Davor hat der Deutsche
Bauernverband (DBV) am Freitag (12.8.) gewarnt. Wenn es nicht demnächst durchgehend regne, seien Ertragseinbußen von 30 % bis 40 % zu befürchten, erklärte Verbandspräsident
Joachim Rukwied gegenüber der Presse.
Die
Getreideernte sei zwar für dieses Jahr auf der Zielgeraden, aber die Ernten der Herbstkulturen wie Kartoffeln und Zuckerrüben stünden noch aus. „Ich will nicht ausschließen, dass insbesondere Kulturen, die im Herbst geerntet werden, noch Preissteigerungen erfahren“, so Rukwieds Einschätzung. „In Summe belastet natürlich die Witterungssituation unsere Betriebe“, brachte es der
Bauernpräsident auf den Punkt. Die Landwirte kämpften im Moment an vielen Fronten.
Die
Düngemittelpreise seien vier Mal höher als vor einem Jahr, die Energiekosten doppelt so hoch. Außerdem seien die Futtermittel teurer geworden. Hinzu komme jetzt, dass die
Grasnarbe auf den Grünflächen in einigen Regionen braun sei. „Da wächst überhaupt nichts nach“, so Rukwied. Deshalb seien einige
Betriebe bereits gezwungen, ihre Wintervorräte zu verfüttern, da sie kein
Grünfutter mehr einbringen könnten.
Der Verbandspräsident hob hervor, dass sich die Landwirtschaft zwar mit wasser- und bodenschonenden Verfahren auf trockenere und heißere Sommer einstelle. Letztlich sei aber zu befürchten, dass die Landwirtschaft durch die
Klimaveränderung zukünftig nicht mehr das Ertragsniveau der 1990er Jahre werde erreichen können.
Auf die praktisch abgeschlossene Halmgetreideernte hatte die längere Dürrephase offenbar keine gravierenden Auswirkungen. In seiner letzten Schätzung bezifferte der
DBV Anfang August das Winterweizenaufkommen auf 21,38 Mio. t, womit das Vorjahresniveau um gut 1 % überschritten wäre. Die Wintergerstenernte veranschlage er auf 9,17 Mio. t; das wären 3 % mehr als 2021.
Ordentliche Erntemengen in NiedersachsenEine Warnung vor deutlichen Ertragseinbrüchen durch die anhaltende
Dürre kam auch aus Niedersachsen. „Schwierig werden wird es bei Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln. Da rechnen wir wegen der Trockenheit mit erheblichen Ertragseinbrüchen“, sagte der Vizepräsident des Landvolks, Ulrich Löhr, vergangene Woche der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Insbesondere für die
Kartoffelernte sei es derzeit einfach zu heiß und zu trocken.
Insgesamt zeigte sich der Vizepräsident aber „positiv überrascht von den ordentlichen Erntemengen in Niedersachsen“. Nicht festlegen wollte er sich, ob die Verbraucher mit Preissteigerungen rechnen müssen. „Die Erzeugerpreise werden bei einzelnen landwirtschaftlichen Produkten sicher steigen, aber da der Preis auch von der Qualität der Ware bestimmt wird, muss selbst das nicht sein“, erklärte der Vizepräsident. Immerhin kann Löhr der Trockenheit auch etwas Gutes abgewinnen - es gebe in den Pflanzenbeständen wegen der Trockenheit weniger Krankheiten. „Die Qualität stimmt“, so der Landvolk-Vize.
Körnermais in den HäckslerIrreversible Schäden bei Herbstkulturen sieht schon jetzt der Deutsche Wetterdienst (DWD). Die anhaltende Trockenheit in Deutschland dürfte zwar kaum noch Auswirkungen auf die zu Ende gehende Halmgetreideernte haben, dafür aber umso mehr auf Mais und Zuckerrüben, deren Wasserbedarf im Laufe des Sommers deutlich ansteige, erklärten die Wetterexperten in einem Rückblick auf den Monat Juli.
Bei diesen Kulturen seien in den letzten Wochen immer deutlicher teils irreversible Schäden sichtbar geworden. Inzwischen werde in einigen Regionen der erste Körnermais als
Silomais gehäckselt, um wenigstens die Grünmasse noch retten zu können, da der Kornertrag erheblich zu niedrig wäre. Auch das Grünland sei im Juli zusehends verdorrt und werde seinem Namen vielerorts angesichts einer verbreiteten Braunfärbung nicht mehr gerecht, berichtete der DWD.
Gebietsweise sei einer der üblichen Grünlandschnitte ausgefallen. Nicht besser sehe es bei vielen Bäumen und Sträuchern aus, wo der Trockenstress immer deutlicher sichtbar werde. Im Obstbau seien teils Schäden durch Überhitzung der Früchte bei gleichzeitigem Wassermangel hinzugekommen, der sogenannte Sonnenbrand.
Globales PhänomenDie bereits seit Mai 2022 deutlich zu trockene Witterung hat dem Wetterdienst zufolge in Verbindung mit überdurchschnittlichen Temperaturen und Sonnenstunden die Böden stark austrocknen lassen, wobei die
Bodenfeuchte einen ähnlichen Verlauf genommen hat wie im Dürrejahr 2018. Die anhaltende Trockenheit habe sich auch wieder zunehmend negativ auf die Landwirtschaft ausgewirkt, allerdings bisher noch nicht ganz so gravierend wie 2018.
Besonders stark seien die Böden im Osten und in den Beckenlagen des Südwestens ausgetrocknet, so die Wetterexperten. Im äußersten Norden und Süden habe die Bodenfeuchte hingegen nicht ganz so niedrige Werte erreicht. Mittlerweile hat sich die Trockenheit zu einem globalen Phänomen ausgeweitet.
Der EU-Klimadienst Copernicus teilte am Montag (8.8.) mit, dass der Juli 2022 weltweit gesehen einer der drei wärmsten seit dem Beginn der Aufzeichnungen gewesen sei. Die Durchschnittstemperatur habe fast 0,4°C über dem Referenzzeitraum 1991 bis 2020 gelegen. In weiten Teilen Europas sei der Juli 2022 trockener gewesen als der Durchschnitt, mit lokalen Niederschlagsrekorden im Westen und Trockenheit in mehreren Gebieten im Südwesten und Südosten.