Trotz des langen Winters und des nassen Frühjahrs waren die Aussichten Anfang Juli noch gut: Wegen des größeren Anbaus von ertragreichem Wintergetreide hatte es so ausgesehen, als könnten die bayerischen Bauern in diesem Jahr eine
Getreideernte knapp über dem langjährigen Mittel einfahren.
Doch bereits jetzt zeigt sich bei der Ernte der
Wintergerste, dass die Erträge weit unter den Erwartungen liegen. „Nach vier Wochen fast ohne Regen spitzt sich die Lage auf den Feldern immer weiter zu“, sagt BBV-Präsident Walter Heidl. Einer aktuellen
Umfrage des Bayerischen Bauernverbandes zufolge werden Landwirte deutliche Ertragseinbußen hinnehmen müssen.
Sorgenvoller Blick in den Wetterbericht
Der Blick in den
Wetterbericht für das Wochenende treibt den Landwirten weitere Sorgenfalten ins Gesicht. „Bei 35 Grad und mehr werden die Getreidebestände regelrecht ausdörren“, sagt Heidl. Besonders betroffen sei im Moment der Winterweizen. Er ist mit einer Anbaufläche von mehr als 530.000 Hektar die bedeutendste Getreidekultur in Bayern.
Übermäßige Wasserversorgung hat dazu geführt, dass die Pflanzen kein ausreichendes Wurzelwerk entwickelt haben. Das hat fatale Folgen: „Die Pflanzen können kein Wasser aus tieferen Bodenschichten aufnehmen und verdursten jetzt förmlich“, sagt Heidl. Der Weizen geht deshalb in die Notreife und die Körner bleiben klein und leicht.
Gleiches gilt auch für Roggen, Triticale, Sommergerste oder Raps. Katastrophal könnte die Trockenheit auch für die Kartoffelbauern werden: „Wir rechnen mit Einbußen von 25 Prozent und mehr“, sagt Heidl. Bleibt es trocken und heiß, werde es weitere Ertrags- und Qualitätseinbußen geben.
Preisdruck an internationalen Märkten
Aber nicht nur Ertragseinbußen, sondern auch die internationalen Märkte machen den Landwirten Sorgen: Aktuell sind die Preise für Weizen und andere Getreidearten an den Warenterminbörsen in Chicago und Paris unter Druck geraten. Schuld sind laut Marktanalysten überzogene Ernteprognosen.
„An den Börsen spekuliert man auf eine sehr gute Ernte. Doch es muss sich erst zeigen, ob die Erwartungen wirklich erfüllt werden“, sagt Heidl. Er geht davon aus, dass die hohe Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten im weiteren Verlauf des Wirtschaftsjahres wieder zu festeren Preistendenzen führt. „Weltweit wächst die Nachfrage. Die Lagerbestände beim Weizen werden weiter abgebaut und auch beim Mais ist die Versorgungslage knapp“, sagt Heidl.
Eine Trendwende könnte eintreten, sollte die
Maisernte in den USA kleiner als gedacht ausfallen: „Da muss schon wirklich alles passen, dass die Amerikaner die vorhergesagte Maismenge tatsächlich einfahren können.“ (bbv)