Der Geschäftsführer des Verbandes, Holger Klein, berichtete, dass für die
Winzer nach dem herausfordernden Vorjahr das Weinjahr 2022 deutlich angenehmer verlaufen sei. Lediglich die lange
Trockenperiode im Sommer habe die Winzer etwas in Atem gehalten.
Dem Geschäftsführer zufolge sorgte die Trockenheit in jungen Anlagen oder auf Standorten mit leichten, sandigen Böden für Ertragseinbußen, insbesondere wenn keine Bewässerung möglich war. Die älteren Rebstöcke seien dagegen aufgrund ihrer tiefen Wurzeln vergleichsweise gut mit der Trockenheit zurechtgekommen.
Insgesamt erwartet Klein einen qualitativ und quantitativ guten Jahrgang. Besonders die Niederschläge kurz vor der Lese hätten den Reben gutgetan. Klein berichtete zudem, dass der trockene Sommer für einen vergleichsweise geringen Druck an Pilzkrankheiten gesorgt habe. Die Lese werde in den nächsten Tagen „an Fahrt aufnehmen, womit die Hauptlese rund ein bis zwei Wochen vor dem langjährigen
Schnitt beginne, stellte der Geschäftsführer fest.
Nach „vorläufiger, vorsichtiger“ Schätzung rechnet der Weinbauverband für Baden mit 1 Mio hl bis 1,2 Mio hl. Für eine genauere Angabe sei es noch zu früh; das hänge wesentlich von den Witterungsbedingungen der kommenden Wochen ab, sagte Klein. Staatssekretärin Sabine Kurtz vom baden-württembergischen
Landwirtschaftsministerium betonte vor dem Hintergrund der diesjährigen Trockenheit und Hitze die Bedeutung eines betrieblichen Risikomanagements.
Scharfe Kritik an EU-Plänen zum Pflanzenschutz
Zu den aktuell großen Herausforderungen zählte der Weinbaupräsident die Inflation und die Preissteigerungen aufgrund des Krieges in der Ukraine. Scharfe Kritik übte er am Entwurf der
EU-Kommission zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Das geplante Komplettverbot von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten würde sowohl den ökologischen als auch den konventionellen Weinbau auf rund 30 % der Anbaufläche in ganz Baden-Württemberg nahezu unmöglich machen. Dieser Vorstoß aus Brüssel könne so nicht akzeptiert werden, insbesondere nicht in Baden-Württemberg, wo mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz bereits ein akzeptabler Kompromiss zwischen Landwirtschaft und
Umweltschutz ausgehandelt worden sei, stellte Zeller klar.
Pilotprojekt wird verstetigt
Kurtz wies darauf hin, dass die Landesregierung die Winzer beim betrieblichen
Risikomanagement unterstütze, um für die zunehmenden
Wetterextreme gewappnet zu sein. Bereits 2019 sei als bundesweites Pilotprojekt die Förderung von Ertragsversicherungen im Obst- und Weinbau gegen die Risiken Starkfrost, Sturm und
Starkregen aufgelegt worden.
Die Staatssekretärin sieht die Zahl der teilnehmenden Obst- und Weinbaubetriebe als Bestätigung dafür, dass der eingeschlagene Weg richtig sei und auf breite Akzeptanz treffe. „Daher soll das Pilotprojekt zukünftig als
Förderprogramm verstetigt werden“, sagte Kurtz.
Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass auch mehr für den Schutz gegen
Frostschäden und gegen Trockenheit getan werden müsse. Daher unterstütze die Landesregierung die Weinwirtschaft beim Aufbau gemeinschaftlich genutzter Infrastruktur zum Frostschutz und zur
Beregnung bei Trockenheit. Damit sei ein weiterer Baustein beim Aufbau eines betrieblichen Risikomanagements zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels geschaffen worden.