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16.04.2017 | 12:45 | Ernteprognose 

Anleger erwarten sinkende Bohnenkurse

Washington - Die weltweiten Lagerbestände an Sojabohnen dürften zum Ende der laufenden Vermarktungssaison 2016/17 noch höher ausfallen als das bislang angenommene Rekordniveau.

Ernteprognose Sojabohnen
(c) flariv - fotolia.com
So hob das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) am Dienstag (11.4.) seine betreffende Prognose um 4,6 Mio. t auf 87,4 Mio. t an; das wären 10,3 Mio. t oder 13 % mehr als Ende 2015/16. Die Washingtoner Fachleute begründeten ihre Einschätzung vor allem mit der voraussichtlich sehr üppigen globalen Bohnenerzeugung 2016/17, für die sie ihre Vorhersage angesichts des Erntefortschritts in Südamerika um 5,2 Mio. t auf 346 Mio. t heraufsetzten, womit die Vorjahresmenge um 32,9 Mio. t oder 11 % übertroffen würde

Im Einzelnen prognostiziert das Ministerium für Brasilien, den zweitgrößten Sojabohnenerzeuger nach den USA, nun eine Produktion von 111 Mio. t; im März waren „nur“ 108 Mio. t erwartet worden. Ähnlich optimistisch ist die Versorgungsgesellschaft (Conab) des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums, die ihre Vorhersage für die Bohnenernte im eigenen Land vergangene Woche ebenfalls anhob, und zwar um 2,6 Mio. t auf 110,2 Mio. t. Für Argentinien, die Nummer drei auf der Weltrangliste der Sojabohnenproduzenten, rechnet das USDA jetzt mit einer Ernte von 56 Mio. t; das sind 500.000 t mehr als die bisherige Prognose. Damit würde die Vorjahresproduktion aber noch um 800.000 Mio. t verfehlt.

Etwas optimistischer ist die Getreidebörse in Buenos Aires, die Anfang April ein Aufkommen von 56,5 Mio. t an Bohnen und damit eine Steigerung der Produktion voraussagte. Eine höhere Erntemenge als 2016 erwartet das US-Ministerium indes für Paraguay: Der viertgrößte Exporteur von Sojabohnen soll in der aktuellen Saison davon 10,1 Mio. t erzeugen, nach 9,2 Mio. t im Vorjahr.

China kauft wahrscheinlich mehr Angesichts der voraussichtlich höheren weltweiten Bohnenproduktion passte das USDA auch seine Prognose für den internationalen Handel mit dem Proteinträger nach oben an. So werden die weltweiten Exporte 2016/17 nun bei 143,3 Mio. t gesehen; das wäre gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 11,1 Mio. t oder gut 8 %.

Im Einzelnen sollen die brasilianischen Ausfuhren an Bohnen um 7,5 Mio. t oder fast 14 % auf 61,9 Mio. t steigen. Für Paraguay wird mit einem Plus von etwa 900.000 t oder 17 % auf 6,2 Mio. t gerechnet. Mit Blick auf die globalen Bohnenimporte prognostizieren die Washingtoner Experten für 2016/17 einen Anstieg um 6,6 Mio. t oder 5 % auf 140 Mio. t. Dabei wurde die Voraussage für China, den größten Einkäufer am Weltmarkt, um 1 Mio. t auf 88 Mio. t angehoben; das wären 4,8 Mio. t oder fast 6 % mehr als im Vorjahr.

Die Experten begründen die Aufwärtskorrektur mit den im März verzeichneten Preisabschlägen für Sojabohnen. Geringere Bohnenimporte der EU Auch die Importvoraussage für die Europäische Union wurde erhöht, und zwar um 800.000 t auf 14,6 Mio. t. Die Begründung dazu ist, dass der Sojaölkonsum für die menschliche Ernährung in der Gemeinschaft zunehme. Allerdings würde damit die Einfuhrmenge von 2015/16 um 400.000 t verfehlt.

Mit Blick auf die EU-Importe an Sojaschrot setzten die Washingtoner Markexperten ihre Prognose für 2016/17 dagegen um 750.000 t auf 19,5 Mio. t herab. Das wäre aber noch ein moderater Anstieg im Vergleich zu 2015/16, als die Gemeinschaft nach Schätzung der Fachleute rund 19,2 Mio. t Sojaschrot einführte. Allerdings wurde die Prognose für die Bohnenverarbeitung in der EU um 2,4 Mio. t auf 15,3 Mio. t zurückgenommen; das wären nur 100.000 t mehr als im Vorjahr.

Globaler Verbrauch könnte 96 Tage gedeckt werden

Die globale Versorgungssituation mit Sojabohnen stellt sich mit Blick auf die laufende Saison aktuell deutlich üppiger dar als 2015/16. Mit der erwarteten Rekordernte ergäbe sich - ausgehend von der derzeitigen Verbrauchsvorhersage von 332,4 Mio. t - ein Überschuss von 13,5 Mio. t, nach einem Defizit von schätzungsweise 1,6 Mio. t im Vorjahr. Mit den erwarteten globalen Endbeständen könnte der voraussichtliche Verbrauch 96 Tage gedeckt werden; das wären etwa sieben Tage mehr als im Vorjahr; im Durchschnitt der Vermarktungsjahre 2012/13 bis 2015/16 waren es elf Tage weniger.

Etwas reichlicher als bisher stellt sich auch die Versorgungslage in den Vereinigten Staaten dar. Die für die USA vorausgesagten Sojabohnenendbestände von 12,1 Mio. t würden etwa 40 Tage ausreichen, um dort den Inlandsverbrauch und den Bedarf für den Export zu decken; das wären im Vergleich zu den März-Prognosen ein Tag und im Vorjahresvergleich sogar 22 Tage mehr.

Anleger erwarten sinkende Bohnenkurse

Im Einklang mit der bärischen Prognose für die Versorgungsbilanz setzte das USDA seine Voraussage für den mittleren Erzeugerpreis für das im September gestartete Vermarktungsjahr 2016/17 herab, und zwar um 0,05 $/bu (1,70 Euro/t) auf 9,55 $/bu (332 Euro/t). Die betreffende Schätzung für 2015/16 beläuft sich auf 8,95 $/bu (310 Euro/t). Begründet wurde die Abwärtskorrektur auch damit, dass die US-Farmer das Bohnenareal für die Ernte 2017 nach bisherigen Erkenntnissen ausweiten dürften.

An der Chicagoer Terminbörse für Sojabohnen waren die neuen USDA-Daten offensichtlich bereits „eingepreist“, denn die Kurse des betreffenden Juli-Kontraktes gaben am Tag der Veröffentlichung des Berichts zwar zunächst bis auf 9,41 $/t (327 Euro/t) nach - das war der tiefste Wert seit Anfang August 2016 -, konnten sich aber bis zum vergangenen Mittwoch (12.4.) gegen 9.40 Uhr Ortszeit auf 9,60 $/bu (333 Euro/t) erholen. Allerdings haben die Fonds ihre bullischen Futuresengagements seit der zweiten Februarhälfte stetig abgebaut und „wetteten“ laut den Daten von Anfang April per Saldo auf sinkende Kurse.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9454 Euro
 
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