Sie wurden erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Europa bekannt. Bereits im 9. Jahrhundert fand man sie in persischen Schriften. Von Persien kamen sie in die Türkei, wo sie sich wegen ihrer fast unübersehbaren Sortenvielfalt größter Beliebtheit erfreuten. Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach soll in seinem Karlsruher Schlossgarten mehr als 5.000 Tulpensorten gehabt haben, denn Blumenzucht und Blumenmalerei waren eine zeittypische Liebhaberei barocker Fürsten.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde Holland zu einem Zentrum der Zwiebelpflanzen, besonders der Tulpen-Zucht. Es entstand eine Vielzahl von Sorten. Die Tulpe entwickelte sich von einer Blume des Adels und Geldbürgertums zu einer weit verbreiteten Zierpflanze, die heute in vielen Gärten und öffentlichen Anlagen zu sehen sind.
Für das Auge sind diese Blumen ein Hochgenuss, aber es gibt auch gesundheitliche Bedenken, besonders dort, wo Kinder, Jugendliche und Haustiere sind, denn in allen Pflanzenteilen einer Tulpe sind giftige Tulpisoide enthalten. Die höchste Konzentration des Giftstoffes Tulipanin befindet sich in der Zwiebel. Da diese Blumenzwiebel einer Küchenzwiebel zum Verwechseln ähnlich sieht, drohen beim unabsichtlichen Verzehr typischen Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Durchfall und sogar Kollaps.
So etwas passiert beim Menschen in der Regel aber nicht, während Katzen und Hunde immer wieder die Zwiebeln ausgraben und davon fressen, mit üblen Nebenwirkungen. Beim Anfassen von Tulpen kann es zu Rötungen und Schwellungen der Haut kommen. Die Osterglocken, die zur Familie der Narzissen gehören, werden in Kürze mit ihrer sattgelben Farbe das Auge des Betrachters erfreuen. Doch Achtung, kleine Kinder die Blätter oder Blüten in den Mund stecken, können sich schwer vergiften, da alle Pflanzenteile, sogar das Blumenwasser, verschiedene Giftstoffe enthalten.
Von Erbrechen und Bauchschmerzen bis zu Lähmungen mit Kreislaufkollaps sind möglich. Eine erste Hilfe Maßnahme ist das Trinken von Leitungswasser, Hausarzt kontaktieren oder die zuständige Giftnotrufzentrale anrufen (Berlin (030) 19240 - Berlin und Brandenburg Bonn (0228) 19240 - Nordrhein-Westphalen Erfurt (0361) 730730 - Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Freiburg (0761) 19240 - Baden-Württemberg Göttingen (0551) 19240 - Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein Homburg (06841) 19240 - Saarland Mainz (06131) 19240 - Rheinland-Pfalz und Hessen München (089) 19240 - Bayern). In der gehobenen Küche werden heute gerne bunte Blütenblätter (Rosen, Petunien und andere) zur Verzierung verwendet - Tulpen und Narzissenblüten sind aber obsolet.
Fazit
Tulpen und Osterglocken sollten in der Wohnung außer Reichweite von kleinen Kindern sein. Nach Berühren der Blätter und Blüten ist Händewaschen zu empfehlen. Dekoration mit Tulpen oder Narzissennblüten des Essens sind zu meiden. Bei leichten Vergiftungen soll man reichlich Leitungswasser trinken. Bei schweren Erscheinungen Hausarzt oder Giftnotrufzentrale kontaktieren (siehe oben). Und wieder einmal gilt: alles hat zwei Seiten, die es zu beachten gilt!
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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin,
Dr. med. H. Rüdinger