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15.11.2010 | 11:10 | Medizin-Splitter 
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Was leisten Probiotika wirklich?

Karlsruhe/Hohenheim - Seit einigen Jahren drängen Probiotika immer tiefer ins Bewusstsein der Verbraucher. Aber verhindern sie tatsächlich auch Krankheiten?

Probiotischer Joghurt
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(c) Alessio Cola - fotolia.com

Ein Probiotikum ist ein Produkt, das lebensfähige Mikroorganismen enthält. Meist handelt es sich um Milchsäurebakterien oder Hefen. Abgegrenzt werden Probiotika von den Präbiotika, die eine positive Wirkung (Wachstumsanregung) auf bereits sich im Darm befindende Mikroorganismen haben sollen.

Unter dem Aspekt der Gesundheitsverbesserung können Probiotika Lebensmittel zugesetzt werden oder in Form von Arzneimitteln verabreicht werden. Die erste wissenschaftliche Erklärung dafür lieferte Anfang des 20. Jahrhunderts der russische Bakteriologe Ilja Metschnikow. Da Joghurt reich an Milchsäurebakterien ist, nahm er an, dass durch den regelmäßigen Verzehr von Joghurt, Milchsäurebakterien in den Darm gelangen, dort schlechte Fäulnisbakterien verdrängen und es dadurch zu einer Gesundheitsverbesserung kommt. Die Grundidee von den gesunden Milchsäurebakterien ist bis heute gültig.

Auch der Joghurt gilt nach wie vor als gesund. Um die Joghurtwirkung aber noch zu verbessern werden lebende Bakterien (Probiotika) zugesetzt, mit dem Werbeversprechen des Herstellers, dass die Abwehrkräfte durch einen gesunden Darm gestärkt werden. Leider sind diese positiven Effekte bei gesunden Menschen schwer nachweisbar. Dazu benötigt man aufwendige Studien, von denen es nur ganz wenige gibt.

Professor Stephan Bischoff, Ernährungsmediziner an der Universität Hohenheim hat herausgefunden, dass probiotische Bakterien die Immunzellen im Darm stimulieren und hat damit einen Wirksamkeitsnachweis erbracht. Aber offensichtlich gilt dies nicht für alle Milchsäurestämme, denn bestimmte Bakterien wirken auf bestimmte Ereignisse.

In einem Pressegespräch hat jetzt der Heidelberger Immunologe Prof. Meuer eine neue Studie vorgestellt, die gezeigt hat, dass ältere Menschen (über 70 Jahre) vom Verzehr probiotische Milchprodukte profitieren. Entzündungen der oberen Luftwege heilten signifikant schneller ab. Die Senioren hatten über drei Monate täglich 200 Gramm eines Drinkjoghurts mit Kulturen von Lactobacillus casei DN-114 101 (Actimel®) oder ein nicht-fermentiertes Kontrollprodukt erhalten. Die positiven Ergebnisse mit dem probiotischen, L. casei DN-114 101 enthaltenden Joghurt können jedoch, laut Aussage des Immunologen, nicht ohne weiteres auf andere Probiotika übertragen werden. Sie sollten für jedes Produkt in eigenen klinischen Studien belegt werden.


Fazit
Einfacher Joghurt enthält bis auf den Milchzucker (siehe Proplanta: "17 % der Deutschen leiden an Lactoseintoleranz") etwa die gleichen Substanzen wie Milch (reichlich Calcium, B- Vitamine, wertvolles Eiweiß) und gehört damit zu den gesunden und gut verträglichen Nahrungsmitteln. Probiotischer Joghurt wird von der Nahrungsmittelindustrie als besonders gesund vermarktet. Seriöse Studien haben gezeigt, dass gesundheitlich günstige Wirkungen durchaus möglich sind. Aber noch gibt es nur vereinzelt Wirkungsnachweise für die jeweils zugesetzten Bakterienstämme, so z.B. für die Kulturen mit Lactobacillus casei DN-114 101. (Hr)



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Gerne steht Ihnen Herr Dr. med. H. Rüdinger, Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Rede und Antwort.


Dr. med. H. Rüdinger

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Kommentare 
Dr. med. Heimfried Rüdinger schrieb am 18.11.2010 13:35 Uhrzustimmen(116) widersprechen(92)
Zur Definition rechts- und linksdrehend: Wird die Milchsäure in wässriger Lösung mit polarisiertem Licht bestrahlt (Licht, dessen Wellen nur in einer einzigen Ebene schwingen), dreht die rechtsdrehende Milchsäure das Licht im Uhrzeigersinn. Die linksdrehende Milchsäure dreht das Licht gegen den Uhrzeigersinn. Welche Milchsäure bei der Fermentation gebildet wird, hängt in erster Linie von den zur Säuerung eingesetzten Mikroorganismen ab. Für den Menschen, ist die rechtsdrehende Form ein natürliches Zwischenprodukt des Stoffwechsels. Die linksdrehende Milchsäure eliminiert der Organismus langsamer, zu Gesundheitsschäden kommt es nicht. Die Weltgesundheitsorganisation hat daher auch eine ursprünglich festgelegte Höchstmenge für D(-) Milchsäure wieder aufgehoben. Lediglich Säuglinge sollten im ersten Lebensjahr keine linksdrehende Milchsäure aufnehmen, da ihr Stoffwechsel noch nicht voll ausgereift ist.
Martin schrieb am 16.11.2010 13:53 Uhrzustimmen(95) widersprechen(97)
wie verhält es sich mit den verschieden "drehenden Milchsäuren"- nur ein Werbegag?
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