Seit mehr als 10 Jahren vergibt der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ der Würzburger Universität diese Auszeichnung jährlich an Heilpflanzen mit interessanter Medizin- und Kulturgeschichte und bei der die Wirkung gegen zahlreiche Beschwerden bereits wissenschaftlich belegt ist.
Schon die alten Ägypter und die griechischen Ärzte hatten die Pflanze als Mittel gegen Husten, Heiserkeit und Asthma verwendet. Sie wächst im Mittelmeerraum, in Kleinasien, Iran, Afghanistan, Zentralasien und Südrußland.
Verwendet wird ausschließlich die getrocknete Wurzel. Sie hat mehr als 400 verschiedene Inhaltsstoffe, darunter das Glycyrrhizin (K- und Ca-Salze der Glycyrrhizinsäure), das fast 50 Mal so süß ist wie Rohrzucker.
Die Süßholzwurzel wird für Lakritze, Kräuterliköre und Tees genutzt. Glycyrrhizin wirkt entzündungshemmend und schützt die Schleimhäute in den Atemwegen, im Mund, im Rachen, aber auch im Magen.
Einen besonderen Effekt des Glycyrrhizins beschreibt eine Studie aus Texas. Die Substanz scheint eine heilende Wirkung bei lebensbedrohlichen Infektionen zu haben, die nach Verbrennungen häufig auftreten.
Zahlreiche Forschungsaktivitäten weltweit nähren die Hoffnung, dass die Süßholzwurzel in Zukunft auch für andere Anwendungsgebiete eingesetzt werden könnte, zum Beispiel bei Virusinfektionen. So wird in Japan die Süßholzwurzel seit über 20 Jahren zur Behandlung der chronischen Leberentzündung-C eingesetzt.
Erste Ergebnisse einer Studie, die Dr. Roman Huber vom Zentrum für Naturheilkunde an der Universität Freiburg gemeinsam mit japanischen Forschern durchführte, scheinen dies zu bestätigen. Offenbar verbessert der Süßholz-Wirkstoff die Fähigkeit der geschädigten Haut, sich gegen Bakterien zu verteidigen.
Glycyrrhizin könnte in Zukunft insbesondere dazu beitragen, antibiotikaresistente Krankheitserreger zu bekämpfen, schreiben die Wissenschaftler um Fujio Suzuki von der University of Texas in Galveston.
Andere Forschungen, die sich nicht nur auf Glycyrrhizin, sondern auch die im Süßholz enthaltenen Flavonoide konzentrieren, untersuchen die Wirksamkeit von Lakritz gegen Krebs und Allergien – mit durchaus viel versprechenden Ergebnissen.
Ohne ärztliche Rücksprache sollte Süßholzwurzel nicht länger als vier bis sechs Wochen angewendet werden, denn hohe Dosen können dazu führen, dass durch eine veränderte Hormonproduktion in der Nebenniere, der Körper übermäßig Kalium verliert, woraus Herz-Kreislauf-Störungen resultieren können. Zudem scheidet der Körper weniger Flüssigkeit aus, welche sich dann im Gewebe einlagert und es anschwellen lässt.
Bei Menschen mit Bluthochdruck oder Herzschwäche sowie Schwangeren ist daher Vorsicht angesagt. Sie sollten besser auf Lakritze verzichten.
Als tägliche Obergrenze (laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung) gilt für den Lakritzverzehr 50 Gramm der schwarzen Süßigkeit.
Allein die Deutschen konsumieren pro Jahr etwa 100 Tonnen Süßholzwurzel als Bestandteil von Arzneitees. Den Rekord halten bis heute die Niederländer mit jährlich zwei Kilo Lakritzverbrauch. (Hr)
Sie haben Fragen zum Artikel oder zum Thema? Dann nutzen Sie die Kommentarfunktion.
Dr. med. Heimfried Rüdinger