Wer in seinem Garten Erdbeeren hat, der dürfte sich über ihren Geschmack und ihre Größe freuen in diesem Jahr. Grund: das relativ gute Wetter. Landwirte bekommen beim Thema Erdbeeren-Ernte trotzdem schlechte Laune. Manche gehen einen extremen Weg. (c) proplanta
Die Kosten seien hoch und der Preis niedrig, daher lohne sich die Ernte mancherorts nicht, sagte Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW am Freitag.
Ein Grund für den Preisverfall ist das sonnige und relativ trockene Wetter der vergangenen Wochen: «Die Erdbeeren sind dadurch so gut gewachsen, dass der Ernteertrag sehr hoch ist - das Angebot ist groß, die Nachfrage aber niedrig», sagte Rüb. Zuvor hatte der WDR über die schwierige Lage bei den Erdbeer-Bauern berichtet.
Die schwache Nachfrage führt Branchenfachmann Rüb unter anderem auf die Auswirkungen der Inflation zurück: Der Alltag sei für die Menschen so teuer geworden, dass sie auf bestimmte Lebensmittel verzichten - etwa den Kauf von Erdbeeren. Bei einem weiteren Grund verweist Rüb auf die Corona-Pandemie: «In den vergangenen zwei Jahren sind viele Stadtbewohner aufs Land gefahren, um dort in Hofläden oder auf dem Markt Erdbeeren zu kaufen.» Dieser Boom sei nun aber vorbei.
Das liege auch an den hohen Spritpreisen - dadurch wollten viele Bürger ihr Auto so wenig wie möglich nutzen. «Die Fahrt auf das Land, bei der auch Erdbeeren gekauft werden, fällt dann weg», sagte Rüb.
Zahlen zu Erdbeerfeldern, die gar nicht abgeerntet werden, liegen nicht vor - es dürfte sich insgesamt nur um eine kleine Fläche handeln. In sozialen Medien äußerten Bürger ihr Unverständnis für so ein Vorgehen. «Mancherorts ist ein Punkt erreicht, an dem eine Erntevernichtung die betriebswirtschaftlich bessere Entscheidung ist», sagte Fachmann Rüb.
Er selbst finde das zwar bedauerlich, aber das sei nun mal eine unternehmerische Entscheidung. «Niemand will Verlustgeschäfte machen.» In NRW wurden im Jahr 2021 auf rund 2.550 Hektar Erdbeeren angebaut, Zahlen für dieses Jahr gibt es noch nicht.