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28.08.2009 | 14:57 | Obstbau 

AGES: Aktuelle Feuerbrandsituation in Österreich

Wien - Das komplette Ausmaß des Feuerbrandauftretens in Österreich kann für heuer zwar noch nicht zur Gänze abgeschätzt werden, aber im Vergleich zu den Vorjahren war das Infektionsrisiko beim Kernobst zur kritischen Blütezeit eher gering.

Feuerbrand
(c) proplanta
Die Besichtigungen und abschließenden Untersuchungen laufen noch. Sämtliche Meldungen der zuständigen Landesstellen laufen am AGES-Institut für Pflanzengesundheit, seit 2003 Koordinationsstelle, zusammen.

Aufgrund von Warnmeldungen über ein mögliches Feuerbrandauftreten wurde in den Bundesländern Steiermark, Burgenland, Niederösterreich und Tirol in geringem Umfang und lokal begrenzt Streptomycin zur Feuerbrandbekämpfung eingesetzt. Genauere Daten dazu finden Sie im Artikel 'Streptomycineinsatz 2009'.


Überblick über die Situation in den einzelnen Bundesländern

In Oberösterreich trat Feuerbrand vereinzelt im gesamten Landesgebiet auf. Schwerpunkt des Auftretens lag im Streuobstbereich des südlichen Berglandes. Im Erwerbsobstbau war nur ein Betrieb von der gefährlichen Pflanzenkrankheit betroffen. Der Großteil des Intensivobstbaus und der Baumschulen blieben verschont, da Äpfel und Birnen während der günstigen Infektionsbedingungen schon im Abblühen waren.

In Niederösterreich wurden für 2009 bisher 74 Feuerbrandfälle gemeldet (zum Vergleich: im selben Zeitraum lagen 2008 bereits über 400 Meldungen vor). Die erkrankten Wirtspflanzen (Apfel, Birne, Quitte, Cotoneaster, Zierquitte, Feuerdorn und Weißdorn) stammen aus allen Bezirken mit Ausnahme von Wien-Umgebung, Korneuburg, Horn, Bruck /Leitha und Mistelbach. Aufgrund der warmen und trockenen Witterung während der Hauptblüte kann davon ausgegangen werden, dass es in Niederösterreich kaum zu Blüteninfektionen gekommen ist, die Beobachtungen auf Triebinfektionen laufen. Bisher musste in drei Intensivobstanlagen Feuerbrand amtlich festgestellt werden, betroffen waren Äpfel und Birnen.

In Kärnten zeigte die Nachkontrolle der 2007 befallenen Standorte bisher nur wenig neue Symptome. Im Rosental, im Bezirk Völkermarkt und St. Andrä wurden einzelne neue Befallsherde festgestellt. Infektionsbedingungen für Feuerbrand traten zur Kernobstblüte nur in Höhenlagen ein. Es kam zu einigen wenigen Neuinfektionen. Die Hagelschäden im Juni haben ebenfalls lokal zu neuen Infektionen im unteren Lavanttal und im Gebiet um Althofen geführt, das vermehrte Auftreten von Triebinfektionen war die Folge. Dennoch ist 2009 insgesamt gesehen der Befall viel geringer als in den vergangenen Jahren. Der Schwerpunkt der heurigen Arbeit des Pflanzenschutzdienstes liegt daher in der Sanierung der alten befallenen Bestände durch Ausschnitt, Nachschnitt bzw. eventuell notwendigen Rodungen.

In Tirol war das Blüteninfektionsrisiko aufgrund kühler Temperaturen anfangs gering, ab dem 9. bzw. 10. Mai herrschten dann landesweit fast durchgehend Infektionsbedingungen bis zum 28. Mai. Die Apfel- bzw. Birnenblüte begann etwas früher als im Vorjahr und verlief relativ rasch, so dass bei Erreichen der ersten Infektionsbedingungen die meisten Bäume in den Gunstlagen entlang des Inntales großteils bereits verblüht waren. In den Erwerbsobstanlagen gibt es bis dato keine Meldungen über nennenswerte Feuerbrandbefälle. Auch aus höheren Lagen bzw. Randlagen wurden bisher kaum Feuerbrandfälle bekannt, eine erhebliche Zunahme wird nicht mehr erwartet. Die meisten Meldungen liegen aus den Bezirken Innsbruck Land und Imst vor, dabei handelt es sich teilweise um Altbefall aus dem Vorjahr. Insgesamt liegen bis dato Meldungen aus zwölf Gemeinden über positive Fälle vor.

