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23.05.2016 | 08:00 | Medizin-Splitter 
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Bandwurmeier in Sandkästen und Gemüsebeeten eine tödliche Gefahr

Karlsruhe - Vor Jahren war der Fuchsbandwurm fast nur für die Bevölkerung auf dem Lande, in Sonderheit für Jäger, Forstleute und Landwirte eine Gefährdung. Inzwischen ist das Risiko auch in den Städten angekommen.

Fuchsbandwurm Mensch - Was tun
(c) hecke71 - fotolia.com
Die Krankheit, auch Echinokokkose genannt, wird ausgelöst durch den Fuchsbandwurm. Im Kot von Füchsen finden sich häufig Bandwurmeier, und da die Füchse im Laufe der Zeit immer weiter an die großen, urbanen Siedlungen herangerückt sind, finden sich durch den Kot der Tiere auch in Sandkästen und Gemüsebeete Bandwurmeier. Diese Eier bleiben monatelang, auch bei Kälte und Wärme, ansteckend. Nach der Infektion kommt es zu einem oft nur schleichenden Krankheitsverlauf. Unbehandelt kann die Erkrankung tödlich enden.

Werden die Eier des Fuchsbandwurms über den Mund aufgenommen, gelangen sie wahrscheinlich über den Zwölffingerdarm in die Leber, selten auch in Lunge und Gehirn. Die Diagnose wird oft erst nach Jahren, beim Auftreten von Oberbauchbeschwerden, Gelbsucht und anderer  Beschwerden gestellt. Im den vergangenen Jahren wurden bis zu 100 Fälle per anno bundesweit gemeldet, wobei jede 4. Erkrankung einen Menschen in Baden-Württemberg betraf.

Die Region um Ulm in Süddeutschland gilt als Hauptzentrum in Deutschland (70 Prozent der Füchse tragen in dieser Gegend den Erreger). In der Universitätsklinik in Ulm werden die meisten Patienten behandelt. Die Ärztliche Direktorin der Klinik für Allgemein- u. Viszeralchirurgie, Frau Prof. Dr. Henne-Bruns, macht Hoffnung: „Auch für Betroffenen mit weit fortgeschrittener Infektion kann dabei eine gute Lebensqualität erreicht werden.“ Oft kann eine Operation an der Leber vorgenommen, aber bei den meisten Erkrankten ist der Leberbefall bereits zu fortgeschritten, hier kommen dann Medikamente zum Einsatz.

In Ulm gibt es eine Echinkokkose-Ambulanz und ein interdisziplinierte Team von Ärzten behandelt zurzeit ca. 400 Patienten. Vorbeugemaßnahmen sind bei der oben abgehandelten Krankheit natürlich besonders wichtig. Dies gilt auch für den heimischen Garten und im Sandkasten auf dem Spielplatz, da inzwischen oft bereits mehr Füchse in Städten als in ländlichen Gebieten leben.

Auch Hunde können sich infizieren, weshalb zum Schutz des Menschen vom Robert-Koch-Institut nachfolgendes empfohlen wird: „Die Bevölkerung sollte generell über das Infektionsrisiko aufgeklärt und darüber informiert werden, dass Infektionen durch die Einhaltung allgemeiner Hygienemaßnahmen (insbesondere Hände- und Nahrungsmittelhygiene) vermieden werden können. Eier, die von infizierten Tieren ausgeschiedenen werden, haben eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen und Desinfektionsmitteln. Sie können unter günstigen klimatischen Bedingungen über mehrere Monate infektiös bleiben. Dagegen überleben die Eier kurzzeitiges Aufkochen nicht und auch gegen Austrocknung sind sie sehr empfindlich.

Die regelmäßige Entwurmung von Hunden mit Praziquantel, Fleischbeschau und die sachgerechte Entsorgung von Schlachtabfällen sind die wichtigsten Maßnahmen, um die zystische Echinokokkose in Endemie Gebieten unter Kontrolle zu bekommen bzw. die erreichte Kontrolle oder die Eliminierung des Erregers aufrechtzuerhalten. Alle bodennah wachsenden Nahrungsmittel, die möglicherweise mit dem Kot von infizierten Endwirten kontaminiert sind, z.B. Beeren, Pilze, Gemüse, Salat und Fallobst, sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen und insbesondere in Gebieten mit erhöhtem Infektionsrisiko möglichst gekocht oder getrocknet werden. Nach Arbeiten, bei denen Kontakt zu Erde bestanden hat, müssen die Hände gründlichst gewaschen werden.“

Fazit:
Der Fuchsbandwurm kann mit seinen Eiern den Menschen infizieren, was zu schwerwiegenden, vornehmlich Lebererkrankungen, führen kann, die in der Regel einen schleichenden Verlauf nehmen. Besonders in Süddeutschland in der Gegend um Ulm sind nahezu Dreiviertel der Füchse infiziert, weshalb sich auch am Universitätsklinikum in Ulm ein Diagnose – und Therapie - Zentrum entwickelt hat. Wichtigste Vorbeugemaßnahmen sind zunächst an den Fuchsbandwurm zu denken, und Beere, Pilze, Gemüse, Salat gut zu waschen, in besonders gefährdeten Gebieten möglichst zu kochen oder zu trocknen und Hände nach Erdkontakt sorgfältig zu säubern.    


