Vorgestellt wurde das digitale Systemv diese Woche auf Einladung des Forums Moderne Landwirtschaft (FORUM) auf dem Gutsbetrieb Rehhütte in Limburgerhof. Der geschäftsführende Vorstand vom FORUM, Dr. Christoph Amberger, nannte den Pflanzenschutz-Anwendungs-Manager ein Paradebeispiel dafür, wie man mit Innovationen in der Landwirtschaft immer wieder einen Schritt weiterkomme.
Allerdings sieht Amberger „ein großes Vakuum, wenn es um die Verdienste der modernen Landwirtschaft geht“. Die Landwirtschaft sei derzeit in den Medien eher negativ besetzt, mit Themen, an denen die ganze Branche arbeiten müsse. Es gehe darum, bei der Erzeugung gezielter zu sein, die Umwelt weniger zu beeinflussen und damit trotzdem produktiv zu arbeiten. Nach den Worten des Präsidenten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Carl-Albrecht Bartmer, sind technologische Innovationen für die Agrarbranche kein Selbstzweck, sondern die Grundlage der
Nachhaltigkeit und eine rationale Reaktion auf die Lebensmittelknappheit.
Allerdings gebe es „eine grundlegende gesellschaftliche Skepsis gegenüber technischen Entwicklungen in der Landwirtschaft“. Dem gelte es mit einem offenen Dialog zu begegnen. Der Geschäftsleiter BASF-Pflanzenschutz Deutschland, Österreich, BeNeLux und Vorstandsmitglied beim FORUM, Michael Heß, betonte, dass an klimatisch begünstigten Standorten effizienter und nachhaltiger produziert werden müsse, um eine wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können. Innovationen trügen dazu bei, ressourcenschonend Landwirtschaft zu betreiben. Dazu gehörten technische Entwicklungen ebenso wie Innovationen im Bereich Saatgut, Düngung und Pflanzenschutz.
Den Fortschritt erklärenBartmer gab zu bedenken, dass der Verzicht auf den Fortschritt in Erwartung der künftigen Herausforderungen der Landwirtschaft auch schuldig machen könne. Daher gelte es zu vermitteln, dass Fortschritt dazu beitrage, die natürlichen Ressourcen zu schonen. Fortschritt im Agrarbereich müsse den Menschen erklärt werden, hob der DLG-Präsident hervor. Man könne nicht die Produktion aufrechterhalten, wenn dies von großen Teilen der Gesellschaft abgelehnt werde. Die Landwirtschaft habe nur dann eine Berechtigung, wenn sie die gesellschaftlichen Erwartungen auch erfüllen könne.
Bartmer zeigte sich überzeugt, dass es der Landwirtschaft gut tun würde, wenn sie von sich aus die eigenen Probleme ansprechen und auch lösen würde. Das betreffe beispielsweise den hohen Nährstoffaustrag in den Veredlungshochburgen Deutschlands. Vieles sei bereits besser geworden, aber noch lange nicht gut.
Unterstützung für den AckerbauerIn dem von der
BASF und
John Deere vorgestellten System „Connected Crop Protection mit Pflanzenschutz-Anwendungs-Manager“ werden Schlüsseltechnologien für die Pflanzenschutzempfehlungen, eine Fahrerunterstützung bei der Befüllung der Spritze, die Ausbringung im Feld unter automatisierter Berücksichtigung von Abstandsauflagen sowie deren lückenlose Dokumentation integriert.
Der Pflanzenschutz-Anwendungs-Manager ist laut Darstellung der beiden Unternehmen eine präzise und sichere Lösung zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft. Der Ackerbauer werde dabei praxisnah unterstützt, die gesetzlichen Abstandsauflagen automatisiert einzuhalten. Für Praktiker stelle das Gesamtsystem erstmalig eine Option dar, um den
Pflanzenschutz von der Befallsdiagnose über die Mittelempfehlung und rechtskonforme Anwendung bis hin zur Dokumentation zeitnah und effizient zu erledigen.
Seit 2014 besteht zwischen der BASF und John Deere ein Kooperationsvertrag über die gemeinsame Entwicklung integrierter Lösungen für die Präzisionslandwirtschaft. Ziel dieser nachhaltigen Lösungen ist eine erhebliche Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft.
Mit Gold ausgezeichnetEine neutrale Expertenkommission der
DLG hatte bereits Anfang September das neu entwickelte System mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Unter 311 Einreichungen wurden fünf Neuheiten - darunter auch „Connected Crop Protection mit Pflanzenschutz-Anwendungs-Manager“ - mit Gold prämiert. Die offizielle Auszeichnung findet am 9. November im Rahmen der
Agritechnica in Hannover statt.
Neben der BASF und John Deere sind in der Entwicklung des Anwendungs-Managers das Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion (ISIP), die Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz (ZEPP), das Julius-Kühn-Institut (
JKI) und das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (
KTBL) involviert. Gefördert wird das Projekt durch das Bundeslandwirtschaftsministerium. (AgE)