In Vorarlberg standen die Apfel- und Birnbäume in den Tallagen des Kernobstbaugebietes in der letzten Aprilwoche in Vollblüte. Regional begrenzt gab es ab Mitte April ein bis zwei kurze Phasen mit leichten Infektionsbedingungen. Eine länger anhaltende und stärkere Infektionsphase ergab sich aber erst nach dem 5. Mai. Zu diesem Zeitpunkt war die Birnenblüte abgeschlossen. Beim Apfel waren nur noch späte Sorten und Junganlagen in Blüte, Quitten hingegen in Vollblüte. Feuerbrandsymptome gab es zwar in den meisten Anlagen, aber nur in sehr begrenztem Ausmaß, das für die Obstbauern kein Problem darstellte. Auch in Höhenlagen, wo die Kernobstblüte (Streuobst) in eine warme Witterungsphase traf, wurden keine nennenswerten Blütenbefälle gemeldet. In den Tallagen treten in den letzten Wochen an Birnen-Hochstämmen häufig Schäden durch Triebbefall auf. Sie sind vermutlich auf Vorjahresbefall zurückzuführen und werden durch Rückschnitt bzw. Rodungen saniert. Zusammenfassend kann man dennoch von einem ruhigen Feuerbrandjahr sprechen.

Salzburg meldete bisher nur einen Feuerbrandfall an einer Birne. Alle anderen verdächtigen Symptome stellten sich bei näherer Untersuchung als Schäden durch die Birnentriebwespe heraus.   Auch die Steiermark verzeichnet 2009 nur wenige Feuerbrandfälle. Von insgesamt 38 Verdachtsmeldungen handelte es sich tatsächlich nur vereinzelt um Feuerbrandsymptome. Die meisten Fälle lagen in Gemeinden südlich des Alpenbogens, vier Feuerbrandfälle wurden aus der Obersteiermark (Enns- und Paltental) gemeldet. An drei Standorten mussten Rodungen durchgeführt werden. Obwohl während der Blütezeit je einmal günstige Infektionsbedingungen bei Äpfel und Birnen errechnet wurden, waren im Intensivobstbau nur 14 Betriebe betroffen. Die meisten befallenen Bäume konnten mit Rückschnitt saniert werden, in zwei Betrieben musste gerodet werden.

In Wien gab es bisher einen Feuerbrandfall in einem Privatgarten. Außerdem wird ein isoliert stehender Cotoneaster, der im Vorjahr befallen war und saniert wurde, laufend auf Symptome kontrolliert.

Im Burgenland wurde der Feuerbranderreger erst in zwei Proben (Mehlbeere, Birne) nachgewiesen. Im Obstbau sind bis jetzt keine Symptome aufgetreten.


Feuerbrand-Strategie 2009-2013

Um den Feuerbrand in Österreich langfristig beherrschen zu können, wurde von der AGES gemeinsam mit Expert/-innen aller Wirtschaftsbereiche entlang der gesamten Lebensmittelkette eine umfassende Strategie entwickelt und in Partnerschaft mit anderen Institutionen umfassende Forschungsarbeiten durchgeführt. Ziel aller Maßnahmen ist es, unter bestmöglicher Wahrung des Gesundheits- und Umweltschutzes die Ausbreitung dieser gefährlichen Pflanzenseuche bestmöglich zu verhindern. Nachhaltige effektive Methoden zur Bekämpfung dieser gefährlichen Krankheit gibt es derzeit nicht. Besonders wichtig ist daher, ihre Verbreitung einzudämmen. Nähere Informationen unter www.ages.at  (ages)
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