Die Krankheit, auch Echinokokkose genannt, wird ausgelöst durch den Fuchsbandwurm. Im Kot von Füchsen finden sich häufig Bandwurmeier, und da die Füchse im Laufe der Zeit immer weiter an die großen, urbanen Siedlungen herangerückt sind, finden sich durch den Kot der Tiere auch in Sandkästen und Gemüsebeete Bandwurmeier. Diese Eier bleiben monatelang, auch bei Kälte und Wärme, ansteckend. Nach der Infektion kommt es zu einem oft nur schleichenden Krankheitsverlauf. Unbehandelt kann die Erkrankung tödlich enden.
Werden die Eier des Fuchsbandwurms über den Mund aufgenommen, gelangen sie wahrscheinlich über den Zwölffingerdarm in die Leber, selten auch in Lunge und Gehirn. Die Diagnose wird oft erst nach Jahren, beim Auftreten von Oberbauchbeschwerden, Gelbsucht und anderer Beschwerden gestellt. Im den vergangenen Jahren wurden bis zu 100 Fälle per anno bundesweit gemeldet, wobei jede 4. Erkrankung einen Menschen in Baden-Württemberg betraf.
Die Region um Ulm in Süddeutschland gilt als Hauptzentrum in Deutschland (70 Prozent der Füchse tragen in dieser Gegend den Erreger). In der Universitätsklinik in Ulm werden die meisten Patienten behandelt. Die Ärztliche Direktorin der Klinik für Allgemein- u. Viszeralchirurgie, Frau Prof. Dr. Henne-Bruns, macht Hoffnung: „Auch für Betroffenen mit weit fortgeschrittener Infektion kann dabei eine gute Lebensqualität erreicht werden.“ Oft kann eine Operation an der Leber vorgenommen, aber bei den meisten Erkrankten ist der Leberbefall bereits zu fortgeschritten, hier kommen dann Medikamente zum Einsatz.
In Ulm gibt es eine Echinkokkose-Ambulanz und ein interdisziplinierte Team von Ärzten behandelt zurzeit ca. 400 Patienten. Vorbeugemaßnahmen sind bei der oben abgehandelten Krankheit natürlich besonders wichtig. Dies gilt auch für den heimischen Garten und im Sandkasten auf dem Spielplatz, da inzwischen oft bereits mehr Füchse in Städten als in ländlichen Gebieten leben.
Auch Hunde können sich infizieren, weshalb zum Schutz des Menschen vom Robert-Koch-Institut nachfolgendes empfohlen wird: „Die Bevölkerung sollte generell über das Infektionsrisiko aufgeklärt und darüber informiert werden, dass Infektionen durch die Einhaltung allgemeiner Hygienemaßnahmen (insbesondere Hände- und Nahrungsmittelhygiene) vermieden werden können. Eier, die von infizierten Tieren ausgeschiedenen werden, haben eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen und Desinfektionsmitteln. Sie können unter günstigen klimatischen Bedingungen über mehrere Monate infektiös bleiben. Dagegen überleben die Eier kurzzeitiges Aufkochen nicht und auch gegen Austrocknung sind sie sehr empfindlich.
Die regelmäßige Entwurmung von Hunden mit Praziquantel, Fleischbeschau und die sachgerechte Entsorgung von Schlachtabfällen sind die wichtigsten Maßnahmen, um die zystische Echinokokkose in Endemie Gebieten unter Kontrolle zu bekommen bzw. die erreichte Kontrolle oder die Eliminierung des Erregers aufrechtzuerhalten. Alle bodennah wachsenden Nahrungsmittel, die möglicherweise mit dem Kot von infizierten Endwirten kontaminiert sind, z.B. Beeren, Pilze, Gemüse, Salat und Fallobst, sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen und insbesondere in Gebieten mit erhöhtem Infektionsrisiko möglichst gekocht oder getrocknet werden. Nach Arbeiten, bei denen Kontakt zu Erde bestanden hat, müssen die Hände gründlichst gewaschen werden.“
Fazit:Der Fuchsbandwurm kann mit seinen Eiern den Menschen infizieren, was zu schwerwiegenden, vornehmlich Lebererkrankungen, führen kann, die in der Regel einen schleichenden Verlauf nehmen. Besonders in Süddeutschland in der Gegend um Ulm sind nahezu Dreiviertel der Füchse infiziert, weshalb sich auch am Universitätsklinikum in Ulm ein Diagnose – und Therapie - Zentrum entwickelt hat. Wichtigste Vorbeugemaßnahmen sind zunächst an den Fuchsbandwurm zu denken, und Beere, Pilze, Gemüse, Salat gut zu waschen, in besonders gefährdeten Gebieten möglichst zu kochen oder zu trocknen und Hände nach Erdkontakt sorgfältig zu säubern.
Sie haben Fragen zum Artikel oder zum Thema? Dann nutzen Sie die Kommentarfunktion.
Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Dr. med. H. Rüdinger