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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Dr. med. H. Rüdinger
Hr
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Kommentare 
Dr. H. Rüdinger schrieb am 26.05.2016 15:32 Uhrzustimmen(178) widersprechen(141)
Die Rubrik Medizin-Splitter in der Plattform Proplanta will informieren und aufklären. Unser Bemühen ist, nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft (EBM: auf empirische Belege gestützte Heilkunde) einen Sachverhalt darzustellen und vor allem Verhaltenstipps für den Normalbürger zu geben. Manchmal ist ein Titel auch als Blickfang, Hingucker, oder moderner ausgedrückt Eyecatcher gedacht, nicht aber als Ersatz dafür, die Ausführungen zu lesen. Füchse sind großartige Tiere und bewundernswert ist „Jenal“, der in seiner Auffangstation schon ca. 1.000 Füchsen aufgezogen und versorgt hat, aber der Fall den „Katinka“ geschildert hat, macht sehr nachdenklich. Mit der Problematik der Hanta-Virus-Ausbreitung und deren Folgen, die „Seslina“ anspricht, haben wir uns schon 2012 beschäftigt. Der große Unterschied von Hanta-Virus-Infektionen zu den Erkrankungen, die der Fuchsbandwurm hervorrufen kann, ist der häufig schleichende Verlauf und die Schwere der Erkrankung. Für einen Betroffenen (siehe Kommentar „Katinka“) zählt keine Statistik, für ihn gibt es nur seine, wenn auch seltenere, akute Erkrankung, die vielleicht um das Wissen darum, früher erkannt worden wäre? „Viola“ kann sich sicher in Ulm Rat holen. Wenn in einem Artikels über eine Krankheit, die wenig bekannt ist, informiert, einfache Vorbeugungsmaßnahmen erläutert , lokale Verbreitungsgebiete benannt und im Bedarfsfalle auf ein medizinischen Schwerpunkzentrum mit Spezialisten hingewiesen wird, dann sehen wir hierin weder Panikmache noch Hetzerei gegen eine Kreatur.
Viola schrieb am 23.05.2016 22:12 Uhrzustimmen(170) widersprechen(117)
In unserer Nachbarschaft hat sich ein Fuchs Zugang ins Haus verschafft und es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Wie kann man sich denn dabei gegen den Fuchsbandwurm schützen? Muss das gesamte Haus desinfiziert werden? Eigentlich könnten doch die Eier der Bandwürmer überall verbreitet sein?
Katinka schrieb am 23.05.2016 21:50 Uhrzustimmen(182) widersprechen(182)
Bei aller Tierliebe... aber auf die leichte Schulter nehmen sollte man dieses Thema nicht. Als Mutter von einem Kleinkind das auf dem Spielplatz alles in den Mund steckt ist diese Entwicklung schon beunruhigend, da sind mir die statistischen Zahlen relativ egal. Auch in unserem näheren Umfeld wurden mehrfach Füchse gesichtet. Auf den Spielplätzen machen sie sich häufig über die Mülleimer her. Was kann man in solchen Situationen denn unternehmen. Wie kriegt man den Fuchs wieder aus der Stadt? Ich mache mir deshalb Sorgen, weil eine Freundin von mir vom Fuchsbandwurm betroffen war. Sie war über einen längeren Zeitraum im Krankenhaus und schwebte sogar in Lebensgefahr, da die Leber stark beschädigt war. Sie hat weder einen Hund, noch lebt sie auf dem Land, sondern mitten in der Großstadt.... Also meiner Meinung nach sollte man die Hinweise von Herrn Dr. Rüdinger schon ernst nehmen.....
cource schrieb am 23.05.2016 13:41 Uhrzustimmen(145) widersprechen(152)
na toll wer wäscht denn seine erdbeeren gründlich,dabei geht doch das ganze aroma verloren--vielleicht ist es besser die erdbeeren eine weile in die sonne zu stellen, damit die eier vertocknen?
Jenal schrieb am 23.05.2016 11:18 Uhrzustimmen(184) widersprechen(234)
Huten Tag, man sollte gerade bei einem solchen Thema nicht die Hlabwahrheit verbreiten. Es werden bundesweit nicht an die 100 Menschen infiziert sondern um die 20. Der größte Anteil der Betroffenen wurden oder werden vom eigenen Hund infiziert was jedoch mit dem Fuchs überhaupt nichts zu tun hat, denn die Maus ist der Überträger. Ein gesundes Immunsystem eliminiert des so genannten Finnen der über die Schleimhaut aufgenommen werden kann. Ich habe eine Fuchsauffangstation und schon an die 1000 Füchse aufgezogen, verletzte und kranke versorgt und in den 30 Jahren hat man noch nie einen Antikörper im Blut feststellen können. Ich verstehe diesen Artikel nicht aufklärend sondern hetzend gegen eine Kreatur die schon hunderte von Jahren um den Menschen lebt. Auch früher gabe es schon die Möglichkeit sich zu infizieren, allerdings wuird das in der heutigen strilen Gesellschaft zu sehr aufgepuscht.
Sislina schrieb am 23.05.2016 11:05 Uhrzustimmen(230) widersprechen(276)
Nun...wenn ich mir die Statistik von 2012 zum Thema Hanta-Viren und Übertragung durch Mäuse/Rötelmäuse anschaue, dann sehe ich die Zahl 2769 Erkrankungen - können für Menschen tödlich ausgehen.... dagegen waren 8 Erkrankungen mit Fuchsbandwurm zu vermelden. Im Übrigen ist der Fuchsbandwurm im Bereich von Förstern/Jägern vermehrt zu finden die sich durch unsachgemäße Handhabe bei der Fuchsjagd bzw über ihren Fuchs anstecken.... warum die Panikmache in der breiten Bevölkerung? Würde man den Fuchs am Leben lassen, erledigt sich das Problem der Mäuse in der Landwirtschaft von selbst...oder ist es gewollt, dass Mäusegift Beutegreifer und Greifvögel gleich mit vergiftet? Keine Panik wo sie nicht angebracht ist ....
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