Seit 2002 galt Europa als polio-frei. Das Problem der Ukraine ist, dass die Impfungen gegen Polio gerade in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen sind. So war 2014 lediglich die Hälfte der Kinder in der Ukraine gegen Kinderlähmung geimpft.
Wie ein WHO-Sprecher mitteilte, gäbe es außer den beiden erkrankten Kindern eine unbekannte Anzahl von Menschen, die das Virus in sich trügen und es übertragen könnten. Da Kinderlähmung eine hoch ansteckende
Virus
-Krankheit ist, kann sich die Erkrankung unter nicht Geimpften rasch ausbreiten. Betroffen sind hauptsächlich Kinder unter fünf Jahren.
Es kann zu dauerhaften Lähmungen kommen - auch Todesfälle sind möglich.
Polio gehört zu den unheilbaren Krankheiten. Der Sprecher der
WHO glaubt nicht an eine Ausbreitung auf die Nachbarländer Slowakei und Polen, da hier viele Kinder geimpft sind. Dass mit einer Impfung einer Ansteckung vorgebeugt werden kann, hat die WHO seit 1988 mit ihrem globalen Programm zu Ausrottung der Poliomyelitis bewiesen, weil die Infektionen um weit über 90 Prozent zurückgegangen sind.
Immer wieder kommt es jedoch zur erneuten Einschleppung von Polio-Wildviren in an sich poliofreie Regionen. Aus Ländern mit Konflikten, in denen die Impfprogramme nicht mehr konsequent durchgeführt werden, so z.B. aus Pakistan nach Afghanistan, aus Syrien in den Irak und aus Kamerun nach Äquatorialafrika. Die Zahl der Fälle hat sich 2014 gegenüber 2013 verdoppelt. Mehr als 60 Prozent der Fälle gehen auf Einschleppung in Polio-freie Länder zurück. Durch den internationalen Luftverkehr besteht natürlich die Gefahr Polio-Wildviren schnell einzuschleppen, aber auch Migranten und Asylanten, geflohen aus ihren Ländern wegen Krieg und Armut, können Virenträger sein.
FazitDass die Kinderlähmung auslösende Virus ist wieder in Europa zurück. Es ist zu befürchten, das Migranten und Asylanten nicht immer ausreichend geimpft sind und damit durchaus als potentielle Virusüberträger in Frage kommen. Deshalb sollten alle, die ihren Impfstatus nicht kennen, umgehend ihren Hausarzt kontaktieren, um dies prüfen zu lassen und gegebenenfalls komplett geimpft oder aber auch nur aufgefrischt zu werden, in dem Wissen, dass die Impfung den einzigen sicheren Schutz bietet. (Hr)
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Dr. med. H. Rüdinger