„Die Wasserversorgung und die Bodenart spielen in diesem Jahr eine entscheidende Rolle für die Erntemengen in Bayern. Das zeigen die ersten Druschergebnisse bei der Wintergerste“, sagt der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes Walter Heidl auf der heutigen Erntepressefahrt in Andechs.
Besonders auf leichten Standorten mit sandigen Böden hat die Junitrockenheit deutliche Spuren in Form von Mindererträgen bei der
Wintergerste hinterlassen. Dagegen konnten auf Standorten mit schweren Lehm- und Tonböden hohe Erträge bei Wintergerste erzielt werden. Auch bei den anderen Getreidearten und Raps erwartet der Bauernpräsident ein ähnlich heterogenes Bild. Insgesamt rechnet der Bayerische
Bauernverband mit einer
Getreideernte auf dem Vorjahresniveau.
Im vergangenen Jahr ernteten die bayerischen Getreideerzeuger 6,9 Millionen Tonnen Getreide (ohne Körnermais). Der langjährige Durchschnitt liegt bei 6,7 Millionen Tonnen Getreide. „Neben der Menge ist aber die Qualität entscheidend, ob es eine zufriedenstellende Getreideernte wird.
Nur wenn das Wetter in den nächsten Wochen der Ernte passt, kann Weizen oder Gerste die Qualitäten erfüllen, die zum Brot backen oder Bier brauen gebraucht wird“, betont Heidl. Deshalb sei der größte Wunsch der Getreide- und Rapsbauern, dass sich stabiles Sommerwetter einstellt: Eine schöne, warme und vor allem trockene Wetterperiode von Ende Juli bis Mitte August wäre für eine reibungslose Ernte optimal.
Regionale Unterschiede
Nach einem milden und sehr trockenen Winter startete die Vegetationsphase im Frühjahr circa 10 bis 15 Tage früher als sonst üblich. Hohe Niederschlagsmengen sowie kühle Temperaturen im Mai sorgten großteils für gute Wachstumsbedingungen bei Getreide und Raps. Die
Hitzewelle zu Pfingsten sowie die von Juni bis Anfang Juli andauernde Trockenperiode machte besonders auf den leichten Standorten die Hoffnung auf hohe Hektarerträge zunichte.
Die Messstellen der Agrarmeteorologie Bayern zeigen, dass im Juni in vielen Regionen nur 25 bis 35 Prozent der sonst üblichen Niederschlagsmengen gefallen sind. Die Getreide- und Rapsbestände auf schweren Standorten, welche ein hohes Wasserhaltevermögen haben, scheinen dagegen die Trockenphase gut überstanden zu haben. „Dort erwarten die Getreidebauern durchschnittliche bis überdurchschnittliche Hektarerträge“, sagt Heidl.
Pflanzen düngen und schützen
Sorge bereite den Ackerbauern neben den Witterungseinflüssen zunehmend der politische Regulierungswahn, sagt Hermann Greif, Vorsitzender des Landesfachausschusses für pflanzliche Erzeugung und Vermarktung.
„Aufgrund unserer klimatischen Voraussetzungen können wir bei hohen Erträgen sehr gute Getreidequalitäten erzeugen. Dazu müssen die Kulturen aber weiterhin nach ihrem Nährstoffbedarf gedüngt sowie die gegebenfalls auftretenden Krankheiten nach dem Schadenschwellenprinzip bekämpft werden können. Starre Obergrenzen, wie sie die
EU-Kommission fordert, hätten zur Folge, dass wir in Bayern keinen Brotweizen mehr erzeugen können“, betont Greif.
Gibt man bei der Zulassung von Pflanzenschutzmittel das bewährte Prinzip der Toxikologie – die Dosis macht das Gift – auf und bewertet nur noch die chemischen Eigenschaften des reinen Wirkstoffes, würden Schätzungen zufolge drei Viertel der aktuell zugelassen
Fungizide zukünftig nicht mehr anwendbar sein. Hermann Greif: „Die Politik muss sich bewusst werden, dass sie mit ihren überzogenen Forderungen den Ackerbaustandort Deutschland gefährdet.“
Ein weiteres Thema, das Greif umtreibt, ist das Sortenprüfwesen. „Saatgut ist ein essenzielles Produktionsmittel. Es bildet den Grundstein des pflanzenbaulichen Erfolg. Sie haben sich für ein unabhängiges und flächendeckendes Sortenprüfwesen in Bayern eingesetzt. Ich gehe davon aus, dass die Landessortenversuche nicht den Stellenabbau zum Opfer fallen“, wendet sich Greif direkt an Staatsminister Brunner.
Weltweite Ernteprognosen sorgen für Preisdruck
Die Preise für Getreide und Raps befinden sich nach Aussage von Greif heute unter dem Ausgangsniveau vor der Ernte 2013. Verantwortlich für den Preisdruck sind die hohen Ernteerwartungen weltweit. Egal ob man die Meldungen aus der Schwarzmeerregion, aus Nordamerika oder aus dem Rest Europas nimmt, es scheint in allen wichtigen Anbaugebieten keine nennenswerten Ausfälle zu geben.
„Weltweit soll die Produktion den Verbrauch decken. Allerdings geraten dann in der Erntezeit unsere
Erzeugerpreise unter Druck. Wir erwarten aber eine ähnliche Entwicklung wie im Vorjahr: Nach der Ernte erholen sich die Preise Stück für Stück“, sagt Greif. Dies sei auch dringend notwendig, damit die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Kosten für Maschinen, Betriebsmittel sowie Flächen gedeckt werden können. (bbv)