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