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06.03.2009 | 13:31 | Praxis-Tipps 

Aktueller Rat: Pflanzenbau - Hinweise zur Stickstoff- und Schwefeldüngung im Frühjahr 2009

Dresden - Die Wintergetreide- und Rapsbestände weisen gegenwärtig eine differenzierte Entwicklung auf.

Düngemittel
(c) proplanta
Unter günstigen Bedingungen sowie rechtzeitig bestellte Wintersaaten sind in der Regel normal bis gut entwickelt. Verspätet bzw. unter ungünstigen Bestellbedingungen gesäte Winterungen blieben in der Entwicklung zurück.

Die feucht-kühle Witterung im Herbst verlangsamte das Wachstum der Winterungen. Seit Mitte November herrscht absolute Wachstumsruhe ohne Nährstoffaufnahme und Biomassezuwachs. Dank ausreichender Schneedecke bewirkten die strengen Fröste im Januar keine Schäden an den Pflanzen. Teilweise leiden die Bestände infolge der Wassersättigung unter Sauerstoffmangel. Auch sind zunehmend bei Raps Blattverluste zu beobachten. Im Vergleich zum Vorjahr ist mit einer phänologischen Verspätung zu rechnen.

Die weitere Bestandesentwicklung von Getreide und Raps wird wesentlich vom Witterungsverlauf und von der Startstickstoffgabe im Frühjahr bestimmt. Sowohl Überangebot als auch Mangel an Stickstoff können zu Ertragsverlusten führen.

Bei der Andüngung sind vor allem die jeweiligen Nmin-Gehalte, die Bestandesentwicklung und die Blattverluste bis zum Beginn der Vegetation zu beachten. Die Nmin-Gehalte können in Abhängigkeit von Bodengüte, vorangegangener Bewirtschaftung, organischer Düngung und der angebauten Fruchtart stark variieren. Erste Bodenuntersuchungen weisen darauf hin, dass die Nmin- und Smin-Gehalte unter kräftig entwickelten Raps- und Getreidebeständen und auf leichten sowie flachgründigen Standorten auf niedrigem Niveau liegen. Wegen der starken Streuung der Werte werden möglichst schlagbezogene Nmin-Untersuchungen empfohlen. Die Treffsicherheit der N-Düngungsempfehlungen ist um so besser, je weniger Zeitdifferenz zwischen der Nmin-Bodenprobenahme und dem N-Düngungstermin liegt. Eine Probenahme weit vor Vegetationsbeginn ist daher fachlich nicht zu rechtfertigen. Grundsätzlich ist auf eine für den Schlag repräsentative Probenahme zu achten. Das trifft besonders für heterogene Schläge zu.

Bei spätem Vegetationsbeginn sind schwache Bestände und solche mit Blattverlusten zuerst und ausreichend mit N zu versorgen. Kräftige Bestände sollten verhalten angedüngt werden, um den Aufbau zu dichter Bestände vor allem auf leichten Böden wegen der Trockenstressgefahr zu vermeiden. Die Anschlussgabe ist zeitlich und mengenmäßig so zu steuern, dass keine N-Angebotslücke entsteht.

Bei hohem Andüngungsbedarf wird eine Gabenteilung empfohlen. Dadurch erhält man sich die Option, während der Bestockung bis zum Schossen mit einer Nachdüngung auf die Bestandesentwicklung korrigierend eingreifen zu können. Zuviel vorgelegter Stickstoff hingegen schränkt die Handlungsmöglichkeiten ein und begünstigt die Lagerbildung.

Zur Absicherung einer optimalen Ertragsbildung von Raps wird auf leichten und flachgründigen sowie heterogenen Standorten eine S-Düngung von 20 bis 40 kg/ha zu Vegetationsbeginn dringend empfohlen. Auf  den sorptionsstarken Lö-Standorten ist nicht grundsätzlich mit einem S-Düngebedarf zu rechnen. Hier ist es ratsam, den S-Düngebedarf vorrangig mit Hilfe des Schwefelschätzrahmens oder auch mit Smin-Untersuchungen abzuklären bzw. die Bestände regelmäßig auf Mangelsymptome zu bonitieren. Zur Abdeckung des S-Bedarfes ist besonders der Einsatz S-haltiger N-Dünger zu Vegetationsbeginn geeignet. Bei nicht optimaler Mg-Versorgung sollte Kieserit verwendet werden. Auch bei Wintergetreide wird vor allem auf leichten Böden die S-Düngung immer wichtiger. Spritzungen (1 - 2 x) mit Bittersalz sind in akuten Fällen zu empfehlen.

Zu beachten ist, dass die neue Düngeverordnung vom 10.1.2006 das Aufbringen von Düngemitteln mit wesentlichen Nährstoffgehalten an Stickstoff und Phosphor auf überschwemmte, wassergesättigte, gefrorene oder schneebedeckte (Schneehöhe > 5 cm) und damit nicht aufnahmefähige Böden untersagt. Selbst geringe Niederschläge können unter diesen Bedingungen zu einem oberflächlichen Abschwemmen der Düngemittel führen. Neben direkten finanziellen Verlusten für den Landwirt kommt es zur Ungleichverteilung von Nährstoffen auf dem Feld mit negativen Auswirkungen auf die Ertragsbildung und Produktqualität.

Für die Düngebedarfsermittlung lässt die Düngeverordnung neben der ausdrücklich zu favorisierenden Bodenuntersuchung auch die Übernahme von Nmin-Untersuchungsergebnissen vergleichbarer Praxisschläge oder die Nutzung von Beratungsempfehlungen zu.

Der optimale N-Düngungstermin liegt für Getreide und Raps im Zeitraum um den Vegetationsbeginn. Dieser Termin ist im langjährigen Durchschnitt Mitte März. Zuerst sollte schwach entwickelter Raps und dann spätgedrilltes Getreide und zuletzt die gut entwickelten Bestände gedüngt werden. Wegen der sich vielerorts verschlechternden PK-Bodenversorgung ist der Einsatz von Mehrnährstoffdüngern, mit denen neben Stickstoff frisches Phosphat und Kalium in Wurzelnähe gebracht werden, verstärkt in Erwägung zu ziehen. Das trifft vor allem für Verwitterungsböden und leichte D-Standorte sowie für geschwächte Bestände zu.

Da die optimale Stickstoffversorgung der Pflanzen von vielen Faktoren abhängt, wird jedem Landwirt geraten, das bewährte Beratungsprogramm BEFU für die Düngebedarfsermittlung zu nutzen. Angesichts der gestiegenen N-Düngerpreise ist eine präzise Bedarfsermittlung unter Beachtung des konkreten Schlages besonders wichtig. Eine über der BEFU-Empfehlung liegende N-Düngung führte in der Regel zu keinem ökonomischen Mehrertrag. Die aktuelle Version BEFU 2009, in die auch ein Baustein zur Berücksichtigung der Langzeitwetterprognose integriert wurde, kann von Landwirten, Beratern und Laboren einschließlich der benötigten Dokumentation sowie der Datenbelege ab sofort aus dem Internet unter folgendem Link herunter geladen werden: www.landwirtschaft.sachsen.de/befu

Quelle: Dr. Albert / LfULG Sachsen
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