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20.09.2010 | 11:05 | Medizin-Splitter 

Pilzesammler aufgepasst!

Karlsruhe/Hohenheim - Jetzt ist wieder die Zeit in die Pilze zu gehen. Aber äußerste Vorsicht ist angesagt, denn von den rund 10.000 Großpilzarten sind nur etwa 1.000 genießbar.

Grüner Knollenblätterpilz
(c) Frank Waßerführer - fotolia.com
Die Charité in Berlin hat eine aktuelle Warnung herausgegeben, nachdem in kürzester Zeit mehrere Patienten mit akuter Knollenblätterpilzvergiftung zur Aufnahme kamen.

Der gefährlichste und bekannteste Giftpilz in Deutschland ist der Grüne Knollenblätterpilz. Bereits der Verzehr eines einzelnen Pilzes kann tödlich sein. So soll der Römische Kaiser Claudius, Papst Clemens VII und Kaiser Karl VI an einer Knollenblätterpilzvergiftung umgekommen bzw. vergiftet worden sein.

Die Symptome einer Pilzvergiftung können recht schnell innerhalb von einer halben Stunde oder auch erst nach bis zu zehn Tagen auftreten. Die Erscheinungen bei einer Vergiftung sind vielfältig, häufig Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Schwindel und viele andere mehr.

Eine Pilzvergiftung lässt sich anhand ihrer Symptome, kurz oder einige Zeit nach dem Genuss einer Pilzmahlzeit oder eines einzelnen Pilzes vermuten. Es ist daher wichtig, den Arzt über den Pilzverzehr zu informieren, um die Beschwerden von anderen Krankheiten wie Lebensmittelvergiftungen und Magen-Darm-Erkrankungen abzugrenzen.

Die ärztliche Behandlung einer Pilzvergiftung richtet sich nach der Art der Vergiftung. Bei manchen Intoxikationen reicht es aus abzuwarten und die Funktionen von Kreislauf und Atmung stationär zu überwachen. In anderen Fällen von Pilzvergiftungen wird im Krankenhaus versucht, das Gift aus dem Körper zu entfernen, denn einige Pilze sind so giftig, dass sie zu schweren Leber- und Nierenschädigungen führen und sogar tödlich enden können.

Beim Pilze sammeln sollte man darauf achten, dass man nur solche nimmt, die man sicher kennt. Noch häufiger als der Verzehr von Giftpilzen sind Magenprobleme wegen der Verwendung von zu alten oder falsch gelagerten Exemplaren, bei denen sich das Eiweiß zersetzt hat. Deshalb sollten Pilze immer kühl und luftig aufbewahrt und frisch zubereitet werden. Pilze muss man ausreichend lange garen, denn auch viele Unverträglichkeiten resultieren aus zu kurzer Garzeit. Das absolute Minimum liegt bei 15 bis 20 Minuten.

Kein Problem ist es übrigens, entgegen einer weit verbreiteten Meinung, ein Pilzgericht wieder anzuwärmen, vorausgesetzt es wurde gut durch gekocht und es stand nicht länger als zwei Tage im Kühlschrank. Im Falle von Beschwerden, die den Verdacht einer Pilzvergiftung nahelegen, sollte man umgehend ärztliche Hilfe oder die Rettungsleitstelle in Anspruch nehmen.

Zur Eingrenzung der Art der Vergiftung ist das Aufbewahren der Reste vom Reinigen der Pilze, von der Mahlzeit und von Erbrochenem ebenso wichtig wie das Notieren der Zeitspanne zwischen der Aufnahme der Pilze und dem Auftreten der ersten Symptome sowie weitere Angaben über das Sammeln, die Zubereitung und den Zustand der verzehrten Pilze, ihren Transport und ihre Lagerung.

Ein häufig auftretendes Symptom, nach dem Genuss von Pilzen der Gattung Psilocybe (in Deutschland hauptsächlich der Spitzkeglige Kahlkopf) sind Halluzinationen, ähnlich wie beim LSD-Konsum, so dass diese Sorte in der Drogenszene beliebt ist. Auch in anderen Kulturen werden unter dem Einfluss von Psilocybe-Pilzen rituelle Handlungen vollzogen.

 

Droge Pilz
In der Drogenszene beliebt - Pilze der Gattung Psilocybe (Foto: Artenauta - fotolia.com)

US-Forscher gehen jetzt ungewöhnliche Wege, um Ängste bei Krebskranken zu lindern, verabreichten sie in einer Placebo-kontrollierten Pilotstudie Krebspatienten mit starken Ängsten das Pilz-Halluzinogen Psilocybin, und zwar in einer relativ moderaten Dosis von 0,2 mg/kg Körpergewicht. Auf einer der verwendeten Angstskalen waren ein und drei Monate nach der Therapie die Werte signifikant günstiger als zu Beginn. Auf anderen Skalen wurde ein Trend zur Reduktion von Ängsten und Depressionen beobachtet (Archives of General Psychiatry online), ein Therapieansatz, der sicher weiter erforscht werden wird. (Hr)


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Gerne steht Ihnen Herr Dr. med. H. Rüdinger, Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Rede und Antwort.


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